Strom

„Nicht nur untereinander reden“

Es führt kein Weg an einer verstärkten Kooperation von ÜNB und VNB vorbei. Doch sollten auch die Marktpartner einbezogen werden.
06.03.2018

"Es gibt keinen Zweifrontenkrieg", unterstrich Patrick Wittenberg, Leiter Strategische Netzwirtschaft/Netzentgelte bei Innogy am Dienstagnachmittag beim Fachkongress "Treffpunkt Netze" des BDEW.  Er unterstrich ebenso wie Peter Hoffmann von Tennet und Thomas Müller von de NHF Netzgesellschaft Heilbronn-Franken die Notwendigkeit eines verstärken Zusammenarbeit von Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) und Verteilnetzbetreibern (VNB).

Hierzu gibt es viele Ansätze, beispielsweise in der Kooperation von 50 Hertz und der ARGE Flächennetzbetreiber Ost, von Westnetz und Amprion oder im Rahmen von geförderten Sinteg-Projekten. "Beispielsweise ist klar, dass auch ein ÜNB flexible Redispatchkapazitäten benötigt, die auch vom VNB bereitgehalten werden. Doch muss klar sein, dass ein ÜNB nicht einfach eingreift und einen Hebel umschaltet, ohne dass ein VNB dies weiß und die entsprechenden Daten zur Verfügung hat", so Wittenberg. Hierbei sieht er verschiedene Möglichkeiten, beispielsweise dass der VNB ein Vetorecht hat oder über ein Aggregationsmodell, wo ein ÜNB dem VNB sagt, was er an Flexibilitäten braucht.

Automatisierte Lösungen finden

"Ich bin der Überzeugung, dass wir jetzt auf einem guten Weg der Synthese sind, um die Bedürfnisse des ÜNB und des VNB zu berücksichtigen", unterstrich Tennet-Manager Hoffmann. "Die finale Lösung hierfür habe ich noch nicht, doch Ampelkonzepte können sehr vernünftig sein", sagte er. Allerdings müssten in einer digitalisierten Energie- und Netzwelt automatisierte Lösungen gefunden werden, die sehr reaktionsschnell arbeiten. Dies biete ja auch die Chance, dass eventuelle Netzeingriffe später stattfinden können und damit das Netz besser ausgelastet wird. "Anrufen und Fax schicken passt ja nicht mehr," so Hoffmann.

Hürde Unbundling

Eine weitere Herausforderung sahen alle Experten darin, auch verstärkt mit Marktpartnern zu sprechen und zu kooperieren. Sei es mit Anbietern von Flexibilitäten, von Arealnetzen oder im Smart-Home-Bereich. "Wenn wir nur untereinander reden reicht dies nicht aus", so Wittenberg. Allerdings steht der Kooperation mit Marktpartnern oft das Unbundling entgehen, betonte NHF Geschäftsführer Müller. Nötig sei, dass VNBs aktiv mitgestalten dürfen, sei es bei Smart-Grids oder beim Speicherbetreib und der Beschaffung von Flexibilitäten "Dienen war gestern, gestalten ist heute", so Müllers Motto für zukunftsfähige VNBs. (hcn)