Strom

Öko-Damm mit europaweitem Vorbildcharakter

Das Projekt INADAR führt eine Dammsanierung der innovativen Art durch: Statt auf der Landseite findet der Hochwasserschutz direkt am Ufer statt.
08.05.2018

An der Staustufe Offingen haben die Projektpartner die ökologische Dammsanierung bereits vor etwa einem Jahr abgeschlossen. Wie auch in Oberelchingen gestaltete BEW hier neue naturnahe Uferstrukturen, legte Inseln an und brachte Wasserbausteine und Totholz ein. Auf diese Weise sind auf den Sedimenten naturnahe Strukturen und damit wertvolle neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen entstanden.

Die Bayerischen Elektrizitätswerke (BEW), eine Tochter der Lechwerke, hat in den vergangenen zwei Jahren an den Staustufen Offingen und Oberelchingen in Bayern sogenannte Öko-Bermen eingebaut und damit eine besondere Art der Dammsanierung realisiert. Denn bisher war die Sanierung von Dämmen mit erheblichen Eingriffen in die Natur und langwierigen Genehmigungsverfahren verbunden. Hier setzt nun das Pilotprojekt INADAR (Innovative approach for dam restoration) an, das im Rahmen des Programms LIFE von der EU gefördert wird.

Der Platz für den Hochwasserschutz entsteht dabei nicht auf der Landseite sondern direkt am Ufer. So werden die angrenzenden Donauauwälder geschont und der Uferbereich gleichzeitig ökologisch aufgewertet. "Das Projekt war 2015 bundesweit das einzige LIFE-Projekt aus dem Bereich Umwelt, das bewilligt wurde", betont der Europaabgeordnete und CSU-Bezirksvorsitzende Markus Ferber. Das Konzept könne Vorbild für viele ähnliche Vorhaben in Europa sein, so Ferber.

Bewährtes Konzept

Inzwischen sind die Baumaßnahmen offiziell abgeschlossen. Das begleitende Monitoring wird noch bis 2019 dauern. Die Sanierungsarbeiteten gliederten sich im Wesentlichen in zwei Bauabschnitte: Im ersten – technischen – Schritt wurde der Damm verbreitert bzw. erhöht und auf der Wasserseite mit Wurzelschutzmatten ausgestattet. Diese schützen die Dämme der Staustufe über eine Dichtungsfunktion. Anschließend wurden Kies und Sedimente aufgeschüttet. Im zweiten Schritt hat BEW die ökologischen Maßnahmen in Angriff genommen und die Uferbereiche neu gestaltet. Mit Hilfe von Totholz und Wasserbausteinen entstanden auf den Sedimenten naturnahe Strukturen und damit neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere.

Das Prinzip der Öko-Berme hat sich bereits bewährt: Ergebnisse von Musterstrecken, die BEW bereits bei Leipheim, Günzburg und Offingen gebaut hat, waren positiv. In Günzburg wurden daraufhin auf einer Länge von 800 Metern eine Öko-Berme realisiert, die allerdings nicht Teil des EU-Projekts ist. Die konkreten Auswirkungen werden wissenschaftlich untersucht, ebenso die Effekte auf die Dammstabilität sowie die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens. Dies übernimmt die Universität Innsbruck und das Aueninstitut Neuburg, die das Projekt bis 2019 begleiten.

Musterbeispiel für Europa

Ziel ist es, neben einem verbesserten Hochwasserschutz und ökologischen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen, das Verfahren auf vergleichbare Flüsse in Europa zu übertragen und die Genehmigungsverfahren zu vereinfachen, erklärt BEW-Geschäftsführer Frank Pöhler. Weitere Partner des Projekts sind zudem die Technische Universität München und der Fachverband der Strom- und Wärmeerzeuger VGB PowerTech

Die Gesamtkosten für die beiden Vorhaben belaufen sich auf rund 1,4 Mio. Euro. Die EU unterstützt den ökologischen Teil mit 600 000 Euro, die restlichen Kosten trägt die Obere Donau Kraftwerke AG (ODK), die Eigentümerin der Kraftwerke in Offingen und Oberelchingen. Deren Vorsitzender des Aufsichtsrats, Georgios Stamatelopoulos, betont, wie wichtig Dämme und Deiche für den Hochwasserschutz sind. Die beiden Kraftwerke gehören zu den sechs leistungsstarken Donaukraftwerken der ODK, die zu 60 Prozent der Rhein-Main-Donau GmbH und zu 40 Prozent der EnBW gehört. Insgesamt erzeugen sie jährlich etwa 290 Mio. kWh Strom. Betrieben werden die Wasserkraftwerke von BEW und von deren Zentralwarte in Gersthofen bei Augsburg aus ferngesteuert. (sg)