Strom

„Ortsnetze beobachtbarer machen“

Nötige verstärkte Investitionsanreize für energiewendetaugliche Netze fordert Felix Matthes vom Öko-Institut. Zentral ist die Digitalisierung der Ortsnetze.
31.01.2018

Felix Matthes vom Öko-Institut

„Alles, was wir heute über eine nötige Flexibilisierung und Flexmärkte gehört haben, kann nur umgesetzt werden, wenn wir die Ortsnetze beobachtbarer machen.“ Dies betonte Bastian Pfarrherr, Leiter Innovationsmanagement bei Stromnetz Hamburg am Dienstagabend bei der Conexio-Tagung „Zukünftige Stromnetze für erneuerbare Energien 2018“ in Berlin. Im Mittelpunkt einer Diskussionsrunde standen sowohl kurzfristig nötige Maßnahmen als auch langfristige Herausforderungen, um die Netze fit für die Zukunft zu machen.

Ortsnetze auf die neue Welt vorbereiten

„Ich muss erst mal meine Netze auf die neue Welt vorbereiten. So weiß ich beispielsweise bisher nicht einmal, wie viel private Ladestationen in unserem Netzbereich angeschlossen sind“, sagte Pfarrherr. „Wir müssen jetzt mit entsprechenden Maßnahmen anfangen, denn wir werden als Erste die Auswirkungen eines Ausbaus der E-Mobilität zu spüren bekommen“, unterstrich er. So laufe derzeit ja auch die Elektrifizierung der Hamburger Busflotte im größeren Stile an. Geplant ist ein erster reiner E-Busbahnhof für 200 vollelektrische Busse mit einer Anschlussleistung von bis zu 20 MW. Bis 2030 soll die gesamte Busflotte der Hamburger Hochbahn mit 1600 Fahrzeugen elektrifiziert werden. Derzeit liefen intensive Gespräche mit der Bundesnetzagentur über die Finanzierung von Maßnahmen zur intelligenten Aufrüstung des Ortsnetzes, berichtete Pfarrherr. Mehr Details hierzu wollte er allerdings nicht nennen.

Netzanschlüsse versteigern

Einen größeren Bogen spannte Felix Matthes, Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik beim Öko-Institut in Berlin. Die bisherige Netzplanung und Netzfinanzierung werde den künftigen Anforderungen zur Integration großer Mengen erneuerbarer Energien und von Prosumern nicht gerecht. „Wir brauchen einen Perspektivwechsel und neue Steuerungsinstrumente. Die 20 GW Kohlekraftwerke, die innerhalb der nächsten Jahre vom Netz gehen sollen, beeindrucken mich nicht. Aber mich beeindrucken die 65 Prozent erneuerbaren Stroms bis zum Jahr 2030 und Veränderungen auf der Nachfrageseite, das ist der Hammer“, sagte Matthes. Nötig sei es, den Netzausbau und das Netzmanagement vom Ziel der Energiewende her zu denken und langfristig zu planen, die gelte auch für die Verteilnetze. Es müssten verstärkt Investitionsanreize und Preissignale für energiewendetaugliche Netze geschaffen werden. So plädierte Matthes dafür, künftig Netzanschlusskapazitäten zu versteigern, um Engpässe zu vermeiden. (hcn)