Strom

Rheinwasser hat Temperatur von 28 Grad Celsius erreicht

Rheinland-Pfalz zeigt sich wegen der Temperatur des Rheins besorgt. Deswegen sollen Kraftwerksbetreiber und Unternehmen weniger Rheinwasser zur Kühlung nutzen.
07.08.2018

Bei Niedrigwasser können die Rheinschiffe nicht mehr die volle Ladekapazität ausnutzen.

Die steigende Temperatur des Rheins hat nach Einschätzung von Rheinland-Pfalz eine besorgniserregende Lage erreicht. Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) reagierte am Montag darauf und forderte Unternehmen wie die BASF und das Kraftwerk Mainz-Wiesbaden auf, weniger Rheinwasser zur Kühlung zu nutzen. «Das warme Wasser hat negative Auswirkungen auf das Ökosystem im Fluss», sagte Höfken. Nach Angaben der Bundesanstalt für Gewässerkunde lag die Temperatur des Rheins am Montag bei etwa 28 Grad an Messstellen in Mainz und Koblenz. Höfken rechnet aber noch nicht mit einem Fischsterben. Der Sauerstoffgehalt im rheinland-pfälzischen Teil des Rheins sei hoch und die Abflussmenge ausreichend.

An diesem Dienstag soll die Hitzewelle nach Prognosen des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach mit Temperaturen bis 39 Grad ihren Höhepunkt erreichen. Dann könnte es zu teils kräftigen Schauern und Gewittern kommen. Nennenswerte Abkühlung verspricht das aber nicht: Mit Höchstwerten bis 33 Grad bleibt es nach DWD-Angaben auch am Mittwoch und Donnerstag warm.

BASF drosselt Produktion leicht

Die BASF hatte bereits in der vergangenen Woche wegen der hohen Temperatur und des gesunkenen Rheinpegels einen Teil ihrer Produktion gedrosselt. Sie hatte deshalb die Möglichkeit von Lieferengpässen gesehen. «Wir sind im ständigen Austausch mit der Behörde», sagte ein Sprecher. Nach Angaben des Energiekonzerns gibt es eine gesetzliche Vorgabe, nach der nur eine begrenzte Menge Kühlwasser entnommen werden darf, nämlich 225 000 Kubikmeter pro Stunde. Derzeit werden dem Sprecher zufolge 221 000 Kubikmeter Wasser pro Stunde entnommen.

Fische, Muscheln und andere Gewässerorganismen können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren. «Die Folge daraus ist, dass sie kräftiger atmen müssen», erklärte die Umweltministerin. «Für Fische und für Wirbellose wie etwa Muscheln ergibt sich hieraus eine zunehmend gefährliche Stresssituation.» Darum müssten alle Maßnahmen ergriffen werden, die die Situation entschärfen könnten.

Vereinzelt finden sich erste tote Fische

Insbesondere Fische litten unter den hohen Wassertemperaturen, sagte der Leiter des Referats Gewässerökologie und Fischerei beim Landesamt für Umwelt, Lothar Kroll, der Deutschen Presse-Agentur. Wegen der hohen Temperaturen verbrauchten sie mehr Energie zum Atmen, fräßen aber weniger und würden dadurch zunehmend «hinfälliger». Vereinzelt seien bereits tote Fische in der Nähe von Altrhein-Gewässern gefunden worden.

Der Wasserstand des Rheins sinkt durch die anhaltende Trockenheit weiter: In Kaub lag der Wasserstand am Montag bei 74 Zentimeter. Um die tatsächliche Tiefe der Fahrrinne zu ermitteln, müsse man als Faustregel 1,12 Meter addieren, sagte Ralf Schäfer vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Bingen. Die Fahrrinne bei Kaub sei also derzeit etwa 1,86 Meter tief. Für diesen Freitag prognostiziert er einen Pegel von 63 Zentimetern. «Das ist aber noch weit von dem Rekordjahr 2003 entfernt», sagte Schäfer. Damals lag der Kauber Pegel bei 34 Zentimeter.

Bei Niedrigwasser kommt es zu einer schnelleren Erwärmung

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Rheinland-Pfalz warnte vor einem weiteren Temperaturanstieg aufgrund der niedrigen Wasserstände. «Je weniger Wasser in den Flüssen ist, desto schneller erwärmen sie sich», sagte eine Sprecherin. Um «große ökologische Schäden» zu verhindern, forderte sie einen Stopp der Einleitung von Industriebetrieben und Kraftwerken. Eine längere Überschreitung der für die Gewässerökologie gefährlichen Temperatur von 28 Grad kann nach Ansicht des BUND große ökologische Schäden verursachen. (dpa/al)