Tennet: Dritter Bauabschnitt der Westküstenleitung in Betrieb genommen
Der Ausbau der Stromautobahnen in Schleswig-Holstein kommt voran: Am Mittwoch ist in Husum der rund 46 Kilometer lange dritte Bauabschnitt der Westküstenleitung von Heide nach Husum in Betrieb genommen worden. "Es ist ein guter Termin, weil viel schöner, sauberer, schleswig-holsteinischer Strom in die Systeme integriert werden und ganz konkret das Klima schützen kann", sagte Staatssekretär Tobias Goldschmidt, der Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht bei dem Termin vertrat.
"Die Westküste Schleswig-Holsteins spielt eine zentrale Rolle für die Energiewende in Deutschland", sagte der Geschäftsführer des Netzbetreibers Tennet, Tim Meyerjürgens. Mit dieser Leitung werde der Windstrom von der Küste eingesammelt. Damit werde sowohl die regionale Versorgung als auch der Transport von grünem Strom in Richtung Süden gesichert.
Vierter Bauabschnitt voraussichtlich 3. Quartal 2022
Die 380-Kilovolt-Freileitung wird über insgesamt rund 140 Kilometer zwischen Brunsbüttel und der dänischen Grenze und von dort weiter nach Dänemark verlaufen. Der vierte Bauabschnitt zwischen Husum und Klixbüll wird voraussichtlich im dritten Quartal 2022 fertiggestellt sein. Der letzte Abschnitt bis zur dänischen Grenze soll 2023 in Betrieb genommen werden. Der erste Bauabschnitt zwischen Brunsbüttel und Süderdonn ist seit Dezember 2016 in Betrieb, der Abschnitt zwischen Süderdonn und Heide seit 2019. Neben der sogenannten Mittelachse ist die Westküstenleitung eines der wichtigsten Projekte beim Ausbau der Stromnetze im Norden. Insgesamt investiert Tennet früheren eigenen Angaben zufolge rund drei Milliarden Euro in den Onshore-Netzausbau in Schleswig-Holstein – ohne die Projekte NordLink und SuedLink.
Der Netzausbau sei heutzutage wichtiger denn je, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende von SH Netz, Matthias Boxberger. Bis 2035 werde mit einem Anstieg von heute 9000 auf 19.000 Megawatt Leistung bei Windkraft- und Photovoltaikanlagen gerechnet. "Diese Anlagen haben 2020 bereits etwa 175 Prozent des zur rechnerischen Vollversorgung von Schleswig-Holstein nötigen Grünstroms produziert." Die neuen Stromautobahnen stellten sicher, dass der im nördlichsten Bundesland produzierte Strom nicht nur hier, sondern auch über die Landesgrenze hinaus genutzt werden könne.
Die Trasse des dritten Bauabschnittes verläuft vielerorts entlang der bisherigen 110-kV-Leitung der SH Netz. Diese Leitung wurde nun auf einer Länge von fast 32 Kilometern auf den Masten der Höchstspannungsleitung mitgenommen. Dadurch können 96 alte 110-kV-Masten abgebaut werden. Auch auf den bisherigen Abschnitten konnten viele alte Masten abgebaut werden.
Nicht schön, aber notwendig: Verbände an Bord
"Die Westküstenleitung ist insgesamt nicht schön in der Landschaft, aber notwendig für die Energiewende", sagte der Leiter des WWF Wattenmeerbüros, Hans-Ulrich Rösner. Deshalb habe sich für den WWF und die anderen Umweltverbände nicht die Frage des Ob, sonders des Wie gestellt. Sie seien frühzeitig im Dialogverfahren eingebunden gewesen und hätten gesagt, es müsse ein Maximum an Ausgleich erfolgen. Und da sei das passiert, was Routine sei, die Aufforstung von Flächen und das Anlegen von Blühstreifen beispielsweise.
Aber viel entscheidender seien die Vogelschutzmarker entlang der gesamten Strecke, die Mitnahme der 110-kV-Leitungen auf den neuen Masten und der Rückbau der alten Masten. Sehr wichtig sei vor allem die Unterquerung der Eider mit einem Erdkabel. So kann die alte Freileitung bis Ende 2022 abgebaut werden. Dadurch könne der für den Vogelschutz und -zug wichtige Bereich der Eider entlastet werden, sagte Rösner. (dpa/gun)