Strom

Tennet warnt vor falschem Speicherzubau

Batteriespeicher können dazu beitragen, das Stromnetz zu stabilisieren. Aber dafür ist entscheidend, wo sie stehen, wie eine neue Studie zeigt.
11.12.2024

Derzeit werden zahlreiche Großbatteriespeicher in Deutschland geplant und gebaut. (Mithilfe von Künstlicher Intelligenz generiertes Bild)

Damit Großbatteriespeicher dazu beitragen, das Energiesystem zu stabilisieren, ist der Standort entscheidend. So kommt es etwa auf regionale Häufung von Batteriespeichern an, auf den aktuellen Stand des Netzausbaus in der jeweiligen Region und die Nähe zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Das zeigt die neue Studie "Quo Vadis, Großbatteriespeicher?" des Übertragungsnetzbetreibers Tennet auf.

Wichtig sei außerdem, dass regulatorische Anreize so gesetzt würden, dass Batteriespeicher netzdienlich betrieben würden, heißt es darin. Bisher laden Speicher in der Regel bei niedrigen Strommarktpreisen und entladen bei hohen Preisen. Das könne Netzengpässe sogar noch verschärfen, warnen die Studienautoren.

Netzeingriffe minimieren

"Wir sehen Batteriespeicher als eine zentrale Technologie im künftigen Energiesystem", wird Tim Meyerjürgens, COO von Tennet, in einer Mitteilung zitiert. Für den netzdienlichen Betrieb von Speichern brauche es allerdings "dringend" einen "verbindlichen regulatorischen Rahmen".

Erst dann könnten Batteriespeicher genutzt werden, um "teure Netzeingriffe zu minimieren", so Meyerjürgens weiter. Außerdem könnten sie dann ebenfalls die Systemsicherheit bei hohem Erneuerbaren-Anteil stärken und dabei helfen, den "Netzausbau passgenau zu dimensionieren".

Vorerst keine Speicher im Norden

Im eigenen Netzgebiet hält Tennet bis 2027 die Ansiedlung von Großbatteriespeichern vor allem in Bayern, Hessen (außer Frankfurt) und im südlichen Teil Niedersachsens für sinnvoll. Großes Potenzial gebe es dort wegen der Nähe zur Solarstromerzeugung. Außerdem würden hier bislang weniger Anfragen für Speicherprojekte als im Norden vorliegen.

In Schleswig-Holstein und Niedersachsen könnte ein weiter beschleunigter Aufwuchs hingegen Netzengpässe zusätzlich verschärfen – vorausgesetzt, die Speicher orientieren sich weiterhin ausschließlich an Signalen aus dem Markt und werden nicht netzdienlich betrieben.

Nach und nach könnten Batteriespeicher aber auch im Norden systemdienlich eingesetzt werden. Und zwar, wenn der Netzausbau voranschreitet und der Erneuerbaren-Anteil im Energiesystem weiter anwächst. Langfristig hält Tenent eine gleichmäßige Verteilung von Batteriespeichern im eigenen Netzgebiet für sinnvoll.

Anfragen über 39 Gigawatt

Die Netzbetreiber gehen im aktuellen Szenariorahmenentwurf für den Netzentwicklungsplan (NEP) 2037/2045 (2023) davon aus, dass bis 2045 Großbatteriespeicher mit einer Gesamtleistung von 54,5 Gigawatt errichtet sein könnten. Allein im eigenen Netzgebiet verzeichnet Tennet derzeit Anschlussanfragen für Batteriespeicher mit einer Leistung von 39 Gigawatt in 115 Projekten. Die Tendenz sei "stark steigend". (jk)

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