Strom

VDE FNN treibt Übergang zu SF6-freien Schaltanlagen voran

Der VDE FNN empfiehlt, schrittweise Schwefelhexafluorid-freie Technologien in Schaltanlagen und Transformatorenstationen einzuführen.
29.05.2021

VDE FNN unterscheidet die Übergangszeiten für Anlagen in der Mittelspannung nach Anwendungen für Innen- und Außenräume sowie Spezialanwendungen, wie Generatorschalter.

Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) forciert die klimaschonende Übertragung und Verteilung von Strom. Dazu empfiehlt VDE FNN, schrittweise Schwefelhexafluorid-freie Technologien in Schaltanlagen und Transformatorenstationen einzuführen. Abhängig von Anwendung und Spannungsebene werden Übergangszeiten vorgeschlagen.

Die von VDE FNN erarbeitete und gemeinsam von den vertretenen Herstellern und Anwendern von gasisolierten elektrischen Betriebsmitteln abgestimmte Empfehlung soll die Europäische Kommission bei der Novellierung der F-Gas-Verordnung unterstützen. Die EU-Kommission plant, F-Gase mit hohem Treibhauspotenzial wie Schwefelhexafluorid (SF6) schrittweise durch klimaschonende Alternativen zu ersetzen. Die neue Verordnung wird bis Ende 2022 erwartet.
 

Synergien bei Herstellern und Anwendern von SF6-freien Technologien nutzen

Sofern die neue europäischen Verordnung ab 2023 in Kraft tritt, sind erhebliche Herausforderungen bei der Einführung der Alternativen zu erwarten. Zusammen mit Herstellern und Anwendern schlägt VDE FNN darum differenzierte und praxisgerechte Übergangsfristen vor.

Heike Kerber, Geschäftsführerin von VDE FNN, erklärt: „Ziel ist es, die Übergangszeiten auf ein Minimum zu begrenzen. SF6-freie Alternativen sollen in allen neuen Betriebsmitteln mit Isoliergas in fünf bis neun Jahren nach Inkrafttreten der Verordnung eingeführt werden. Das müssen wir im Sinne des Klimaschutzes sowie der Transparenz und Akzeptanz für klimaschonende Technologien erreichen."

Der sichere Netzbetrieb stehe jederzeit im Mittelpunkt. Ebenso wichtig seien die stets ausreichenden Lieferkapazitäten von mehreren Herstellern, damit der Netzausbau und die Integration von erneuerbaren Energien voranschreiten können, heißt es in der VDE-FNN-Mitteilung dazu. "Mit unserer Empfehlung für differenzierte Übergangszeiten von SF6-freien Technologien ist Deutschland auch hier Vorreiter in der EU und ebnet den Weg in eine klimaneutrale Zukunft“, betont Kerber.

Unterscheidung der Übergangszeiten nach Anwendungsfällen

VDE FNN unterscheidet die Übergangszeiten für Anlagen in der Mittelspannung nach Anwendungen für Innen- und Außenräume sowie Spezialanwendungen, wie Generatorschalter. Für Anlagen in Innenräumen mit einer Betriebsspannung bis zu 24 Kilovolt beispielsweise sind fünf Jahre vorgesehen, so dass hier ab 2028 nur noch SF6-freie Technologien eingesetzt werden.

In der Hoch- und Höchstspannung wird nach Standard- und Spezialanwendungen differenziert. Für Erweiterungen und Reparaturen bestehender Anlagen der oberen Spannungsebenen sind weiter SF6-Technologien notwendig. (sg)
 

SF6

Schwefelhexafluorid wird seit Jahrzehnten aufgrund seiner hervorragenden elektrischen Eigenschaften als Isolier- und Löschgas in gasisolierten Schaltanlagen sowie Leistungsschaltern und Wandlern in geschlossenen Systemen eingesetzt und am Ende der Lebensdauer wieder zurückgewonnen.

Verstärkt rückt aber das Treibhauspotenzial des fluorierten Gases in den Fokus: Gelangt das Gas, beispielsweise infolge von Störungen, in die Atmosphäre, verbleibt es dort für mehrere tausend Jahre.

Der Anteil von SF6 aus elektrischen Betriebsmitteln an den gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland ist sehr gering. Zwar ist der Treibhauseffekt von SF6 23.000 Mal höher als der von einer gleichen Menge Kohlendioxid, hat aber trotzdem nur einen Anteil von rund 0,03 Prozent am Effekt der Emissionen insgesamt.

Die EU-Kommission strebt an, sämtliche F-Gas-Emissionen bis 2030 auf ein Drittel der von 2014 zu reduzieren. SF6 fällt als fluoriertes Gas unter die EU-F-Gase-Verordnung.