Strom

Wemag-Gemeinschaftsunternehmen nimmt Windpark in Betrieb

Die Bereitschaft bei den Anwohnern, sich zu beteiligen, war bei dem Projekt groß. Offenbar so groß, dass es auch enttäuschte Reaktionen gab.
23.05.2024

Eröffnen gemeinsam den Windpark Rieps (von links): Torsten Hinrichs, Geschäftsführer der mea und der mve; Dirk Fröhling, Bürgermeister der Gemeinde Rieps; Roland Ilper, Geschäftsführer des Energieverbund Nord und der mve; Caspar Baumgart, Vorstand der Wemag; Ines Jesse, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Mecklenburg-Vorpommern, und Stephan Sternberg, Aufsichtsrat Energieverbund Nord und Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim.

In der Nähe des nordwestmecklenburgischen Dorfes Rieps ist am Mittwoch ein Windpark mit sechs Windrädern offiziell in Betrieb genommen worden, an dem auch umliegende Gemeinden und deren Bewohner beteiligt sind. Investor ist die Mecklenburg-Vorpommern Energie (mve), ein Gemeinschaftsunternehmen des regionalen Energieversorgers Wemag (Schwerin) und des Energieverbund Nord mit Sitz in Brunow (Landkreis Ludwigslust-Parchim).

Wie die Wemag anlässlich der Eröffnung des Windparks mitteilte, wurde die mve ins Leben gerufen, um Gemeinden dabei zu unterstützen, erneuerbare Energieprojekte zu entwickeln und langfristig selbst daran zu partizipieren. Der Windpark Rieps ist zugleich das Pilotprojekt von mve und stellt den Markteintritt dar. Das Gemeinschaftsunternehmen soll künftig als unabhängiger Stromerzeuger (engl.: Independant Power Producer) auftreten. Der neue Windpark besteht aus sechs Nordex-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 34,2 Megawatt (MW).

Neues Bürgerbeteiligungsgesetz

In der Vergangenheit hatten insbesondere große auswärtige Stromkonzerne und Fonds in Windparks im Nordosten investiert. Anders als etwa in Schleswig-Holstein mit vielen einheimischen Investoren flossen so auch die Erträge in andere Bundesländer ab und blieben nicht in der Region. Das trug maßgeblich mit dazu bei, dass die Widerstände gegen neue Windparks in MV wuchsen.

Dem versuchte die Landesregierung mit dem 2016 beschlossenen Bürgerbeteiligungsgesetz entgegenzuwirken. Laut Gesetz müssen 20 Prozent der Geschäftsanteile Gemeinden und Bürgern angeboten oder adäquate Beteiligungsmöglichkeiten geschaffen werden.

Große Resonanz

"Die große Resonanz auf das vorgelegte Sparprodukt hat gezeigt, dass Einwohnerinnen und Einwohner bereit sind, vor der Haustür in die Energiewende zu investieren", sagte Wemag-Vorstand Caspar Baumgart. Die hier lebenden Menschen würden in die Energiewende eingebunden und zögen Nutzen aus der vor ihrer Haustür klimafreundlich erzeugten Energie. "Das schafft bei der Bevölkerung mehr Akzeptanz für die erneuerbaren Energien."

Nach Angaben des Bürgermeisters von Rieps, Dirk Fröhling, wurden den umliegenden Dörfern Unternehmensanteile gewährt. Bewohner hätten zudem Sparbriefe im Wert von jeweils 500 Euro erwerben können. "Bei acht Prozent Verzinsung war das recht lukrativ und viele hätten auch gern mehr angelegt. Denn 40 Euro Ertrag im Jahr reichen ja nicht mal, um schick essen zu gehen", sagte Fröhling. Bei der Bürgerversammlung zu dem Projekt habe es so auch viele Enttäuschte gegeben.

Rund 57 Mio. Euro

Torsten Hinrichs als mve-Geschäftsführer räumte ein, mit einer so großen Investitionsbereitschaft der Bürger nicht gerechnet zu haben. Bei ähnlichen Projekten sei die Resonanz zuvor merklich geringer ausgefallen. Deshalb sei die Verzinsung bei einem Ausgabevolumen von insgesamt 200.000 Euro bei kleiner Stückelung auch heraufgesetzt worden.

"Dass die Menschen in den Dörfern dann doch so viel Geld anlegen wollten, hat uns schon überrascht", sagte Hinrichs. Nach seinen Angaben wurden in den neuen Windpark rund 57 Mio. Euro investiert, 46 Mio. Euro davon Bankdarlehen, 11 Mio. Eigenmittel, von denen die Kommunen knapp neun Prozent tragen würden, also gut eine Million Euro. (jk mit dpa)