Zwei Netzbooster für mehr Übertragungskapazität

Von Links: Florian Martin, Tennet Leiter Asset Management, Georg Praehauser, Tennet Direktor Wechselstromprojekte Deutschland, Roman Loosen, Fluence Vorstand operatives Geschäft, Markus Meyer, Fluence Geschäftsführer.
Bild: © Tennet
Übertragungsnetzbetreiber Tennet und die Fluence Energy GmbH, Tochtergesellschaft der Fluence Energy Inc, haben ihre Zusammenarbeit für zwei Netzbooster besiegelt.
Für die Netzbooster kommt Fluence Ultrastack zum Einsatz, ein Energiespeicherprodukt, das für die hohen Verfügbarkeitsanforderungen kritischer Netzinfrastruktur ausgelegt ist. Die Batteriespeichersysteme sollen die Systemkosten für Verbraucher senken, indem sie bisher notwendige Netzeingriffe minimieren und den Bedarf an Netzausbaumaßnahmen verringern.
Tennet integriert die beiden Netzbooster nach eigenen Angaben an zwei strategisch günstig gelegenen Netzknotenpunkten in das Übertragungsnetz: Audorf Süd in Schleswig-Holstein und Ottenhofen in Bayern. Mit den Netzboostern sollen sich mehr Strom aus erneuerbaren Energien integrieren lassen, da das bestehende Netz mit einer höheren Übertragungskapazität ausgelastet werden kann.
Unterstützung ab 2025
„Alleine mit dem Netzausbau werden wir das Übertragungsnetz nicht an die Herausforderungen des neuen Energiesystems anpassen können", erklärte Tim Meyerjürgens, COO von Tennet. Die Integration von Strom aus Erneuerbaren in das Übertragungsnetz wird ihm zufolge zu einem großen Teil auch von Betriebsmitteln abhängig sein, mit denen sich das Übertragungsnetz flexibel steuern lässt.
Die Projekte in den Umspannwerken Audorf Süd und Ottenhofen sind bereits in der konkreten Umsetzung, wie Meyerjürgens bestätigte: „Mit der heutigen Vertragsunterzeichnung haben wir einen wichtigen Schritt in Richtung Realisierung gemacht. Parallel stehen wir mit den Genehmigungsbehörden in engem Austausch und haben uns die Grundstücke frühzeitig gesichert. Wichtig ist jetzt, dass wir die Genehmigungsverfahren mit den zuständigen Behörden unbürokratisch und schnell abschließen, damit die Netzbooster wie geplant in 2025 zur Netzstabilität beitragen.“
Funktionsweisen der Netzbooster
Bisher wird das Höchstspannungsnetz in Deutschland nach dem sogenannten n-1-Prinzip betrieben. Dies bedeutet, dass Stromleitungen nicht vollständig ausgelastet sind, um bei einer Netzstörung eingreifen und einen sicheren Anlagenbetrieb gewährleisten zu können. Zukünftig sollen neben anderen Betriebsmitteln auch Netzbooster diese Funktion übernehmen, so dass die Übertragungskapazität bestehender Leitungen nahezu bis zur Vollauslastung gesteigert werden kann. Dadurch verringert sich die Notwendigkeit präventiver Netzeingriffe, sagt Tennet.
Netzbooster sind seit 2019 im Netzentwicklungsplan Strom vorgesehene Pilotprojekte. Zunächst wird das Konzept in kleinem Maßstab mit zwei 100 MW/100 MWh Energiespeichern in den Umspannwerken Audorf Süd und Ottenhofen erprobt. Im aktuellen zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplan 2037/2045 gehen die Übertragungsnetzbetreiber im Szenario C2045 von 54,5 GW an großen Batteriespeichersystemen aus.
"Erhöhter Bedarf an Speicherlösungen"
Das Projekt baut dabei auf die über 15-jährige Erfahrung des Fluence-Teams im Bereich der Energiespeicherung. Die technische Anwendunge Ultrastack von Fluence wurde auf die spezifischen Anforderungen der Netzbooster von TenneT zugeschnitten und im Technologiezentrum von Fluence in Erlangen entwickelt und getestet. Fluence geht zudem davon aus, dass sich der Bedarf an Speicherlösungen künftig schnell erhöhen wird, da durch den massiven Zubau an erneuerbaren Energien Netzüberlastungen zunehmen und demzufolge mehr Netzverstärkungs- und Entlastungsmaßnahmen erfordern werden.
Die Netzbooster von Tennet sind demnach das siebte und achte Speicher-Übertragungs-Projekt, das Fluence umsetzt. (sg)