Wärme

4-Punkte-Sofortprogramm für klimafreundliche Häuser

Die Agora Energiewende und die Stiftung Klimaneutralität haben vier Handlungsempfehlungen für die Politik erarbeitet. Gestützt werden diese auf einer Studie des Öko-Instituts.
10.06.2021

Vier Punkte sollen die energetische Sanierung der Häuser vorantreiben.

Die Agora Energiewende und die Stiftung Klimaneutralität schlagen ein umfassendes Maßnahmenpaket vor, um den Gebäudesektor "sozial" bis 2045 klimaneutral zu gestalten. Gestützt werden die Maßnahmen durch die Studie "Agenda Wärmewende 2021". Diese haben das Öko-Institut und das Hamburg-Institut in ihrem Auftrag erarbeitet, teilt die Agora mit.
 

    Die Regierung müsse sowohl die Standards für energetische Sanierungen als auch die Förder­programme im Gebäudebereich konsequent auf das Klimaneutralitätsziel 2045 ausrichten, sind sich beide Organisationen einig. Ein ausgewogener Instrumentenmix ist der Schlüssel für den sozialverträglichen Umbau hin zu einem klimaneutralen Heiz- und Wärmesystem.

    Das sind die vier Maßnahmen:

    1. Die Sanierungsrate erhöhen mit neuen Energiestandards und Förderung: Es sollen in Zukunft höhere Gebäudeenergiestandards gelten. Aber die Einhaltung dieser soll ebenso vom Staat großzügig und konsequent unterstützt werden. Mit einer Fördersumme von rund zwölf Mrd. Euro jährlich soll die energetische Sanierungsrate von bislang unter 1 Prozent auf 1,6 Prozent angehoben werden.
    2.  Wärmepumpen wettbewerbsfähig machen mit steigendem CO-Preis und sinkendem Strompreis: Ein starker CO₂-Preis ist ebenfalls wichtiger Bestandteil des vorgeschlagenen Instrumentenmix. Dieser soll bis 2025 auf mindestens 80 Euro je Tonne steigen. "Aktuell sind allein die Steuern, Abgaben und Umlagen auf jede Kilowattstunde Strom knapp vier Mal so hoch wie der Preis für Erdgas. Da ist der Wettbewerbsnachteil der elektrischen Wärmepumpe offensichtlich", sagt Rainer Baake, Direktor der Stiftung Klimaneutralität. Dazu soll auch EEG-Umlage auf null Cent abgesenkt werden. Baake erläutert: "So erreichen wir zwei Dinge auf einmal: Erstens wird Strom billiger und entlastet die Haushalte sozial gerecht von steigenden CO₂-Preisen. Zweitens verhilft das der Wärmepumpe zum Durchbruch, die sich mit sinkenden Stromkosten gegenüber der fossilen Heizungsanlage durchsetzen kann."
    3. Sozialen Ausgleich schaffen: Dilemma zwischen Vermieter und Mieter auflösen. Hierfür schlagen sie vor, den CO2-Preis ab 2023 nicht mehr auf die Miete umzulegen. Gleichzeitig müsse auch eine Warmmieten-Option geschaffen werden. "Mit der Einführung von Warmmieten entsteht bei Vermieterinnen und Vermietern der Anreiz, ein Gebäude klimafreundlich zu sanieren. Denn dann profitieren sie von den Kosteneinsparungen durch klimafreundlicheres und – mit neuen Fenstern oder durch Dämmung – effizienteres Heizen", erklärt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.
    4. Eine strategische kommunale Wärmeplanung: „Neben Förderprogrammen und starkem CO₂-Preis brauchen wir auch eine intelligente kommunale Wärmeplanung“, sagt Agora-Direktor Graichen. „Größere Kommunen und Städte müssen ihren lokalen Gegebenheiten entsprechend festlegen, welche Häuser künftig an die Wärmeversorgung angeschlossen werden und wo der Einsatz von Wärmepumpe im gedämmten Haus in Frage kommt.“ So könne der Ausbau der Nah- und Fernwärme gezielt vorangetrieben und der Ersatz von mit fossilen Brennstoffen betriebenen Hei­zungssystemen strategisch geplant werden. (gun)