Wärme

Bad Reichenhall: Spatenstich für innovatives Heizkraftwerk der Stadtwerke

Drei Komponenten in einem: das Heizkraftwerk ,das die Stadtwerke in der oberbayerischen Salinenstadt planen, wird auf neue und höchst effiziente Weise Ressourcen schonen.
01.04.2019

Höchst innovatives Kraftwerksprojekt: Stadtwerke Bad Reichenhall

Die Stadtwerke Bad Reichenhall planen ein Heizkraftwerk, in dem auf eine neuartige Weise drei Komponenten zusammenspielen werden. Zwei Blockheizkraftwerke, die mit Erdgas betrieben werden, stellen die erste Komponente dar. Sie erzeugen zusammen eine elektrische Leistung von 6,7 MW, dazu kommen auf thermischem Wege 6,3 Megawatt. Die zweite Komponente ist eine Power-to-Heat-Anlage mit einer thermischen Leistung von zwei MW. Damit können bei Stromüberschuss die Leistungsspitzen abgefahren und in Wärme umgewandelt werden.

Beim der dritten Komponente wird es interessant. Es handelt sich um eine Grundwasser-Wärmepumpe, die mit Saalachstrom betrieben wird. Sie liefert etwa zwei Megawatt an thermischer Leistung und nutzt die Geothermie. 50 Liter Wasser pro Sekunde werden dem Grundwasserbegleitstrom der Saalach in etwa 40 Metern Tiefe entzogen und rund 100 Meter flussabwärts über einen Schluckbrunnen wieder zugeführt.

Wärme aus kaltem Wasser

Bei der Entnahme hat das Wasser etwa zehn bis zwölf Grad. Wenn es zurückgeführt wird, sind es vier bis sechs Grad. Die Wärme, die dabei gewonnen wird, kann die Wärmepumpe auf etwa 85 Grad erhitzen. Das ist genau die Temperatur, die bei den Fernwärmekunden ankommen soll. Die Auswirkungen auf den Grundwasserhaushalt seien ganz gering und lägen „im Rahmen der natürlichen Schwankungsbreite“, so der Geologe Stefan Kellerbauer, der das Projekt begleitet, der Passauer Neuen Presse.

Damit die Wärme zu den Verbrauchern gelangt, müssen die Stadtwerke allerdings erst noch ein Fernwärmenetz bauen. Etwa 15 Kilometer sollen in den nächsten fünf Jahren entstehen, danach plant der Oberbürgermeister einen kontinuierlichen weiteren Ausbau. Reichenhall sei wegen der dichten Bebauung und des hohen Bedarfs durch den Kurbetrieb „prädestiniert“ für diese Art der Energieversorgung, so Jörg Schmitt gegenüber der Zeitung.

Eine neue Dimension der Sparsamkeit

Wenn alles fertig ist, könnten die Stadtwerke damit etwa drei Viertel der Stadt mit Strom versorgen. Verkaufen wollen sie zudem etwa 45.000 Megawattstunden Wärme im Jahr. „Das entspricht etwa fünf Millionen Liter Heizöl“, erklärte Thomas Winkler, Projektleiter bei der am Bau beteiligten Firma Gammel Engineering, der Passauer Neuen Presse. An Kohlenstoffdioxid sollen rund 33.000 Tonnen jährlich eingespart werden. Die Anlage, die zum Teil in der bestehenden Tiefgarage Platz finden wird, soll nach Angaben der Zeitung bereits Ende 2020 den Testbetrieb aufnehmen.

Stadtwerke-Vorstand Jörg Schmitt ist sich dessen bewusst, das sein Zeitplan ambitioniert  ist. Das nicht zuletzt deswegen, weil es ein solches Drei-Komponenten-Heizkraftwerk bisher in Deutschland noch nicht gebe. Einen „außerordentlich wichtigen Beitrag zum Umweltschutz in der Alpenstadt“ erhofft sich denn auch Reichenhalls Oberbürgermeister Herbert Lackner. Der Bau kostet etwa 20 Millionen Euro und wird – abhängig von der künftigen Stromerzeugung – staatlich gefördert. (sig)