Wärme

Berlins versteckte Energiequelle

Das größte Kanalwärmetauscher-Projekt der Hauptstadt geht in Betrieb. Mehrere hundert Kilometer an Abwasserkanälen versprechen viel Potenzial.
13.07.2021

Das neue Bürogebäude in der Berliner Koppenstraße wird künftig nachhaltig mit Wärme und Kälte aus Abwasser versorgt.

Der Energiekonzern Eon, das Immobilienunternehme SIGNA Real Estate und die Berliner Wasserbetriebe starten am Ostbahnhof die Energiewende von unten: Aus der ehemaligen "Galeria Kaufhof"-Filiale in der Berliner Koppenstraße ist ein modernes Bürogebäude (50.000 m²) entstanden, das jetzt nachhaltig mit Wärme und Kälte aus Abwasser versorgt wird, wie die Partner mitteilen.

Möglich macht dies ein 200 Meter langer Wärmetauscher im Abwasserkanal neben dem Gebäude. "So decken wir nachhaltig etwa 50 Prozent des Wärme- und Kältebedarfs des Gebäudes und sparen rund 400 Tonnen CO2 ein. Diese Energieanlage mitten in Berlin ist ein Paradebeispiel für die effiziente Nutzung von lokalen Energiequellen", sagt Nikolaus Meyer, Head of Solution Development, Eon.

Kanalisation als Wärmespeicher

In Deutschland könnte demnach aus Abwasser gewonnene Energie rechnerisch 14 Prozent des Wärmebedarfs im Gebäudesektor abdecken und für die Kühlung gleichermaßen genutzt werden. "Abwasserwärme ist ein Baustein der Energiewende im Wärmesektor in Berlin. Der innovative Potenzialatlas der Wasserbetriebe zeigt, dass 586 km des Kanal- und Abwasserdruckleitungsnetzes in Berlin geeignet sind, diese Technik zu nutzen", sagt Alexander Schitkowsky, Projektleiter, Berliner Wasserbetriebe.

Abwasser hat eine ganzjährig konstante Temperatur von bis zu 20 Grad Celsius. Diese Wärme wird normalerweise ungenutzt ins umgebende Erdreich abgegeben. In der Koppenstraße soll für die Wärme- und Kälteversorgung des Bürogebäudes ein 100 Jahre alter Freispiegelkanal mit einem Durchmesser von zwei Metern genutzt werden. Dieser ermöglicht eine Entzugsleistung von mehr als 600 kW, heißt es. (jk)

Wie die Lösung technisch funktioniert und welches Potenzial für weitere Projekte besteht, erfahren Sie in der August-Ausgabe der Zeitung für kommunale Wirtschaft.