Wärme

Cottbus sucht nach Energie-Lecks in öffentlichen Gebäuden

Sensoren erfassen wichtige Verbrauchsdaten wie Wärme- und Elektroenergie. Kommunen können so etwas für das Klima tun, aber auch Geld sparen.
07.08.2024

v.l.n.r.: Adeline Abimnwi Awemo (CDU-Kandidatin in Cottbus), Anja Zimmermann (Fachbereichsleiterin Hochbau der Stadt Cottbus), Brandenburgs Infrastrukturminister Rainer Genilke, Matthias Brauner (Leiter Landesgeschäftsstelle Potsdam des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen) und Julian Büche (Geschäftsführer Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbands kommunaler Unternehmen)

Im Rahmen der Klimareise des Klimabündnisses Stadtentwicklung durch Städte und Gemeinden in Brandenburg hat sich Bauminister Rainer Genilke in Cottbus über das Energiemonitoring informiert. Es überwacht den Energieverbrauch in mehr als 40 kommunalen Gebäuden und hilft dabei, frühzeitig Fehlfunktionen zu erkennen und den Energie- und Wasserverbrauch zu senken.   

Mit ihrem „Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg“ wollen das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL), der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) und die Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) die Brandenburger Kommunen ansprechen und den Klimaschutz, insbesondere die Wärmewende, und die Klimafolgenanpassung vor Ort vorantreiben.

Auf Störungen schnell reagieren

Beim Projekt „Energiemonitoring kommunaler Gebäude“ der Stadt Cottbus/Chóśebuz werden seit 2020 digitale Sensoren und Datenlogger in Kitas, Horten, Schulen und Verwaltungsgebäuden installiert. Alle 15 Minuten werden wichtige Verbrauchsdaten und Gebäudezustände gemessen – wie Energie- und Wasserverbrauch, Temperatur, Luftfeuchte und -qualität – und an einen Server übertragen. Eine Software visualisiert die Daten und wertet sie aus. Werden bestimmte Grenzwerte überschritten, so schickt das System Alarmmeldungen per E-Mail oder SMS. Störungen und Fehlfunktionen von Heizungen, Lüftungsanlagen oder Wasserspülungen können dank des Monitorings zeitnah entdeckt und behoben werden.

Minister Genilke betont in einer Pressemitteilung, wie wichtig es sei, auf dem Weg zur Klimaneutralität alle Akteure und insbesondere die Städte und Gemeinden mit ins Boot holen. „Wir müssen Wärme, Strom und Mobilität stärker als bisher gemeinsam denken und diese Sektoren auf erneuerbare Energien umstellen. Ebenso müssen wir sonstige bestehende Einsparpotenziale auf eine intelligente – eine smarte – Weise nutzen. Hier liegt ein riesiges Potenzial für den Klimaschutz.“

Kostenersparnis für Kommunen

Das Projekt zum kommunalen Energiemonitoring in Cottbus suche nach Energie-Lecks in öffentlichen Gebäuden. Das Projekt zeige eindrucksvoll, wie sich der Energie- und Wasserverbrauch in kommunalen Gebäuden systematisch reduzieren lässt, was für die Kommunen am Ende auch eine Kostenersparnis bedeutet und zugleich das Klima schützt.

„Hier wird digitale Technik gerade in den Bereichen eingesetzt, wo es nicht unmittelbar möglich ist, auf das Nutzerverhalten zu achten oder direkt Einfluss zu nehmen: in Schulen, Kitas und anderen öffentlichen Gebäuden. Vor allem aber ist dieser Ansatz auch von anderen Kommunen umsetzbar. Deshalb ist es für mich ein Best-Practice-Beispiel im besten Sinne“, lobt der Minister. Anja Zimmermann, Fachbereichsleiterin Hochbau der Stadt Cottbus/Chóśebuz, erläuterte, dass das Ziel des Projekts darin bestehe, wichtige Verbrauchsdaten wie Wärme- und Elektroenergie sowie Wasser und Gebäudezustände wie Temperaturen, Luftqualitäten und Luftfeuchten digital zu erfassen.

Projekt geht in die Verlängerung

Geplant sei, die Messtechnik sukzessive auf alle größeren kommunalen Gebäude auszuweiten. Bisher seien Fördermittel aus dem Programm Smart Cities in Höhe von circa 235.000 Euro in das Projekt geflossen. Die vom Fördermittelgeber ermöglichte Projektverlängerung bis September 2025 erlaube den Ausbau auf circa 55 kommunale Gebäude.

Matthias Brauner, Leiter der Landesgeschäftsstelle Potsdam des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen, erläutert, dass technische Innovation ein wesentlicher Aspekt einer auch für Mieter und Vermieter wirtschaftlich möglichen Lösung der Wärmewende sein werde. „Daher fordern wir technologisch deutlich offenere und rein am CO2-Ziel orientierte Regulierungen. Die derzeitige „Denke“ im Gebäudeenergiegesetz kommt fast nur aus der „Dämmecke“ – auch wenn wir wissen, dass Anpassungen bei der Wärmeerzeugung und Steuerung einen bis zu fünfmal höheren CO2-Einsparbeitrag leisten. Unsere Forderung ist klar, das GEG muss überarbeitet werden, um entsprechende Anreize zu setzen und gesetzlich übersteuerte Investitionen und damit verbundene überhöhte Mietbelastungen und Überforderung der Wohnungseigentümer zu vermeiden.“ 

Kritik an zu geringer BEW-Förderung

VKU-Landesgruppenchef Julian Büche bezeichnete das kommunale Energiemonitoring in Cottbus als ein wichtiges Instrument, um unnötige Kosten, Energie und Treibhausgase einzusparen. Es unterstütze so die Ziele der kommunalen Wärmeplanung. „Für diese benötigen die Brandenburger Stadtwerke Planungssicherheit und Investitionsanreize, damit sie bis 2045 auch wirklich mit erneuerbarem Strom, Fernwärme und grünen Gasen klimaneutral heizen können. Wichtig ist jetzt, dass wir in die Umsetzung kommen. Das Förderprogramm des Bundes BEW - Bundesförderung für effiziente Wärmenetze - ist gut, aber nicht auskömmlich finanziert. Für den Ausbau der Fernwärme benötigen wir mindestens 3,4 Milliarden Euro jährlich bis Mitte der 30 Jahre, um die geplanten Ziele erreichen zu können.“ (amo)