Wärme

Das Henne-Ei-Problem der Wärmenetze 4.0

Die niedrige Gebäudeenergieeffizienz gepaart mit dem Wunsch des Einsatzes erneuerbarer Energien sind eine Hürde bei der Umsetzung moderner Wärmenetze. Diese und weitere Herausforderungen der Wärmewende greift die aktuellen Printausgabe der ZfK auf.
02.03.2018

Im Gebäudebestand stoßen moderne Wärmenetze an Grenzen.

„Das Förderprogramm Wärmenetze 4.0 fördert die Low-Exergie-Wärmenetzte von morgen“, sagt Immo Klaus Drobnik von der Nymoen Strategieberatung. Dessen vordringlichstes Ziel ist die Demonstration der Machbarkeit einer Transformation bestehender Wärmenetze. Der verfolgte Ansatz mit dem Schwerpunkten Nutzung erneuerbarer Energien oder Abwärme sowie der Einsatz niedriger Vor- und Rücklauftemperaturen ist laut dem Senior-Berater der „Schlüssel für eine langfristig erfolgreiche Wärmewende in den Städten“. Die Förderhöhen des Programms des Bundeswirtschaftsministeriums sind nach der Einschätzung Drobniks „eine echte Hilfe für die jeweiligen Business Cases der Projekte“.

Problematischer ist jedoch die Anwendbarkeit des „Wärmenetze 4.0“-Programms im Bestand. „Ohne entsprechenden Effizienzstandard der Gebäude, insbesondere Dämmung und Flächenheizungen, ist eine Versorgung mit niedrigen Vor- und Rücklauftemperaturen schwierig“, weiß der Experte. Es gebe unter diesen Bedingungen kaum Möglichkeiten die gewünschten Low-Ex-Netze umzusetzen. Hier entwickelt sich laut Drobnik ein typisches Henne-Ei-Problem, denn ohne Low-Ex-Netze ist die Einkopplung erneuerbarer Energien wiederum schwierig. Dieser negative Kausalzusammenhang werde auch nicht durch das ansonsten gute Förderprogramm gelöst.

Unterstützung innovariver Systeme vonnöten

Der Mitarbeiter des Berliner Beratungsunternehmens fordert auch deshalb eine über das Förderprogramm Wärmenetze 4.0 hinausgehende, breite Unterstützung der Markteinführung innovativer Systeme. Erst mit dieser zusätzlichen Fördermaßnahme ist laut Drobnik eine erfolgreiche Umsetzung der Wärmewende in Deutschland möglich.

In der aktuellen Ausgabe der ZfK adressiert der Marktkenner fehlende Handwerkerkapazitäten als weitere große Hürde der Wärmewende. „Die Auftragsbücher der Handwerker sind voll und es ist in manchen Regionen Deutschlands nicht einfach, kurzfristig einen Handwerkertermin zu bekommen“, beschreibt er die Situation. Dies stehe der Umsetzung einer signifikant höheren Sanierungsquote im Wege.

Bedienfehler an der Tagesordnung

Zudem benennt er das Problem der steigenden und mittlerweile „extrem hohen“  Gesamtkomplexität moderner Wärmelösungen. Der hohe Grad an Vernetzung der Anlagen untereinander sorge dafür, dass „Bedienfehler und falsche Grundeinstellungen an der Tagesordnung sind“, weiß Drobnik. Im Prinzip müssten moderne und innovative Gebäude- und Wärmetechniklösungen so einfach zu bedienen sein, wie ein Smartphone, und auch den gleichen Grad an Automatisierung aufweisen, fordert der Berater, fordert er. „Ansonsten bleiben viele Potenziale im Wärmemarkt ungenutzt“, hat Drobnik ausgemacht. (mn)

 

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Mehr zum Thema Wärmewende unter dem Aspekt Wärmenetze 4.0 lesen Sie in der Märzausgabe der ZfK.