Wärme

Fernwärmeerzeugung: Dessau stellt von Kohle auf Gas um

Der Kommunalversorger investiert 15 Mio. Euro in eine neue Gasturbine. Aufgrund des Umbaus der Produktion müssen rund 20 Stellen abgebaut werden.
02.07.2018

Blick auf den Schornstein des Heizkraftwerks und das Verwaltungsbäude der Stadtwerke Dessau.

Im Frühjahr 2019 werden die Stadtwerke Dessau ihr Heizkraftwerk nur noch mit Erdgas betreiben. Mit dem Ende der konmenden Heizperiode wird auf den Einsatz von Braunkohle komplett verzichtet. "Der Kohleausstieg ist beschlossen", sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Dino Höll. Möglich wird dies durch die Installation einer neuen Gasturbine. Diese wird derzeit installiert und soll im vierten Quartal den Dauerbetrieb aufnehmen. Durch den Umbau der Produktion müssen laut "Mitteldeutscher Zeitung" 20 Stellen abgebaut werden. Ein Sozialplan wurde mit dem Personalrat ausgehandelt, bestätigte Stadtwerke-Chef Thomas Zänger gegenüber der Regionalzeitung.

Wirtschaftlicher Betrieb auch im Sommer

Die Stadtwerke investieren rund 15 Mio. Euro in die Gasturbine. Diese verfüge über einen höheren elektrischen Wirkungsgrad und erlaube auch in den Sommermonaten einen wirtschaftlichen Betrieb. Erst 2016 hat das zu 100 Prozent kommunale Unternehmen einen Wärmespeicher in Betrieb genommen, der eine flexiblere Fahrweise des Heizkraftwerks ermöglicht. Durch die Umstellung der Befeuerung des Heizkraftwerks von Kohle auf Gas sinken die Kohlendioxid-Emissionen in Dessau um rund 30000 Tonnen pro Jahr. Das dortige Heizkraftwerk war eines der letzten, das unbehandelte Braunkohle verbrannte, bis zu 70000 Tonnen pro Jahr.

Die Investition sei ein Bekenntnis zum umweltfreundlichen Energieträger Fernwärme und zu einem nachhaltigen Fernwärmesystem, heißt es in der Pressemitteilung. Die hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung verringere den Einsatz von wertvoller Energie erheblich und sorge für einen sehr niedrigen Primärenergiefaktor und geringere Emissionen. Die Fernwärme behaupte sich in Dessau erfolgreich am Markt und "zwar ohne Fernwärmesatzung und trotz zum Teil drastischer Bevölkerungsrückgänge in der Vergangenheit", unterstreicht Thomas Zänger. Das spreche deutlich für die Wettbewerbsfähigkeit des Energieträgers.

Kunden erhalten neues Angebot

Anfang der 1990er Jahre wurden in Dessau noch über 700000 MWh Fernwärme jährlich abgesetzt, aufgrund des Bevölkerungsrückgangs und des Wegzugs von Firmen ist die jährlich verkaufte Wärmemenge um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Aufgrund der Umstellung auf den neuen Energieträger Erdgas müssen die Fernwärmepreise für das kommende Jahr neu berechnet werden. "Die betroffenen Fernwärmekunden erhalten deshalb in den nächsten Tagen ein Kündigungsschreiben", erklärt Vertriebsleiter Peer Sascha Riebe. Im November bekommen die Kunden dann ein neues Angebot, das akuellste Markt- und Gesetzesentwicklungen bei der Preisbildung berücksichtigen wird.

Konkrete Aussagen zu den künftigen Fernwärmepreisen könne man erst im vierten Quartal machen. Erst dann seien alle für die Preisbildung relevanten Bestandteile bekannt, so Riebe. Aufgrund der Entwicklung des Energiemarktes werde es zu einer Preissteigerung kommen, die neuen Preise würden dabei auf dem "aktuellen ostdeutschen Niveau liegen". (hoe)