Wärme

Forscher: Selbstverdichtende Verfüllbaustoffe können den Fernwärmeausbau beschleunigen

Der Fernwärme-Spitzenverband AGFW erprobt die sogenannten ZFSV gemeinsam mit der Mainova. Die ersten Ergebnisse lassen auf geringere Bauzeiten und damit auch Kosten hoffen.
07.08.2023

Einbringen des ZFSV bei der Errichtung der Fernwärme-Forschungsmessstrecke 2015 in Frankfurt am Main

Mit Unterstützung der Mainova betreibt der Fernwärme-Spitzenverband AGFW im Frankfurter Europaviertel seit 2015 eine Forschungsmessstrecke im Fernwärmenetz. Im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Verbundforschungsprojekts „FW-ZFSV 4.0“ werden zeitweise fließfähige, selbstverdichtende Verfüllbaustoffe (ZFSV) im Europaviertel erprobt und über längere Zeiträume mit konventioneller Verlegetechnik in Sand verglichen. Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, die Potentiale gegenüber dem konventionellen Rohrleitungsbau zu schärfen und so bestehende Wissenslücken so weit als möglich zu schließen. Nun geht das Projekt in die letzte Phase.

Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen helfen, mittelfristig Kosten beim Ausbau der Fernwärme einzusparen und den Ausbau zu beschleunigen, erläutert Bernd Wagner aus dem Bereich Forschung & Entwicklung des AGFW in einer Pressemitteilung: „Bislang gab es zum Einsatz von ZFSV in der Fernwärme keine wissenschaftlich abgesicherten Langzeiterfahrungen, was die Nutzung in der Praxis erschwert hat. Die Vorteile dieser Technik liegen aus den Erfahrungen anderer Medien auf der Hand und konnten nun auch über einen mehrjährigen Zeitraum für die Fernwärme überprüft werden. Durch flexiblere Einsatzmöglichkeiten, schnellere Bauabläufe und ressourcenschonenden Materialeinsatz sind bei der Kombination innovativer Rohrleitungsbauverfahren große Einsparpotentiale zu erwarten.“

Kürzere Bauzeiten, geringere Kosten

Martin Giehl, Vorstand der Mainova, sagt: „Mainova baut die Fernwärme in Frankfurt in den kommenden Jahren weiter stark aus, denn ihr kommt eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Energiewende im Wärmemarkt zu. Das im Europaviertel gemeinsam mit dem AGFW erprobte innovative Verfahren verspricht dabei deutlich kürzere Bauzeiten sowie geringere Baukosten. Dies kommt den Bürgerinnen und Bürger zugute und senkt die Belastungen für öffentliche Haushalte genauso wie für uns als Energieversorger.“

Aus Sicht eines Fernwärmeplaners beschreibt Stephan Richter, Vorstand der GEF Ingenieur AG, dass der Einsatz von ZFSV im Fernwärmeleitungsbau bisher eher eine Nische und Problemlöser in Sonderfällen war. Zugleich sei aber deutlich erkennbar, dass rechtliche Einflüsse wie das Kreislaufwirtschaftsgesetz oder die Ersatzbaustoffverordnung und vor allem der ambitionierte Fernwärmeausbau die Einsatzmöglichkeiten für ZFSV vergrößern. Letztlich könnten so die Vorteile von ZFSV auch zum Tragen kommen.

So sehen die nächsten Schritt aus

In der letzten Projektphase stehen Durchschiebeversuche an der Forschungsmessstrecke durch die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH.R) zur Erfassung des axialen Bettungswiderstandes im Mittelpunkt. Auch die langfristige Festigkeitsentwicklung des ZFSV (hier: über acht Jahre) und die für Fernwärmeleitungen wichtige Wiederaushubfähigkeit des Verfüllbaustoffs sind Teil des letzten Forschungsabschnitts, bevor der Rückbau der Forschungsmessstrecke beginnt. (amo)