Wärme

Großes Gasmotorenkraftwerk in Jena

Die TEAG baut in Jena eine 60-MW-Anlage. Durch einen langjährigen Kooperationsvertrag nehmen die Stadtwerke Jena-Pößneck die Wärme ab.
27.06.2018

Die Kooperation ist besiegelt (v.l.): die Geschäftsführer der Stadtwerke Jena-Pößneck, Thomas Dirkes und Thomas Zaremba, sowie die TEAG-Vorstände Stefan Reindl und Andreas Roß mit dem unterzeichneten Fernwärmevertrag vor dem TEAG-Kraftwerk in Winzerla

Die Thüringer Energie AG (TEAG) investiert in neue Kraftwerkstechnik: In Jena entstehe eine neue 60-MW-Gasmotoren-Anlage zur Strom- und Wärmeerzeugung sowie ein Wärmespeicher, teilte Thüringens größter Energieversorger am Mittwoch mit. Rund 70 Mio. Euro würden in den kommenden Jahren in das neue Kraftwerk gesteckt. Das sei die größte Einzelinvestition des Unternehmens seit Jahren.

Mit der Anlage, die voraussichtlich im Herbst 2021 in Betrieb gehe, könnte kurzfristig auf Bedarfsschwankungen abhängig von der zur Verfügung stehenden Windenergie im Netz reagiert werden, sagte ein Unternehmenssprecher. Installiert würden in einer neuen Halle sechs Erdgasmotoren der Leistungsklasse von zehn MW. Der Wärmespeicher habe eine Kapazität von rund 600 MWh. Kraftwerk und Wärmespeicher werden in die Bestandsanlage des GuD-HKW Jena.

Langfristiger Wärmevertrag

Die Investition sei möglich, weil mit den Stadtwerken Jena/Pößneck ein langfristiger Wärmeliefervertrag bis zum Jahr 2037 geschlossen worden sei. Damit sei auch der Bestand eines bestehenden Kraftwerks in Jena gesichert. Abgerissen werde jedoch ein 225 Meter hoher Schornstein, der in der Industrie- und Universitätsstadt weithin sichtbar ist.

Die TEAG hat bereits Erfahrung mit großen Gasmotoren. In Bad Salzungen läuft bereits eine zehn-MW-Anlage. Der Hersteller dieses Motors ist Wärtsilä.

Am Anfang stand das Heizöl

Das Heizkraftwerk (HKW) Jena wurde nach Inbetriebnahme 1972 mit Heizöl betrieben. Während der weltweiten Ölkrise baute man das Kraftwerk ab 1979 auf den einheimischen Energieträger Braunkohle um. Dafür war der Bau der zwei großen Schornsteine erforderlich (185 Meter und 225 Meter hoch). Nun wird der große Schornstein mit einer sogenannten Spinne von oben herab zurückgebaut. Nach der Wende 1990 erfolgte die Umrüstung des HKW auf Erdgas. Die GuD-Anlage brachte eine deutliche Leistungserhöhung mit spürbar besseren Emissionswerten. 2011 erfolgte ein nochmaliger Umbau mit Wärmespeicher, Sommerkessel und effizienterer Betriebsweise. 

„Dieses Projekt ist bei der Umsetzung seiner Klimaschutz-Potenziale durchaus flexibel“, erläuterte Vorstandssprecher Stefan Reindl. „Wir können auf die Änderung der Rahmenbedingungen reagieren, etwa durch das Thüringer Klimagesetz. Möglich ist beispielsweise eine Power-to-heat-Lösung und die vollständige Ablösung der GuD-Anlage“. Zudem könne die neue Anlage jederzeit sinnvoll erweitert werden – entsprechende Flächen seien bereits eingeplant. Generell werde die sogenannte Sektorkopplung auch für das HKW Jena eine wichtige Rolle spielen. (dpa/al)