Holz statt Erdgas: Schwäbisch Hall setzt auf regionale Biomasse

Zur Einweihung des neuen Holzheizwerks der Stadtwerke Schwäbisch Hall kam neben den Projektverantwortlichen auch eine Delegation aus der Haller Partnerstadt Karesi, die sich ebenfalls mit dem Thema CO₂-Reduktion beschäftigt.
Bild: © Stadtwerke Schwäbisch Hall
Von Ariane Mohl
Die Stadtwerke Schwäbisch Hall setzen bei der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung auf Holzverbrennung. Das kommunale Unternehmen hat seinen Kraftwerksstandort Hessental im Schwäbisch Haller Gewerbegebiet Solpark jüngst um eine moderne Biomasseanlage erweitert. Das Holzheizwerk sei bereit für den Einsatz, heißt es aus Schwäbisch Hall. Bau- und Testphase seien abgeschlossen.
Das Heizwerk läuft aktuell im Probebetrieb bis Ende Mai. Über den Sommer ist die Anlage abgeschaltet. Der Regelbetrieb soll nach Angaben der Stadtwerke dann mit der kommenden Heizperiode starten.
Der Holzhackschnitzelkessel des Heizwerks verfügt über eine Wärmeleistung von 5000 Kilowatt. Auf dem rund 2500 Quadratmeter großen Gelände befindet sich neben dem Kraftwerksbau auch ein Hackschnitzellager mit einem Fassungsvermögen für Brennstoff von etwa 4500 Kubikmetern.
10 Prozent des Wärmebedarfs gedeckt
Mit einer prognostizierten Betriebszeit von etwa 4000 Stunden pro Jahr deckt das Holzheizwerk rund zehn Prozent des Wärmebedarfs im Netz der Stadtwerke. Gegenüber einer Beheizung mit Erdgas werden dadurch jährlich etwa 4000 Tonnen CO2 eingespart, so die Stadtwerke.
In einer Mitteilung betonen die Stadtwerke, dass sie die Holzhackschnitzel ausschließlich aus der Region beziehen. Demnach handelt es sich dabei um Waldrestholz und Landschaftspflegematerial – also Rückstände aus der Forstwirtschaft wie Äste, Wipfel und minderwertige Stammteile sowie Holz aus dem Rückschnitt von Bäumen, Sträuchern oder Hecken.
Ein wesentlicher Teil des eingesetzten Brennstoffs soll von den Häckselplätzen des Landkreises Schwäbisch Hall kommen. Um sich diesen dauerhaft zu sichern, haben die Stadtwerke eine Kooperation mit dem Landkreis geschlossen.
Exit-Strategie ausgearbeitet
Auch jenseits des konkreten Projekts ist Holzverbrennung ein zentraler Baustein der Strategie der Stadtwerke Schwäbisch Hall. Wie die "Vergrünung" der Fernwärme genau ausgestaltet werden soll, hat das kommunale Unternehmen in einer Exit-Strategie festgehalten. Das neue Biomasseheizwerk ist die erste groß angelegte Maßnahme im Rahmen dieser Exit-Strategie, erläutern die Stadtwerke.
"Wir haben einen klaren Plan entwickelt, wie wir jeden unserer vier großen Kraftwerksstandorte in Schwäbisch Hall schrittweise transformieren", lässt sich Fabian Andrews, Abteilungsleiter Kraftwerke/Wärmeverteilung bei den Stadtwerken, zitieren.
Das Unternehmen will bewusst auf einen Technologiemix setzen. "Wir planen den Einsatz verschiedener innovativer Technologien wie Solarthermieanlagen und Großwärmepumpen. In Kombination mit Holz als Energieträger können wir eine flexible und dennoch ganzjährig sichere und zuverlässige Wärmeversorgung gewährleisten", führt Andrews aus.
Zankapfel Holzverbrennung
Das Thema Holzverbrennung sorgt immer wieder für Ärger bis hin zu Protesten von Bürgern und Verbänden. In Chemnitz plant der Energieversorger Eins Energie den Bau eines Holzheizkraftwerks im Stadtteil Siegmar. Das Projekt hat zu öffentlichen Debatten geführt, wobei Bürgerinitiativen und Klimaschützer Bedenken hinsichtlich der Umweltverträglichkeit äußern.
Auch in Hamburg wurde das Thema zum Zankapfel. Im Zuge des geplanten Kohleausstiegs bis 2030 hatten die Hamburger Energiewerke vor, das Heizkraftwerk Tiefstack auf eine Feuerung umzurüsten, bei der sowohl Erdgas als auch Holzpellets verbrannt werden sollten. Schätzungen zufolge sollten jährlich zwischen 200.000 und 400.000 Tonnen Holzpellets zum Einsatz kommen. Die Entscheidung, ob und wie viel Holzpellets oder Gas zum Einsatz kommen, sollte laut Aussagen des Unternehmens nach "Verfügbarkeit" getroffen werden, wobei Holz bevorzugt eingesetzt werden sollte.
Diese Pläne stießen auf erhebliche Kritik von Umweltorganisationen wie dem NABU Hamburg, BUND Hamburg und Robin Wood. Sie befürchteten negative Auswirkungen auf die Wälder und stellten die Nachhaltigkeit der Holzverbrennung infrage. Zudem wurde die Herkunft der Holzpellets als problematisch angesehen. Ende 2024 gaben die Energiewerke bekannt, die Pläne zur Holzverbrennung im Kraftwerk Tiefstack aufzugeben. Stattdessen soll die Wärmeversorgung künftig durch die Nutzung von Abwärme aus Industrieanlagen und Müllverbrennung sowie durch Flusswasserwärmepumpen sichergestellt werden. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) erklärte damals: "Biomasse als Energieträger wird zunehmend kritisch gesehen, vor allem die Einstufung als CO2-neutraler Energielieferant."