Wärme

KWK-Ausschreibung: Gute Vorbereitung ist wichtig

Das KWK-Ausschreibungs-Verfahren bietet gerade für kleinere Leistungsklassen viel Aufwand bei großer Unsicherheit. Am 1. Juni kommt es zudem erstmals zu einem neuen Genre, dem der innovativen Anlagen.
14.03.2018

Julius Ecke, Prokurist bei Enervis Energy Advisors

„Nach oben geht es nicht. Das Preisniveau wird fallen.“ Mit diesen Worten gab Julius Ecke, Prokurist bei Enervis Energy Advisors, eine erste Prognose für die nächste Kraft-Wärme-Kopplungs(KWK)-Ausschreibung am 1. Juni. Präziser wolle er sich im Moment nicht fassen, erklärte er bei einem VKU-Seminar zum Thema KWK-Ausschreibungen in Leipzig. Sehr stark abhängig sei die nächste Ausschreibung von dem Gebot einer 40-MW-Anlage. Der Bieter dieser Anlage war schon bei der ersten Ausschreibung mit einem Niveau von etwa 5,X ins Rennen gegangen, bekam aber keinen Zuschlag. Wegen dieser große Anlage wurden auch die vollen 100 MW nicht ausgenutzt, sondern nur 82 MW. Da dieses Gebot ein strategisches war, so Ecke, könnte der Bieter jetzt niedriger ins Verfahren gehen. 

Zur Erinnerung: Bei der ersten Ausschreibung lag die Höchstgrenze bei sieben Cent pro kWh und am Ende erreichte das höchste bezuschlagte Gebot ein Niveau von 4,99 Cent pro kWh. Ecke hatte einen Wert von 4,9 Cent pro kWh prognostiziert. Damals gingen die meisten Bieter gerade einmal mit einer Vorlaufzeit von ein bis zwei Monaten ins Rennen. Dies sei aber zu kurz, eine bessere Vorbereitung sei wichtig, so Ecke.

Präzise Einschätzung der Kostenbasis ist wichtig

Der Wettbewerb kann zunehmen, erklärte der Analyst. An Geboten lägen derzeit etwa 143 MW vor, so seine Schätzung. Da aber in der Regel in der Leistungsklasse von eins bis 50 MW – die für die Ausschreibung wichtige Tranche – immer etwa 300 MW an Leistung projektiert wurde, erwartet er noch weitere Angebote. Wichtig sei eine präzise Einschätzung der Kostenbasis, erklärte er. Schließlich sollte das Projekt mindestens kostendeckend sein. Bei großen BHKW-Projekten geht Enervis von Kosten in Höhe von 3,2 Cent pro kWh aus.

Zudem kommt es am 1. Juni erstmals zu einer innovativen KWK-Ausschreibung (iKWK-Ausschreibung). Für dieses Genre an Ausschreibung müssen eine KWK-Anlage, ein elektrischer Wärmeerzeuger (zum Beispiel Elektroheizer) und ein Erzeuger von innovativer erneuerbarer Wärme (zum Beispiel Solarthermie) genutzt werden. Die Einspeisung innovativer Wärme aus Erneuerbaren muss pro Kalenderjahr mindestens 30 Prozent der Referenzwärme erreichen. Ist die Wärme aus Wärmetechniken, muss die Jahresarbeitszahl bei mindestens 1,25 liegen. Und auch die Power-to-Heat-Anlage muss mindestens 30 Prozent der thermischen KWK-Leistung bereitstellen können.

Reges Interesse für iKWK-Ausschreibung

Das Höchstgebot liegt bei zwölf Cent pro kWh. Ecke hat bereits reges Interesse am Markt detektiert und weiß von Projekten der Größenordnung von fünf bis zehn MW. Nach seinen Berechnungen liegt von Fall zu Fall eine Kostendeckung von sechs bis acht Cent pro kWh vor. Geht man von dem gleichen Quotienten von Höchstzuschlag zu Höchstgrenze wie bei der ersten Ausschreibung aus, so müsste es zu einem Höchstzuschlagswert von 8,5 Cent pro kWh kommen.

BAFA-Experten frühzeitig kontaktieren!

„Kontaktieren Sie die Experten der BAFA frühzeitig“, riet Gerrit Volk, Referatsleiter bei der Bundesnetzagentur. Schließlich habe das BAFA eigene Prüfungsregularien. So darf es zu keiner Verdrängung von bestehender Fernwärme kommen, erklärte Markus Kachel, Partner bei der Kanzlei Becker Büttner Held. Ferner sei auch eine Hocheffizienz der Anlagen gefordert.

Die bei dem Seminar anwesenden Energieexperten waren erstaunt ob der hohen Komplexität des KWK-Ausschreibungsverfahrens. Gerade für kleine Projekte von eins, zwei oder drei MW, die auf die Förderung angewiesen sind, sei der Aufwand verhältnismäßig hoch, erklärte Gaby Siliax, Gruppenleiterin Erzeugung Strom/Wärme bei den Stadtwerken Hof. Nach Besuch des Seminars weiß sie: „Der Ausschreibungsmodus kommt für uns nicht in Frage.“ Stattdessen teile sie lieber die Projekte auf 0,99-MW-Tranchen und errichte jedes Jahr ein Blockheizkraftwerk (BHKW). Auch könne sie nicht bei einer  Kalkulation eines Wärmepreis-Angebotes warten, ob sie im Rahmen der Ausschreibung einen Zuschlag bekomme. Enervis-Analyst Ecke glaubt, dass die Projekte der kleinen Leistungsklassen im Verhältnis abnehmen werden.

"Keine Option für Bestandsanlagen"

Auch Stefan Lochmüller, Strategiemanager bei der N-Ergie, schüttelte den Kopf: „Bei einer Modernisierung einer Bestandsanlage ist das keine Option.“ Das Problem ist einfach die Unsicherheit, da man nicht weiß, ob man einen Zuschlag bekommt. Dies rechtfertige den Aufwand nicht. (al)