Wärme

Stadtwerke Gießen versorgen Philosophikum mit Wärme und Kälte

Mammutprojekt für das kommunale Unternehmen: Bereits im Oktober 2018 starteten die SWG mit dem Leitungsaufbau. Rund 4,4 Millionen Euro wurden investiert.
02.09.2021

Nahmen die Kälteversorgung im Philosophikum 1 und 2 offiziell in Betrieb: Katherina Hannemann, Leiterin des Dezernats Liegenschaften, Bau und Technik bei der Justus-Liebig-Universität, Matthias Funk, Technischer Vorstand der Stadtwerke Gießen, Matthias Fink, Leiter der Abteilung Wärmeversorgung bei den Stadtwerken Gießen und Oliver Böttcher, Projektleiter Hochschulbau beim Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (v. l.)

Die Stadtwerke Gießen (SWG) und die Justus-Liebig-Universität weiten ihre enge Zusammenarbeit aus. Gestern nahmen Vertreterinnen und Vertreter beider Partner die neue Energiezentrale für das Philosophikum 1 und 2 in Betrieb. In den nächsten 16 Jahren liefern die Stadtwerke von hier aus Kälte in alle Gebäude.

Im Philosophikum 1 und 2 der Justus-Liebig-Universität (JLU) sorgen die SWG ab sofort für angenehme Temperaturen. Sowohl im Winter als auch im Sommer – mit umweltschonender Fernwärme und effizient erzeugter Kälte. Letztere entsteht in einer neuen Energiezentrale, die nun offiziell eingeweiht wurde. Insgesamt haben die SWG rund 4,4 Millionen Euro in die Energiezentrale, das Kälteaggregat, die Hausanschlüsse, die Leitungsnetze sowie die nötige Mess- und Regeltechnik investiert.

Zuschuss vom Land

Das Land finanziert diese Investition über einen Baukostenzuschuss und über den Bezugspreis für Energie im Rahmen des zwischen der Justus-Liebig-Universität und den SWG abgeschlossenen Energieliefervertrages. Dieses Projekt ist Teil einer umfassenden Neuordnung und Erweiterung der Infrastruktur im Philosophikum, heißt es in einer Mitteilung der Stadtwerke.

Die Universität und die SWG haben einen Contractingvertrag abgeschlossen, dessen Kern die Lieferung von Kälte für die nächsten 16 Jahre ist. Zudem versorgen die SWG die Immobilien des Philosophikums mit Fernwärme. Das Unternehmen hat sich in einer europaweiten Ausschreibung durchgesetzt. Gegenstand war die Finanzierung, Planung und die Errichtung einer neuen netzgebundenen Kälteversorgung inklusive Energiezentrale sowie die Lieferung und der Verkauf von Wärme und Kälte.

Neubauprojekte in Planung

Noch arbeitet in der Energiezentrale nur eine effiziente Kompressionskältemaschine mit 2,2 Megawatt Leistung. Doch das ist erst der Anfang. „Das Gesamtprojekt ist in zwei Abschnitte gegliedert“, erläutert Matthias Fink, Leiter der Abteilung Fernwärme bei den SWG, in der Mitteilung. Denn aktuell steht mit der Fertigstellung der Neubauten Seminargebäude II und dem „International Graduate Centre for the Study of Culture“ GCSC erst ein Teil der geplanten Gebäude, welche als HEUREKA-Maßnahmen gemäß dem Masterplan für den Campusbereich Philosophikum realisiert werden sollen. Aktuell hat der Neubau der Universitätsbibliothek begonnen und die weiteren Neubauprojekte für ein Seminargebäude und die Mensa sind in der Planung.

Die beheizte Fläche wird von gut 64.000 Quadratmetern um weitere knapp 53.000 Quadratmeter anwachsen, was den Wärmebedarf von etwa 10 Gigawattstunden um 4,8 Gigawattstunden steigen lässt. Um die nötige Wärme in die Gebäude zu bekommen, haben die SWG 3550 Meter Leitung verlegt und das alte Wärmenetz vollständig erneuert. Ganz ähnlich verhält es sich bei der Kälte. Die zu kühlende Fläche von derzeit etwa 51.200 Quadratmetern verdoppelt sich künftig nahezu. Ebendies macht ein zusätzliches Kälteaggregat in vergleichbarer Größe notwendig; und ein Kältenetz von 2900 Metern Länge. „Die nötigen Leitungen haben wir natürlich schon jetzt komplett verlegt, um nicht noch einmal graben zu müssen“, erklärt Matthias Fink.

Wiederverwendung des Pflasters

Stichwort graben: Rohrleitungsbau bedeutet üblicherweise aufwendige Erdarbeiten und anschließende Wiederherstellung der Oberfläche. Speziell an dieser Stelle sah der Vertrag eine Besonderheit vor. So wurde etwa das vorhandene Pflaster weitgehend wiederverwendet. Zudem galt es, gestalterische Vorgaben an den Gebäuden und an der Außenanlage zu berücksichtigen. Darüber hinaus hielten die SWG eine weitere Verpflichtung ein: Der universitäre Betrieb wurde über die gesamte Bauzeit aufrechterhalten. Und nicht zuletzt haben die SWG nicht mehr benötigte, alte Versorgungsleitungen abgebaut und fachgerecht entsorgt.

Bereits im Oktober 2018 begannen die SWG damit, das Leitungsnetz im Philosophikum 1 aufzubauen. Im Philosophikum 2 startete der Netzbau im März 2020. Eingebettet waren die Arbeiten in die Baumaßnahme des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen (LBIH) zur Neuerrichtung und teilweisen Erneuerung der technischen Infrastruktur für die geplanten Neubauten sowie die Bestandsbauten am Campusbereich Philosophikum. Die Energiezentrale entstand zwischen Oktober 2020 und Juni 2021. In der Zwischenzeit installierten die SWG die nötige Technik in den einzelnen Gebäuden.

„Für das Philosophikum 1 konnten wir schon im Sommer 2019 die Wärmelieferung aufnehmen“, erinnert sich Matthias Funk. Im benachbarten Areal strömte erstmals im August 2020 heißes Wasser aus dem Heizwerk in die Übergabestationen der verschiedenen Immobilien. Die Kältemaschine in der Energiezentrale ging im Juli dieses Jahres in Betrieb. (amo)