Wärme

Stadtwerke Krefeld bauen eigenen Wärmespeicher

Die SWK rechnen mit einer Einsparung von 10.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Im kommenden Jahr soll der Speicher in Betrieb gehen.
23.05.2022

So soll der Wärmespeicher einmal aussehen.

Die SWK baut einen Wärmespeicher für Krefeld und erwartet dadurch eine Einsparung von 10.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Ein wegweisendes Projekt für SWK und Stadt Krefeld mit dem Fokus auf mehr Klimaneutralität und Versorgungssicherheit, heißt es in einer Pressemitteilung des kommunalen Unternehmens. „Die Energiewende kann nur gelingen, wenn sie vor Ort mit dezentralen Maßnahmen umgesetzt wird. Mit unserem neuen Wärmespeicher für Fernwärme setzen wir einen Meilenstein und unterstützen die Stadt bei der Erreichung ihrer Klimaziele“, sagt SWK-Vorstandssprecher Carsten Liedtke. 

Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer betont die Bedeutung des Wärmespeichers für die konkrete Umsetzung der Energiewende in Krefeld: „Die Frage einer unabhängigen Energieversorgung ist so brennend aktuell wie nie. Der Wärmespeicher leistet in dieser Frage für Krefeld einen bedeutenden Beitrag. Außerdem ist er ein wichtiger Baustein in puncto Energiewende und Klimaschutz, weil wir nachhaltige Energieformen auf diese Weise noch effizienter nutzen können." 

Der geplante Wärmespeicher wird etwa 25 Meter hoch und fasst rund 4.500 Kubikmeter heißes Wasser, mit denen der Wärmebedarf von ca. 9.000 Fernwärme-Haushalten für rund einen Tag lang gedeckt werden kann. Auch das sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindliche Helios-Klinikum und das Alexianer-Krankenhaus werden mit Fernwärme der SWK versorgt. Der Bau des Speichers soll in Kürze beginnen, die Inbetriebnahme ist für 2023 geplant. 

Sehr guter Primärenergiefaktor

Der weitaus größte Teil der Fernwärme in Krefeld stammt aus der MKVA, besteht zu mehr als der Hälfte aus biogenem Abfall und hat einen herausragenden Primärenergiefaktor von 0,23. Zum Vergleich: Erdgas, Heizöl oder Kohle haben einen Primärenergiefaktor von 1,1. Ein weiterer, geringer Teil der Krefelder Fernwärme stammt aus dem gasbasierten Heizkraftwerk der SWK am Weeserweg, wo mittels Kraft-Wärme-Kopplung gleichzeitig Strom und Wärme produziert und ins Netz eingespeist werden. 

Der Wärmebedarf am Tag ist deutlich höher als in der Nacht. Insbesondere in den Morgenstunden ist die Nachfrage sehr hoch und entsprechend viel Fernwärme muss bereitgestellt werden. Daher muss hin und wieder zusätzliche Wärme zugeführt werden. Dabei handelt es sich um fossiles Erdgas. „Mit dem neuen Wärmespeicher besteht nun die Möglichkeit, die Energie aus MKVA und dem Heizkraftwerk Weeserweg, die nachts nicht benötigt wird, in dem Behälter zwischenzuspeichern und dann morgens zu den Spitzenlastzeiten zur Verfügung zu stellen. Erzeugung und Verbrauch können entkoppelt werden“, erläutert Carsten Liedtke. Dadurch wird die Einspeisung mit herkömmlichem Erdgas verdrängt, was zu einer deutlichen CO2-Reduktion führt.

Flexibilisierung und Versorgungssicherheit gemeinsam gedacht

Ein weiterer Vorteil ist die höhere Flexibilisierung und Versorgungssicherheit, die durch den neuen Wärmespeicher entsteht. „Wenn viel erneuerbarer Strom aus Wind oder Photovoltaik ins Netz eingespeist wird, lohnt sich die Stromproduktion im Heizkraftwerk am Weeserweg nicht und wir können es drosseln. Dadurch entsteht auch weniger Wärme, aber unsere Kunden können dann aus dem Wärmespeicher versorgt werden“, erklärt SWK-Vorständin Kerstin Abraham. Umgekehrt kann das Heizkraftwerk z.B. bei einem hohen Strompreis an der Börse hochgefahren werden, um den Strom zu verkaufen. Ist der Wärmebedarf der Kunden zu dem Zeitpunkt niedrig, kann die produzierte Wärme im Fernwärmespeicher zwischengelagert werden. 

Kraft-Wärme-Kopplung ist eine hocheffiziente Stütze bei der Energiewende. Sie ist deutlich stabiler im Vergleich zu Photovoltaik oder Windenergie. Die Erzeugungsanlagen können durch den neuen Wärmespeicher systemdienlicher eingesetzt werden, und die Emissionsbelastung geht zurück, weil reine Erdgasproduktionsanlagen verdrängt werden. Das gilt für die Krefelder Innenstadt, aber auch für die bundesweite CO2-Bilanz und das Ziel der Dekarbonisierung. Der neue Wärmespeicher trägt nach Überzeugung der SWK  maßgeblich zu einer zukunftsfähigen Energieversorgung bei.

Keine nennenswerten Wärmeverluste

Der Standort am Voltaplatz liegt nah genug an der bestehenden Fernwärmeleitung, so dass eine Anbindung an das Netz ohne nennenswerte Wärmeverluste erfolgen kann, und es befindet sich keine Wohnbebauung im unmittelbaren Umfeld. Der Bau und die Gestaltung des Wärmespeichers erfolgen in enger Abstimmung mit der Stadt Krefeld. Auch der Jugendbeirat wurde bei den Planungen mit eingebunden, um gezielt auf die Bedürfnisse der Jugendlichen, die am Voltaplatz u.a. eine Skateranlage und einen Bolzplatz für ihre Freizeitaktivitäten nutzen, einzugehen. 

Die Außenwand des Wärmespeichers wird in einem Farbverlauf von grün zu hellblau gestaltet, Vögeln werden Nistmöglichkeiten ermöglicht. Highlight für die Jugendlichen dürfte die Boulderwand sein, die am an den Wärmespeicher angrenzenden Pumpengebäude angebracht wird. Dieses erhält außerdem eine Photovoltaik-Anlage zur Eigenversorgung. Außerdem wird es vor Ort kostenfreies W-LAN und einen Festplatzverteiler für Strom und Wasser geben, der bei Veranstaltungen genutzt werden kann. (amo)