Stadtwerke Senftenberg dekarbonisieren die Fernwärme

Ronny Kleinert, Geschäftsführer der Stadtwerke Senftenberg, und Rüdiger Bösing, Kaufmännischer Geschäftsführer von EEW Großräschen, unterzeichnen den Fernwärmeliefervertrag am 3. Mai 2023 in Senftenberg (v.l.).
Bild: © Stadtwerke Senftenberg
Die Stadtwerke Senftenberg und die EEW Energy from Waste Großräschen (EEW) haben einen Fernwärmevertrag unterzeichnet. Ab 2026 sollen jährlich bis zu 80.000 Megawattstunden industrielle Abwärme aus dem EEW-Kraftwerk „Sonne“ über eine 10 Kilometer lange Fernwärmeleitung an die Stadtwerke Senftenberg geliefert werden und einen signifikanten Beitrag zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung leisten. Die Gesamtkosten des Projektes betragen rund 33,4 Mio. Euro. Die Interministerielle Arbeitsgruppe (IMAG) Lausitz der brandenburgischen Landesregierung hatte bereits im Herbst vergangenen Jahres entschieden, das Projekt im Rahmen der Lausitzer Strukturentwicklung zu fördern.
Ronny Kleinert, Geschäftsführer der Stadtwerke Senftenberg: „Wir erreichen mit der Umsetzung des zukunftsweisenden Projektes drei entscheidende Dinge: Erstens eine für das Senftenberger Fernwärmenetz gelieferte grüne, klimaneutrale Wärme, zweitens eine signifikante Reduzierung der Importabhängigkeit von Erdgas und Heizöl und drittens Preisstabilität für unsere Fernwärmekunden.“
Grüne Wärme
Künftig werde das Senftenberger Wärmenetz durch industrielle Abwärme gespeist, die bei der energetischen Verwertung von regionalen Abfällen entsteht. Durch die Substituierung von fossilen Energieträgern können jährlich bis zu 19.000 Tonnen energiebedingter CO2-Emissionen vermieden werden und die ans Fernwärmenetz angeschlossenen Senftenberger profitieren von der energetischen Bezugsumstellung, so der Stadtwerkechef.
In den vergangenen 14 Jahren hat das nach dem besonders effizienten Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung arbeitende Ersatzbrennstoffkraftwerk insgesamt rund 40.000 MWh umweltfreundliche Fernwärme in das lokale Netz des Großräschener Ortsteils Freienhufen abgegeben. Damit seien die Potentiale der Anlage jedoch nicht annähernd ausgeschöpft, weiß Daniel Ziegler, Technischer Geschäftsführer von EEW Großräschen. Senftenberg werde künftig die doppelte Wärmemenge pro Jahr abnehmen − bis zu 80.000 Megawattstunden seien vereinbart, ergänzt er. Etwa neun Millionen Kubikmeter des fossilen Primärenergieträgers Erdgas wären nötig, um diese Fernwärmemenge zu erzeugen. Im Kraftwerk „Sonne“ werden stattdessen nicht recycelbare Abfälle energetisch verwertet und für die Produktion von Strom und Fernwärme genutzt.
Potentiale noch nicht ausgeschöpft
„Ohne eine Wärmewende keine Energiewende“, ist das Credo von Rüdiger Bösing, Kaufmännischer Geschäftsführer von EEW Großräschen. Er weiß: „Mehr als die Hälfte seiner Endenergie verbraucht Deutschland für Wärme. Dort ist der größte Hebel für eine erfolgreiche Energiewende.“ Zwar sei Abfall bereits heute mit mehr als 16 Prozent der zweitwichtigste Energieträger bei der Fernwärmeerzeugung nach Erdgas, so Rüdiger Bösing weiter, die Potentiale jedoch noch weitgehend unerschlossen. Energie aus Abfall müsse deshalb verstärkt als Chance für den Erfolg einer Energiewende und als wichtiger Partner auf dem Weg zur Klimaneutralität verstanden werden. Vor diesem Hintergrund sei die jetzige Entscheidung der brandenburgischen Landesregierung für eine Fernwärmetrasse nach Senftenberg wegweisend, lobt Rüdiger Bösing.
„In den kommenden Monaten werden wir die nötigen Schritte für eine schnellstmögliche Realisierung des Projektes einleiten“, sagt Ronny Kleinert. In einem ersten Schritt ist jetzt der Wärmeliefervertrag zwischen Stadtwerken und EEW Großräschen geschlossen worden. Nun gehe es darum, die Fördermittel bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) zu beantragen. (amo)