Wärme

Studie: Ohne Dämmung keine wirtschaftliche Energiewende

Soll nicht zum Fenster rausgeheizt werden, muss die Wärmewende bei der Gebäudesanierung beginnen. Nur so lassen sich die Klimaziele im Gebäudesektor wirtschaftlich verträglich erreichen.
05.11.2018

Die Dämmung der Gebäudehülle ist die Basis für die Wärmewende.

„Ein zugiges Haus bleibt ein zugiges Haus, auch wenn es mit klimafreundlichen Brennstoffen beheizt wird,“ erklärt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Die Studie „Wert der Effizienz im Gebäudesektor in Zeiten der Sektorkopplung“ im Auftrag von Agora und der European Climate Foundation hat untersucht, wie sich am kostengünstigsten eine Treibhausgasminderung bis 2030 erreichen lässt. Ohne eine Verbesserung der Gebäudeenergieeffizienz kommen jährlich über acht Mrd. Euro auf die deutschen Haushalte zu.

Wer nicht bei der Basis ansetzt und seine Gebäudehülle dämmt, heizt nämlich wortwörtlich zum Fenster raus und verbraucht deutlich mehr Energie als es nach Niedrig-Energie- oder Zero-Energie-Standard nötig wäre. Der Ersatz von Heizöl und Erdgas durch synthetische Kraftstoffe (Power-to-Gas, Power-to-Liquid) wäre ohne Verbrauchsreduzierung nur unter milliardenschweren Mehrkosten möglich.

60 Mrd. Euro für Emissionsrechte

Die Bestandaufnahme der Studienautoren in Sachen Gebäudesanierung ist allerdings vernichtend. Bislang wird nur eines von hundert Gebäuden gedämmt, nötig für das Gelingen der Wärmewende wäre mindestens eine Verdopplung. In der Studie wurden fünf verschiedene Szenarien betrachtet, für die jeweils die gesamtwirtschaftlichen Kosten ermittelt wurden. Schnitten die Modelle „Effizienz und Erneuerbare“, „Effizienz und Wärmepumpen", sowie „Effzienz und Power-to-Gas“ sehr ähnlich ab, lag das „Niedrig-Effizienz-Szenario“ deutlich über dem Kostenniveau.

Neben der Wirtschaftlichkeit ist die Realisierbarkeit für sämtliche Kraftstoff-Effizienz-Kombinationen entscheidend. Ohne die Nutzung von Energieeinsparpotenzialen drohe eine zunehmende Abhängigkeit von synthetischen Krafstoffen, so die Studienautoren und diese seien schließlich auch nicht unbegrenzt importier- und verfügbar. „Ohne eine rasche und umfassende steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung, kombiniert mit Ordnungsrecht und klaren Anreizen für Hauseigentümer („Fördern und Fordern“), wird die Wärmewende nicht gelingen“, so Graichen weiter. Ein Verfehlen der EU-Klimaschutzverpflichtungen würde noch mehr Kosten für Emissionsrechte bedeuten – bis zu 60 Mrd. Euro müsste Deutschland im schlimmsten Fall an andere EU-Staaten ab 2020 zahlen. (ls)