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Verbraucherzentrale fordert mehr Transparenz bei Fernwärme-Preisen

Der Fernwärmemarkt müsse endlich verbraucherfreundlicher werden, appellieren Verbraucherschützer an die Politik. Die Fernwärmeversorger reagieren – unter anderem mit einer neuen Plattform.
16.04.2024

Für viele Verbraucher ist die Fernwärme ein Buch mit sieben Siegeln. Das soll sich nun ändern.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband ("vzbv") fordert mehr Transparenz bei der Gestaltung der Fernwärmepreise. Die Preisgestaltung im Fernwärmemarkt sei für die Verbraucherinnen und Verbraucher „eine Blackbox“. Die Bundesregierung müsse sicherstellen, dass die Verbraucher Preisänderungen nachvollziehen können, „und endlich eine verbraucherfreundliche Novellierung der Fernwärme-Verordnung angehen“, sagte die Verbands-Vorständin Ramona Pop am Dienstag einer Mitteilung zufolge.

Der VZBV erfasst nach eigenen Angaben seit Anfang 2023 fortlaufend die Fernwärmepreise in 31 Netzen. „Die Auswertung der Daten im ersten Quartal 2024 zeigt erneut, wie unterschiedlich die Preise für Fernwärme je nach Netz sein können“, hieß es in der Mitteilung. Während effektive Preise pro Kilowattstunde für einen Haushalt in einem typischen Mehrfamilienhaus im untersuchten Fernwärmenetz in Leipzig von 17 Cent im vierten Quartal 2023 auf 20 Cent im ersten Quartal 2024 anstiegen, fiel der Preis beim untersuchten Netz in Stuttgart von 22 auf 17 Cent pro Kilowattstunde.

Pop fordert Preisaufsicht

Verbraucherinnen und Verbraucher könnten nur schlecht einschätzen, ob der Wärmepreis in ihrem Netz eher hoch oder niedrig ist, sagte Pop. „Es braucht daher ein deutschlandweites Wärmenetzregister und eine darauf aufbauende Wärmenetzkarte.“ Zudem forderte der VZBV die Einführung einer Preisaufsicht durch eine unabhängige Stelle.

Mehr Transparenz wollen auch die Fernwärmeversorger schaffen. Im Mai soll eine neue Online-Plattform an den Start gehen. Diese soll unter anderem Fernwärmepreise in ganz Deutschland übersichtlich offenlegen. Grundlage sollen „Standardfälle“ bei Einfamilien- aber auch Mehrfamilienhäusern sein. Interessierte Bürger sollen zudem auf einen Blick sehen können, welche Brennstoffe mit welchem Anteil zum Einsatz kommen.

Roll: "Einheitspreis" ist nicht realistisch

Mit der „Transparenzoffensive“ will die Branche nach eigener Aussage auch Vorurteile gegenüber der Fernwärme abbauen. Zu hohen Erwartungen an das angekündigte Portal erteilte AGFW-Chef Hansjürgen Roll allerdings kürzlich eine Absage. „Es wird am Ende nicht überall den gleichen Preis für die Fernwärme geben. Da muss man realistisch bleiben.“ Zu unterschiedlich seien die Voraussetzungen vor Ort. (amo/mit dpa)