Wärme

Wärmewende: Stadtwerke Nordfriesland erhalten Förderbescheid

Das kommunale Unternehmen freut sich über einen Zuschuss von 2,1 Mio. Euro für das Projekt „Kalte Nahwärme“ in Leck.
15.06.2023

Die Stadtwerke Nordfriesland freuen sich über die Förderung des Projekts.

Die Stadtwerke Nordfriesland haben vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 2,1 Millionen Euro für ein neues Wärmekonzept im nordfriesischen Leck erhalten. Der Bescheid bezieht sich auf das Projekt „Kalte Nahwärme“ (KNW) in Leck, und zwar für das dortige Neubaugebiet Mühlenberg II, das hier in Nordfriesland einen echten Pilotcharakter hat. Damit werden rund 37 Prozent der zu erwartenden Gesamtkosten des Projektes abgedeckt werden. 

Schon seit 2018 sind die Stadtwerke Nordfriesland auf der Suche nach einem geeigneten Modell, um die Wärmewende in Nordfriesland voranzutreiben. „Die Herausforderung bestand dabei immer in dem zu lösenden Zielkonflikt zwischen Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und Bezahlbarkeit“, so Jan Schulz, Geschäftsführer der Stadtwerke Nordfriesland.

Innovative Lösung

„Wir haben über einen Zeitraum von einem Jahr enormen Aufwand betrieben, um das anspruchsvolle Beantragungsverfahren für die Förderung erfolgreich zu bestehen. Umso mehr freuen wir uns jetzt den positiven Zuwendungsbescheid für dieses Projekt in den Händen zu halten", sagt dazu Frank Christiansen, zuständiger Projektleiter bei Stadtwerken Nordfriesland. „Das Wärmekonzept Kalte Nahwärme zeigt, dass die Gemeinde Leck mit dem Know-how der Stadtwerke Nordfriesland in der Lage ist, innovative und umweltfreundliche Lösungen umzusetzen."

„Dank der Förderung löst sich der Zielkonflikt und ermöglicht in Leck den Aufbau einer bezahlbaren Wärmeversorgung unter Berücksichtigung wirtschaftlicher und ökologischer Aspekte“, fasst Schulz zusammen.

Landesförderung angedacht

Das Land Schleswig-Holstein hatte im Mai mitgeteilt, den Ausbau kommunaler Wärmenetze auch seinerseits fördern zu wollen. Bis 2040 will das Land klimaneutral werden. Gerechnet wird mit Investitionen von mindestens sechs Milliarden Euro, so die Berechnung von etlichen Stadtwerken in Schleswig-Holstein. Mit zehn Millionen Euro will das Land die Energieberatung ausbauen. Mit Hilfe des Ukraine-Notkredits hatte Schwarz-Grün bereits Landesmittel in Höhe von 75 Millionen Euro für die Wärmeversorgung bereitgestellt, die die Kommunen mit weiteren 75 Millionen Euro kofinanzieren sollen.

„Wir haben diese Entwicklungen von Anfang an aufmerksam verfolgt aber unsere Aktivitäten unabhängig davon gestartet“, sagt dazu Jan Schulz. Auf Vorgaben der Landes- und Bundespolitik habe man nicht lange gewartet.

Baubeginn im vergangenen Jahr

Es folgte im November 2022 der Baubeginn für das erste KNW-Projekt, und zwar in Leck. Im ersten Bauabschnitt werden 153 Abnahmestellen mit Kalter Nahwärme versorgt, darunter eine Kita, eine Seniorenanlage sowie Ein- und Zweifamilienhäuser mit Grundstücksgrößen von 600 bis 700 m². Alle Gebäude sollen mittels des innovativen Konzeptes mit Wärme versorgt werden; es besteht ein Anschluss- und Benutzungszwang. „Mit der Kalten Nahwärme haben wir die richtige Technik gefunden; wir freuen uns, mit den Stadtwerken einen leistungsfähigen und innovativen Partner für die Umsetzung an unserer Seite zu haben“, so Bürgermeister Andreas Deidert aus Leck.

Kollektorfelder im Erdreich entziehen der Erde 5 °C bis 10 °C Wärme, die über ein Sole-Wassergemisch zu den Häusern geleitet und mittels separater Wärmepumpen verdichtet wird. Die erzeugte Energie in Form von Wärme wird zur Beheizung des Gebäudes und zur Erwärmung des Trinkwassers genutzt. Anschließend fließt die abgekühlte Sole zurück zum Kollektorfeld, nimmt erneut Temperatur auf und der Prozess beginnt von vorn. Im Sommer wirkt das Konzept genau umgekehrt, dadurch kann das Haus gekühlt und dem Erdreich Energie wieder zugeführt werden. Dazu wird die Fließrichtung einfach umgekehrt.

Strom als zusätzliche Energiequelle

Während der Heizperiode werden auf diese Weise 73,7 % des Wärmebedarfs durch die Quellenergie aus dem Erdreich gedeckt. Reicht diese Energie nicht aus, wird zusätzlich Strom zum Heizen benötigt.

Für das Baugebiet in Leck wird ein Gesamtwärmebedarf von jährlich 1521 Megawattstunden veranschlagt. Technikchef Joachim Pilz von den Stadtwerken Nordfriesland: „Die Verbindung zwischen Umweltwärme aus dem Erdreich, den hocheffizienten Wärmepumpen und der bidirektionalen Wärmeflussrichtungen bei Heiz- und Kühlbedarf verleiht dem Wärmekonzept dieses Neubaugebietes einen hohen Innovationsgrad.“ (amo)