Wärme

Wärmewende: Wissenschaftler empfehlen höheren CO2-Preis

Eine Studie der Universität Stuttgart hat für das Energiezukunft-Projekt Ariadne ermittelt, wie sich der Preis für Kohlenstoffdioxid auf einen klimaneutralen Wärmemarkt auswirkt.
03.08.2022

Trotz hoher Öl- und Gaspreise: Die Wärmewende kommt nur schleppend voran.

Heizen mit Öl und Gas in Deutschland wird teurer, das war auch schon vor den Auswirkungen des russischen Kriegs in der Ukraine bekannt. Für warme oder gekühlte Gebäude soll in Zukunft kein CO₂ mehr ausgestoßen werden, weswegen die fossilen Energieträger mehr kosten müssen. Mit dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) legte die Bundesrepublik Mindestpreise für den Ausstoß des Klimagases fest: Im Jahr 2025 soll der Preis im Gebäudesektor mindestens 55 Euro pro Tonne CO₂ betragen. Bis dahin steigt er kontinuierlich an, von 25 Euro im Jahr 2021. Ob diese Maßnahme für einen klimaneutralen Wärmemarkt ausreichend ist, untersuchten Experten des IER für das Kopernikus-Projekt Ariadne.

 

Verschiedene Szenarien zeigten, dass die Preisuntergrenzen zwar dafür sorgen, dass beim Heizen sehr viel an CO2-Emissionen gespart würde. Für einen klimaneutralen Wärmebetrieb müsste jedoch der CO2-Preis bereits in den nächsten Jahren deutlich steigen. Das liege an der „Trägheit des Wärmemarkts“, so die Studie: „Einmal eingebaute Heizungen laufen lange. Wer jetzt saniert oder neu baut, will nicht bereits in fünf Jahren ein neues Gerät anschaffen, um die Wohnung im Winter warm zu bekommen. Es muss also zur Zeit der Anschaffung schon klar sein, dass sich eine Heizung mit fossiler Energie nicht mehr lohnt.“ Im Fazit der Studie heißt es, mittel- und insbesondere langfristig seien CO₂-Preise von 275 Euro pro Tonne oder sogar 355 Euro pro Tonne „2045 erforderlich, um die angestrebten Minderungen zu erzielen.“

Gebäudesanierung vorantreiben

Weitere Maßnahmen, um den Wärmemarkt in Richtung Klimaneutralität zu bewegen, nennen die Stuttgarter Energieexperten: Das nationale BEHG müsse mit dem europäischen Emissionshandel abgestimmt sein, um Fehlanreize zu vermeiden oder zu verhindern, dass hier anfallende Emissionen einfach dem Ausland angerechnet werden. Außerdem müssten viel mehr und schneller Gebäude saniert werden. Staatliche Verbote, Regulierungen und Subventionen könnten Einfluss nehmen.

Die höchsten Auswirkungen haben allerdings die Import-Preise für Öl oder Gas: Der „Preisschock“ nach dem russischen Überfall auf die Ukraine zeigt in den Szenarien der Studie, dass die Wärmeerzeugung bereits kurzfristig weniger fossil würde. In einem Szenario halbierte sich der Gasverbrauch sogar. (amo)