Wärme

Weil am Rhein: Startschuss für das Nahwärmenetz in Friedlingen

Die Stadtwerke investieren 4,4 Millionen Euro in das Großprojekt. Zwei Blockheizkraftwerke werden künftig Strom und Wärme für den Stadtteil produzieren.
11.04.2022

Rolf Pfeifer, der Geschäftsführer von endura kommunal (2.v.l.), Planer Daniel Weiß (3.v.l.), Axel Moick vom Zweckverband Breitbandversorgung (4.v.l.) und Rudolf Koger, Erster Bürgermeister und Leiter der Stadtwerke (Mitte, vorne)

Die Stadt Weil am Rhein treibt gemeinsam mit den Stadtwerken die Energiewende voran. 4,4 Mio. Euro investiert das kommunale Unternehmen, um das Nahwärmenetz weiter auszubauen. So werden in Friedlingen nördlich der Hauptstraße 1,7 Kilometer Wärmeleitungen verlegt. Zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) werden künftig Strom und Wärme für den Stadtteil produzieren.

 

Rudolf Koger, Erster Bürgermeister und Leiter der Stadtwerke, erläutert, dass man mit der Firma Endress + Hauser, auf deren Areal die beiden Blockheizkraftwerke entstehen, eine gute Lösung gefunden habe. Während das Unternehmen den Strom der beiden BHKW abnimmt, beziehen die Stadtwerke die Wärme. Insgesamt können die BHKW im Jahr bis zu vier Millionen Kilowattstunden Strom sowie sechs Millionen Kilowattstunden Wärme produzieren.

Im ersten Abschnitt werden 1,7 Kilometer Wärmeleitungen verlegt. 25 Hausanschlüsse sind laut Koger vorgesehen, was umgerechnet 800 Wohneinheiten entspricht. Großteilige Bebauung wechsele sich hier mit Gewerbebetrieben ab.

Angeschlossen werden auch zwei vorhandene Gaskessel auf dem Kesselhausareal, außerdem übernehmen die Stadtwerke zwei Gaskessel von Endress + Hauser, die als Spitzenlastkessel dienen sollen. Ein zwölf Meter hoher Pufferspeicher mit einem Volumen von 100 Kubikmetern wird dafür sorgen, flexibel reagieren zu können.

Die BHKW werden mit Erdgas betrieben. Derzeit erscheine das aufgrund der jüngsten Ereignisse zwar nicht zeitgemäß, erklärt Planer Daniel Weiß, doch seien die BHKW hocheffizient. Der Wirkungsgrad dieser Aggregate mit Kraft-Wärme-Kopplung würde nahezu 100 Prozent betragen. Das erreichen laut Weiß selbst die besten Gasturbinen der Welt nicht: diese erzielen einen Wirkungsgrad von lediglich 60 Prozent. Den Blick in die Zukunft gerichtet, stellte Koger fest, dass sich die BHKW auch auf Wasserstoff umrüsten ließen. 

„Das ist der Einstieg. Mit diesem ersten Baustein können wir das bisherige Interesse abdecken. Doch es laufen schon weitere Gespräche“, gab Koger bekannt. Zwei bis drei Jahre wird der erste Bauabschnitt dauern, anschließend wäre es möglich, dass Nahwärmenetz in Richtung Friedlinger Süden auszubauen. Denkbar sei, dass dann die Blockheizkraftwerke durch eine Biomasseanlage ergänzt werden. Ganz nach dem Vorbild der Heizzentrale an der Römerstraße könnten dann Holzhackschnitzel zum Einsatz kommen.

„Wärmenetze haben sich als bevorzugte Lösung im urbanen Bereich herausgestellt. Gerade in verdichteten städtischen Bereichen führt kein Weg an Nahwärmenetzen vorbei“, machte Rolf Pfeifer, der Geschäftsführer von endura kommunal, deutlich, dessen Firma die Stadt beim Quartierskonzept begleitet und die interkommunale Wärmeplanung des Landkreises betreut.  „Wir müssen jetzt starten, es ist die Lösung der Zukunft“, so Pfeifer. Das Friedlinger Netz leiste einen wichtigen Beitrag für eine klimaneutrale Wärmeversorgung, die der Landkreis bis 2040 erreichen will.

Die Bauarbeiten nimmt zudem der Zweckverband Breitbandversorgung zum Anlass, 1500 Meter mit Glasfaserkabel auszustatten, um schnelles Internet zu ermöglichen. So müsse die Straße nicht noch einmal aufgerissen werden, erklärte der stellvertretende Geschäftsführer Axel Moick. (amo)