Abfallwirtschaft

Einstellung trotz positiver Bilanz

Zwei Jahre testeten FES und Frankfurt UAS ein erdgas-elektrisches Entsorgungsfahrzeug – mit sehr guten Ergebnissen. Aus verschiedenen Gründen wird der Ansatz dennoch nicht weiter verfolgt.
13.04.2021

Das Pilotfahrzeug Silent Green bei der öffentlichen Präsentation im Sommer 2018.

 

„Silent Green“ hat die Erwartungen erfüllt: Zu diesem Fazit kommen die Projektpartner FES Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH und die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) nach Abschluss eines zweijährigen, vom Land Hessen geförderten Modellversuchs. Das dabei getestete erdgas-elektrische Pilotfahrzeug war eigens für die tägliche Abfallentsorgung in der Großstadt gebaut worden, also für einige längere Fahrten und viel Stop-and-go im Sammelgebiet.

In dem Projekt wurden umfangreiche Vergleichsmessungen mit der modernen Verbrauchs- und Abgasmesstechnik des Hochschullabors durchgeführt. Der Prototyp verbrauchte in der Testphase auf ca. 6000 Tourenkilometern etwa 30 Prozent weniger Energie, emittierte 30 Prozent weniger CO2 und 25 Prozent weniger Stickoxide als das dieselbetriebene Vergleichsfahrzeug der Abgasklasse Euro VI. Zudem war das Testfahrzeug 50 Prozent leiser.

Kaum Nachteile

Als Nachteil wurde lediglich der bei Erdgasfahrzeugen typische Methanausstoß registriert, der pro Tag etwa 100 Gramm betrug. Die Integration des Projektfahrzeugs in den laufenden Betrieb wurde zudem durch diverse technische – für einen Prototypen aber nicht ungewöhnliche – Ausfälle erschwert.

Trotz eindrucksvoller Messergebnisse wird der Hybridansatz mit seiner Kombination aus Gas- und elektrischem Antrieb bei FES keine Zukunft haben. „Der Hersteller hat uns signalisiert, dass an dem Konzept nicht weiter gearbeitet wird“, begründet FES-Geschäftsführer Dirk Remmert das Aus.

Brennstoffzelle im Fokus

FES habe sich zudem in der Zwischenzeit für den Ausbau der Elektromobilität und den Einsatz von Biodiesel in Bestandsfahrzeugen entschieden. „Mittelfristig orientieren wir uns bei den schweren Nutzfahrzeugen in Richtung Brennstoffzelle“, so Remmert in einer Mitteilung weiter. „Den dafür benötigten Wasserstoff werden wir mit unserem Partner Mainova weitgehend CO2-neutral durch thermische Verwertung von Hausmüll im Müllheizkraftwerk produzieren." Auf dem Weg zur Verkehrswende sei Silent Green dennoch ein wichtiger Baustein gewesen. "Wir haben in diesem Projekt sehr viel gelernt.“

Ein wichtiges Ergebnis ist für Holger Marschner, Professor für Kraftfahrzeugtechnik an der Frankfurt UAS, die erstmalige Dokumentation von Emissionen und Verbräuchen des Dieselfahrzeugs Euro VI. Fuhrparks deutscher Entsorger basieren im Wesentlichen auf diesem Aggregat, das nun erwiesenermaßen sämtliche gesetzlichen Grenzwerte sommers wie winters einhält.

Datenbasis für Dieselantrieb

„Damit wurde eine wertvolle Datenbasis erzeugt, die zum Vergleich aller künftigen Antriebe herangezogen werden kann“, so Marschner. „Selbst wenn in Kürze batterieelektrische oder wasserstoffbetriebene Fahrzeuge serienreif sind, muss man bedenken, dass diese nur dann wirklich emissionsfrei sind, wenn der Strom oder der Wasserstoff auch regenerativ erzeugt werden." Vor dem Hintergrund des aktuellen deutschen Strom-Mix sei die 30-prozentige CO2-Ersparnis des Hybridfahrzeugs sehr gut. (hp)