Abfallwirtschaft

Remondis fordert Recyclinglabel

Als Reaktion auf den chinesischen Importstopp für 24 Abfallsorten spricht sich das Abfallunternehmen Remondis für einen Entwicklungsschub beim Recycling aus.
14.05.2018

Die drei Schlagworte lauten: Einführung eines Recyclinglabels und eines Anreizsystems für höhere Verwertungsquoten sowie Start einer Qualitätsoffensive. "Das Importverbot für Abfälle ist Teil von Chinas Rohstoffstrategie. Man will keine Abfälle mehr, sondern Rohstoffe", sagte der Remondis-Pressesprecher Michael Schneider auf der Branchenmesse Ifat in München. Er interpretiert die chinesischen Restriktionen auf diesem Gebiet als "ein Schrei nach Qualität". Auch deshalb müsse die Bereitstellung von hochwertigen Recyclingstoffen zwingender Teil einer Rohstoffstrategie sein.

Unter anderem fordert Remondis eine Ökodesignrichtlinie für Energie- und Rohstoffeffizienz, analog dem Label für Energieeffizienz. Danach müssen alle Produkte schon in der Entwicklungs- und der Designphase so gestaltet sein, dass die enthaltenen Rohstoffe zu 100 Prozent zurückgewonnen werden können.

Nur ein erster Schritt

Für Martin Faulstich, Professor für Kreislaufwirtschaft und Vorsitzender der Ressourcenschutzkommission der Bundesregierung, ist diese Form der Produktkennzeichnung jedoch nur ein erster Schritt. Langfristig müsse man zu einer Produktzulassung kommen, forderte Faulstich auf er Ifat. Hier sei eine Beweislastumkehr vonnöten, denn die Recyclingfähigkeit von Produkten werde heute nicht geprüft. Es sei auch wichtig, dass sich Ingenieure dieses Denken aneigneten.

"Um den Einsatz von Recyclingstoffen zu fördern, bedarf es eines Anreizsystems für die Industrie", betont Herwart Wilms, Geschäftsführer bei Remondis. Das Motto lautet: Je recyclinggerchter ein Produkt ist, desto besser muss es gestellt sein. "Wie dies konkret umgesetzt wird, ist Sache der Politik", betont Wilms. Hier werde man ganz bewusst keine konkreten Vorschläge machen, denn die Politik neige dazu, dann nur noch diese Instrumente zu diskutieren. Dabei sei der volkswirtschaftliche Handlungsbedarf nicht von der Hand zu weisen: "Alle Studien weisen auf die künftige Rohstoffknappheit hin", so Wilms.

Recyclingstoffe auf 70 Prozent steigern

Das Unternehmen aus Lünen bezifferte auf der Ifat hier zudem eine konkrete Zielvorgabe. Innerhalb der nächsten zehn Jahre müsse sich die Verwendungsquote von Recyclingstoffen von heute 14 Prozent in Deutschland (weltweit 12 Prozent) auf 70 Prozent erhöhen. Diese Strategie liegt nach der Einschätzung von Remondis auch im Eigeninteresse eines rohstoffarmen Landes wie Deutschland. "Knappheit, die morgen herrscht, müssen wir heute in den Markt geben", bringt Wilms das Konzept auf den Punkt.

Der Remondis-Manager fordert zudem die Kommunen, Länder und Bund auf, hier voranzugehen. Die Öffentliche Hand könnte bei ihrer Beschaffungsstrategie heute schon entsprechend agieren und das Kriterium Recyclingfähigkeit einfließen lassen.

Energiewende bedarf Rohstoffwende

Zudem betont Wilms die Klimaschutzeffekte des Konzepts. Allein die Umsetzung der Recyclingstrategie bei haushaltsnahen Produkten habe das Potenzial, acht Prozent zu den aktuellen deutschen CO2-Zielen beizutragen.
Dem pflichtet Faulstich bei und verweist auf einen zusätzlichen Aspekt. Bei der Energiewende stoße man zunehmend auch an Materialgrenzen. Unter anderem mit Blick auf die Produktion von Wind- und Solaranlagen betont der Professor: "Die Energiewende kann nur erfolgreich sein, wenn wir auf Recyclingrohstoffe umstellen." (mn)