Abfallwirtschaft

Remondis schluckt Grünen Punkt

Jetzt also doch – nachdem die Verhandlungen im Frühjahr gescheitert waren, steht die Übernahme des Dualen Systems durch Remondis nun bevor.
24.09.2018

Nach zähen Verhandlungen in den vergangenen zwei Jahren könnte Remondis nun tatsächlich beim Grünen Punkt einsteigen.

Nach langem Hin und Her sollen Remondis und der Systembetreiber "Der Grüne Punkt" sich nun geeinigt haben. Noch in dieser Woche könnten ein Vertrag zwischen Deutschlands größtem Entsorgungsunternehmen mit Sitz im nordrhein-westfälischen Lünen und dem Lizenzierungssystem geschlossen werden. Das berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) unter Berufung auf Insider-Quellen.

Bereits im Frühjahr stand eine Fusion der Abfallriesen im Raum. Wenige Tage später platzte der Deal aufgrund von kartellrechtlichen Bedenken. Laut FAZ soll Remondis nun 80 Prozent des Grünen Punkts übernehmen. Bislang wurden die Anteile von den Finanzinvestoren HIG und Blue Bay gehalten. Die restlichen 20 Prozent bleiben weiterhin beim Dualen System. Michael Wiener soll als Vorsitzender der Geschäftsführung auch nach dem Eigentümerwechsel vorerst im Amt bleiben. Die Sprecher beider Unternehmen wollten die „Marktgerüchte“ auf ZfK-Nachfrage nicht kommentieren.

Monopolisierung befürchtet

In Branchenkreisen steht man der möglichen Übernahme kritisch gegenüber: Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) warnt „eindringlich vor dieser Hochzeit der Giganten“ und fordert, dass das Bundeskartellamt bei diesem Verfahren „genau hinschaut“, erklärt Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des BVSE.

Konkret fürchtet der Verband eine Monopolisierung des Rückführungssystems und der Verpackungsentsorgung. Viele mittelständische Entsorger haben sich in der Vergangenheit an den Ausschreibungen des Dualen Systems für die Sammlung und Sortierung der Verpackungsabfälle beteiligt. Jetzt wird der Hauptkonkurrent aus Lünen gleichzeitig zum Auftraggeber. "Das kann nur zu einer weiteren Marktkonzentration führen. Die Zeche wird früher oder später der Verbraucher zahlen“, mahnt Rehbock. Ähnliches befürchtete der VKU als Remondis bereits vor Monaten zuschlagen wollte: So sei das Duale System "eine Art Scharnier zwischen Entsorgern und Inverkehrbringern von Verpackungen", erklärte der VKU-Vizepräsident Patrick Hasenkamp. Durch diese Mittlerfunktion würde Remondis Informationen über die Angebote von Mitbewerbern im Bereich der Abfallsammlung zugewinnen und könnte seine eigene Kostenkalkulation anpassen. Das würde viele private Müllsammelunternehmen den Ruin bedeuten und Remondis Vormachtstellung auf dem Markt ausbauen.

Neutraler Auftraggeber gefordert

Der BVSE fordert daher, dass die Ausschreibungen für Sammlung und Sortierung von Verpackungsabfällen aus privaten Haushalten nicht mehr von den dualen Systemen, sondern von neutraler Seite, etwa von der neugegründeten Zentralen Stelle Verpackungsregister, vorgenommen werden. "Die Politik darf diese Entwicklung nicht einfach laufen lassen, sonst blutet der Mittelstand aus", befürchtet BVSE-Hauptgeschäftsführer. (ls)