Entsorgung

Chempark gibt Infos zu Explosionsstandort

Zwei Tote, fünf Vermisste und 31 Verletzte ist die derzeitige Bilanz der Detonation in der Sondermüll-Verbrennungsanlage in Leverkusen. Chempark-Leiter macht weitere Angaben.

28.07.2021

Chempark-Leiter Lars Friedrich auf einer Pressekonferenz (li.)

Bei der verheerenden Explosion in einer sehr großen Müllverbrennungsanlage im Chempark Leverkusen sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Fünf Beschäftigte wurden am Dienstagabend einer Meldung des Chempark-Betreibers Currenta nach noch vermisst. «Die Suche nach den Vermissten läuft weiter auf Hochdruck. Leider schwindet die Hoffnung, sie lebend zu finden, zusehends», sagte Chempark-Leiter Lars Friedrich laut der Mitteilung. Die Zahl der Verletzen wird vom Betreiber wie von der Polizei mit 31 angegeben, einer davon schwebt wegen starker Brandverletzungen in Lebensgefahr.

Zu den genauen Ursachen konnte Friedrich auf einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag um 14 Uhr noch keine Angaben machen. Die Versorgung der Verletzten und die Suche nach den Vermissten stünden momentan im Vordergrund. Er machte aber Angaben zum Ort des Unglücks.

Drei Komplexe

Das Entsorgungszentrum liegt im Norden des Chemparks. Dort gibt es drei Bereiche, nämlich eine Gemeinschaftskläranlage zusammen mit der Stadt Leverkusen, eine Deponie und das Areal mit der Sonderabfall-Verbrennungsanlage, wo die Explosion stattfand. Die genaue Zahl von Mitarbeitern, die am Dienstag im Entsorgungszentrum vor Ort waren, konnte Friedrich nicht angeben. Er geht von 50 bis 60 Mitarbeitern aus, die dort beschäftigt sind

Im Bereich der Müllverbrennungsanlage gibt es ein Tanklager, in dem Produktionsabfälle des Standortes zwischengelagert werden, um verbrannt zu werden, erklärte Friedrichs auf der Pressekonferenz. In dem Lager befinden sich mehrere Tanks mit einem Volumen von jeweils 300 bis 400 Kubikmetern.

Im Zentrum stehen drei Tanks

Von dem Brand waren drei Tanks betroffen. Von welchem Tank das Unglück genau ausging, konnte der Chempark-Leiter am Dienstag Nachmittag noch nicht sagen. Alle drei Tanks wurden von dem Ereignis entweder komplett oder in Teilen zerstört. Einer habe Lösungsmittel enthalten. Die Tanks hatten zu diesem Zeitpunkt Füllstände von 200 bis 300 Kubikmetern. Wieviel davon verbrannt sei oder in die Auffangsysteme geflossen war, sei unklar. Das Löschwasser sei ebenfalls komplett aufgefangen worden. Zu einem späteren Zeitpunkt werden die Flüssigkeiten in Absprache mit den Behörden entsorgt.

Bei der Detonation sei eine Überlandleitung beschädigt worden, die den Chempark versorgt, erläuterte Friedrich auf der Pressekonferenz. Sie musste zunächst vom Netz genommen werden, um die Einsatzkräfte nicht zu gefährden. Das sei ein übliches Vorgehen bei solchen Einsätzen.

Stromverbrauch gedrosselt

Um den Stromverbrauch im Chempark insgesamt zu reduzieren, wurde die Produktion bei den auf dem Gelände angesiedelten Unternehmen gedrosselt, sagte Friedrich. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass es gar keinen Strom auf dem Gelände mehr geben würde, wurden alle Mitarbeiter – außer den Beschäftigten, die für Produktion, Sicherheit und Technik zuständig sind – gebeten, den Chempark zu verlassen. Es habe also keine Räumung wegen der Explosion gegeben, sondern wegen der nicht gesicherten Stromversorgung.

Bei dem Unglück waren zahlreiche Einsatzkräfte der Werksfeuerwehr, der Polizei sowie Luftmesswagen im Einsatz. Erste Luftmessungen der Umweltschutzeinheiten ergaben laut Feuerwehr, dass keine Gefahr für die Bevölkerung bestand. Die Messungen würden fortgesetzt. Anwohner waren vorsorglich aufgefordert worden, geschlossene Räume aufzusuchen sowie Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Mitteilung soll Anwohnern zufolge überwiegend rasch erfolgt sein. (hp mit Material von dpa)