Entsorgung

Chempark in Leverkusen: Agrochemikalien sind explodiert

Die zuständige Behörde untersucht den niedergegangenen Ruß. Zur Analytik der Brandrückstände wird nun eine Task Force gegründet. Der Hergang des Unglücks ist weiter unklar.
02.08.2021

Die nordrhein-westfälische Umweltministerin Ursula Heinen-Esser machte sich vor Ort ein Bild von der Explosionskatastrophe in der Sondermüll-Verbrennungsanlage des Chemparks.

In dem Abfalltanklager der Explosion von Leverkusen haben sich nach Angaben der Kölner Bezirksregierung «flüssige Reststoffe aus der Produktion von Chemikalien für die Landwirtschaft» befunden. Das teilte die Behörde am Samstag mit. Der Hauptbestandteil dieser Abfälle seien «phosphor- und schwefelhaltige Chemikalien». Noch sei aber die Frage offen, ob durch die Detonation möglicherweise gesundheitsgefährdende Stoffe freigesetzt worden seien. Es würden weitere Proben genommen.

Der genaue Inhalt der Tanks in der Sondermüll-Verbrennungsanlage war zuvor nicht öffentlich bekannt gewesen. Bei einer Pressekonferenz am Freitag hatte der Betreiber Currenta darauf verwiesen, es handle sich um einen Gegenstand in einem Ermittlungsverfahren. Das Unternehmen selbst wisse natürlich, was sich in den Tanks befunden habe.

Informationen zu den verbrannten Stoffen

Den Behörden seien diese Informationen «vollumfänglich» übergeben worden, hatte Currenta erklärt. Am Donnerstag und Freitag seien die Daten verschickt worden. Einsatzkräfte am unmittelbaren Explosionsort hätten allerdings schon direkt Informationen zu den Stoffen gehabt.

Nach der gewaltigen Detonation und einem anschließenden Brand war am Dienstagmorgen in Leverkusen eine riesige Rauchwolke aufgestiegen, in der Region gingen Rußpartikel nieder. Bei einer ersten Analyse stellte das Landesumweltamt (Lanuv) nach eigenen Angaben keine Rückstände von Dioxin und dioxinähnlichen Stoffen fest. Bei den Polychlorierten Biphenylen (PCB) und den Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) maßen die Experten nur sehr geringe Werte. Die Ergebnisse wurden als erste vorsichtige Entwarnung gewertet.

Vorsichtsmaßnahmen weiter in Kraft

Zugleich kündigte das Amt, mit dem Wissen über den genauen Inhalt der Tanks noch weitere Analysen anzustellen. Bis zu einer abschließenden Klärung sollen die Vorsichtsmaßnahmen für Anwohner aufrechterhalten werden. Dazu zählt etwa, kein Obst oder Gemüse aus dem Garten zu essen oder verunreinigte Flächen anzufassen.

Die Ursache für das Unglück ist noch nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall gegen Unbekannt wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässiges Herbeiführen einer Explosion. Sie will herausfinden, ob menschliche Fehler zur Katastrophe führten.

Aufarbeitung der Vorgänge

NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) forderte eine detaillierte Untersuchung der Geschehnisse. «Jetzt müssen vor allem die Ursachen genau aufgeklärt und aufgearbeitet werden. Schnellstmöglich sind alle erforderlichen Maßnahmen einzuleiten, damit sich künftig ein derartig schlimmes Unglück nicht wiederholt», erklärte die Politikerin, die am Samstag den Unglücksort besuchte. Nach Angaben des Umweltministeriums wurde «für die Analytik der Brandrückstände» eine Task Force vereinbart. (dpa/hp)