Entsorgung

Ruhrverband optimiert Entsorgungsstrukturen

Der Verband will einen Kanal bauen, um eine unrentable Kläranlage an eine größere Einrichtung anzuschließen. In die Planungen eingeschlossen sind Stauräume für Starkregenereignisse.
10.08.2021

Das in der Kläranlage Abtsküche behandelte Abwasser fließt in Zukunft in die Kläranlage Essen-Kettwig (Bild).

Der Ruhrverband beginnt Mitte August mit den vorbereitenden Erkundungsbohrungen für den Neubau des Anschlusskanals von der Kläranlage Abtsküche in Heiligenhaus zur Kläranlage Essen-Kettwig. Über diesen Kanal soll künftig das Abwasser aus Teilen der Städte Heiligenhaus und Velbert nach Essen-Kettwig fließen. Die 1975 in Betrieb genommene Kläranlage Abtsküche wird dann vom Ruhrverband aufgegeben und zurückgebaut.

Der Anschluss an die deutlich größere und leistungsfähigere Kläranlage Essen-Kettwig ist wirtschaftlicher als die ansonsten notwendige technische Erneuerung der Kläranlage Abtsküche. In den letzten Jahren hat der Ruhrverband auf ähnliche Weise bereits die veralteten Kläranlagen Ennepetal-Rüggeberg und Ennepetal-Oberbauer, Wetter-Albringhausen und Witten-Herbede aufgegeben und an größere Nachbarkläranlagen angeschlossen.

Fünf Kilometer Länge

Der rund fünf Kilometer lange neue Anschlusskanal wird zum großen Teil im unterirdischen Rohrvortrieb sowie auf rund einem Kilometer in offener Bauweise erstellt. Insgesamt werden fast 30 Schächte mit einer Tiefe von bis zu 30 Metern hergestellt. Ein rund 1300 Meter langes Teilstück soll als Stauraumkanal genutzt werden.

Dazu werden in den Kanal ein unterirdisches Drosselbauwerk sowie ein Stauraumüberlauf integriert. Bei starken Niederschlägen speichert der Stauraumkanal, der ein Stauvolumen von 3200 Kubikmetern aufweist, überschüssige Mengen des mit Abwasser vermischten Regenwassers, um eine Überlastung der Kläranlage zu vermeiden.

60 Probebohrungen

Nach Abklingen der Regenfälle wird das im Stauraumkanal zurückgehaltene Wasser kontrolliert der Kläranlage zugeleitet. Bei besonders starken Regenfällen kann es vorkommen, dass auch dieses Stauvolumen nicht ausreicht; dann wird das mechanisch geklärte Regenwasser in die Ruhr abgeleitet.

Für die umfangreichen Kanalbauarbeiten muss der Ruhrverband zunächst ein Baugrundgutachten erstellen lassen, für das nun die Erkundungsbohrungen anstehen. Dafür sind über 60 Bohrungen mit einer Gesamttiefe von fast 1500 Metern nötig, so dass allein dieser Arbeitsschritt voraussichtlich mehrere Monate in Anspruch nimmt. Der Beginn der eigentlichen Bauarbeiten ist für das Frühjahr des Jahres 2023 geplant. In Abhängigkeit von den Ergebnissen des Baugrundgutachtens kann die benötigte Bauzeit drei bis vier Jahre betragen. Eine Inbetriebnahme des Kanals kann demnach frühestens im Jahr 2027 erfolgen.

Essen-Kettwig hat noch Kapazitäten

Die Kläranlage Essen-Kettwig wurde in ihrem jetzigen Ausbauzustand 2002 in Betrieb genommen. Sie ist für rund 100.000 Einwohnerwerte ausgelegt und reinigt bisher das Abwasser aus den Essener Stadtteilen Kettwig und Werden sowie aus einem Teil des Stadtgebiets von Heiligenhaus. Da sich das Einzugsgebiet strukturell anders entwickelt hat als in den Planungen vor über 20 Jahren prognostiziert, ist die Kläranlage mit den aktuellen Zulauffrachten bei weitem nicht ausgelastet und kann das zusätzliche Abwasser aus der Kläranlage Abtsküche problemlos aufnehmen. (hp)