Karriere

40 Prozent der Arbeitnehmer würden bei Homeoffice-Verbot kündigen

Die neue Studie "State of Hybrid Work 2023" zeigt: Arbeitnehmer wollen nicht mehr vollständig zurück ins Büro. 61 Prozent aller Befragten fordern sogar ein gesetzliches Recht für Homeoffice. Mehr als jeder Zweite ist bereit, weniger zu verdienen, solange er zu Hause arbeiten darf.
11.10.2023

Das Homeoffice - der neue Lieblingsort der Arbeitnehmer.

Ist 2023 das Jahr der großen "Rückkehr ins Büro"? Immerhin arbeiten knapp die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer wieder Vollzeit im Büro. Die meisten davon (32 Prozent) allerdings gegen ihren Wunsch. Vielmehr präferieren 64 Prozent die Hybridarbeit: 40 Prozent am liebsten mit festgelegten Homeoffice-Tagen, 24 Prozent in Form einer flexiblen Lösung. 18 Prozent möchten am liebsten nur remote arbeiten. 

Unternehmen ohne Homeoffice-Angebot machen sich unbeliebt

Diese Erkenntnisse liefert die State of Hybrid Work 2023, eine internationale Studie im Auftrag von Owl Labs, durchgeführt von Vitreous World. In Deutschland nahmen an der Befragung 2000 Vollzeitbeschäftigte teil. Es zeigte sich, dass der überwiegende Teil der Arbeitnehmer in unserem Land die Vorzüge des Homeoffice nicht mehr missen will. 33 Prozent der Arbeitnehmer, die derzeit in einem hybriden Modell arbeiten, würden bei Homeoffice-Verbot zwar erstmal ins Büro zurückkehren, sich dann aber nach einem neuen Arbeitgeber umschauen. Sieben Prozent würden direkt kündigen.

Die Mehrheit der deutschen Befragten findet darüber hinaus, dass es bei Arbeitsplätzen, die sich für Homeoffice eignen, einen gesetzlichen Anspruch geben sollte. Das betrifft immerhin 40 Prozent aller Arbeitsplätze. Aktuell sind Arbeitnehmer noch auf das Wohlwollen ihrer Arbeitgeber angewiesen, die Homeoffice-Genehmigungen aktuell jederzeit verweigern oder widerrufen können. Frank Weishaupt, CEO bei Owl Labs, sagt: "Die Forderung zur vollständigen Rückkehr ins Büro bei Arbeiten, die problemlos von überall erledigt werden könnten, ist vielleicht legal, aber veraltet. Mitarbeiter sollten dort arbeiten dürfen, wo sie am produktivsten sind."

"Die Forderung zur vollständigen Rückkehr ins Büro bei Arbeiten, die problemlos von überall erledigt werden könnten, ist vielleicht legal, aber veraltet."
Frank Weishaupt, CEO bei Owl Labs

Die größte Sorge: Führt Homeoffice zu einer Benachteiligung im Job?

Bereits 2022 zeigte der State of Hybrid Work-Report, dass gegenüber Remote- und Hybridarbeit in Deutschland noch Vorurteile bestehen. Auch 2023 machen sich 43 Prozent der Befragten Gedanken darüber, ob Vorgesetzte die Mitarbeiter im Büro für fleißiger und vertrauenswürdiger halten als Teammitglieder im Homeoffice. Und 35 Prozent befürchten, dass sie durch die Arbeit im Homeoffice weniger Mitspracherecht haben und Chancen verpassen.

"Das Vertrauen in Hybridarbeit nimmt zu, wir sind aber noch nicht am Ziel. Vorurteile halten sich hartnäckig. Dies führt im Jahr 2023 anscheinend zu neuen Verhaltensweisen von Teammitgliedern, die versuchen, im Büro Präsenz zu demonstrieren, obwohl sie lieber im Homeoffice arbeiten: Das Phänomen "Coffee Badging" beschreibt Mitarbeiter, die nur für ein paar Stunden ins Büro gehen, um ihr Gesicht zu zeigen, und dann wieder direkt nach Hause gehen", so Weishaupt.

Mehr als ein Drittel der Menschen, die aktuell hybrid arbeiten, gaben an, schon mal "Coffee Badging" betrieben zu haben. Weitere 16 Prozent würden es gerne mal versuchen.

Jeder Zweite würde für mehr Freiheiten eine Gehaltseinbuße akzeptieren.

Um flexibel arbeiten zu können, sind die Arbeitnehmer in Deutschland bereit, Opfer zu bringen: 39 Prozent der Befragten würden für flexible Arbeitszeiten auf 10 Prozent oder mehr ihres Gehalts verzichten, 37 Prozent für einen flexiblen Arbeitsort. Noch beliebter ist mehr Freizeit: 45 Prozent würden für eine Vier-Tage-Woche (8h/Tag) auf 10 Prozent oder mehr ihres Gehalts verzichten. Frank Weishaupt sagt dazu: "Es besteht eine Sehnsucht nach einer besseren Work-Life-Balance und einer Abkehr von der 9-to-5-Mentalität."

Aktuell bemühen sich Arbeitgeber laut Owl Labs verstärkt um eine ansprechende Büro-Umgebung, um Angestellten die Anwesenheit im Büro schmackhafter zu machen. "Daran ist grundsätzlich nichts falsch", so Weishaupt. "Unternehmen sollten aber die Funktionalität dabei nicht aus den Augen verlieren. Büros brauchen vielleicht ein Makeover, um neue Arbeitsformen besser zu unterstützen. Dies fängt aber oft mit Technologie an, die Zusammenarbeit von überall aus begünstigt." (ah)