Karriere

Zweifel an der Vier-Tage-Woche

Im öffentlichen Dienst können bei einer verkürzten Arbeitswoche die Leistungen für die Bürger nicht sichergestellt werden, meint der Deutsche Städte- und Gemeindebund.
04.07.2023

Immer mehr Arbeitnehmer träumen von einem weiteren freien Tag in der Woche.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund sieht einer Vier-Tage-Woche im Öffentlichen Dienst skeptisch entgegen. In vielen Bereichen sei eine Reduzierung der Arbeitstage pro Woche nicht möglich. Es entspreche auch nicht den Erwartungen der Bürgerinnen und Bürgern, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. «Überall dort, wo vor Ort Dienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger angeboten werden sollen, muss auch das Personal vorhanden sein», sagte Landsberg.

Der Chef des kommunalen Spitzenverbands räumte allerdings ein, dass sich auch der Öffentliche Dienst in einer Wettbewerbssituation befinde. Das bedeutet: Auch Kommunen sind gefordert, sich als attraktive Arbeitgeber zu präsentieren – und eine Vier-Tage-Woche würde die Stellen im Öffentlichen Dienst für Arbeitnehmer lukrativer machen. 

Verwaltung in Baden-Württemberg geht neue Wege

Andererseits, so Landberg weiter, werde von Standesamt, Ordnungsdienst oder ÖPNV erwartet, dass diese Leistungen an allen Wochentagen verfügbar sind. «Bessere Daseinsvorsorge, mehr Zufriedenheit und eine effektive Verwaltung funktionieren leider nicht mit immer weniger Arbeitstagen», sagte er. «Es ist ein Irrglaube, man könnte die Verwaltung in Deutschland mit immer weniger Personal, immer besseren Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten und gleichzeitig immer besseren Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger organisieren.» Landsberg betonte: «Nicht alles, was wünschenswert ist, ist auch organisierbar und finanzierbar.»

Mehrere Unternehmen in Deutschland haben unterdessen eine verkürzte Arbeitszeit bei gleichem Lohn bereits eingeführt. Unter anderem testet die Gemeinde Mengen in Baden-Württemberg die Vier-Tage-Woche in der Verwaltung - bei gleicher Wochenarbeitszeit.

Die britische Regierung einer Gemeindeverwaltung in England hat dagegen ein Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche gerade untersagt. Nach Ansicht des zuständigen Staatssekretärs Lee Rowley gefährdet das Modell das Preis-Leistungs-Verhältnis für die Steuerzahler. (dpa/ah)