Personalwesen im Fokus der Transformation

Dirk Thole (li.), Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg, mit Flensburgs Oberbürgermeister Fabian Geyer vor dem neuen Wärmespeicher des Energiedienstleisters.
Bild: © Stadtwerke Flensburg
Im Zeichen der Transformation der Energiebranche zur Klimaneutralität stehen die Weichen auf Veränderung. Gesellschaftlicher Wandel, politische Vorgaben und Selbstverpflichtungen fordern insbesondere von Energiedienstleistern Innovationsgeist sowie den Willen zur Veränderung.
Das betrifft zum einen die strategische Ausrichtung, zum anderen aber ebenso das Verständnis für Themen im Personalbereich, dem Human Resource (HR) Management. Im Folgenden wird am Beispiel der Stadtwerke Flensburg verdeutlicht, worum es dabei geht und welche Herausforderungen und Chancen sich daraus ergeben.
Gesellschaftlicher Auftrag und kommunale Verantwortung
Der Klimawandel erzeugt Handlungsdruck in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Organisationen. Kommunale Energiedienstleister spielen bei der Bewältigung dieser Mammutaufgabe eine besondere Rolle.
Sie sind häufig Dreh- und Angelpunkt ganzer Regionen, wenn es um Arbeitsplätze, Energie für die Industrie, wirtschaftliches Engagement und Blaupausen für andere Unternehmen geht. Sie verbinden also den gesellschaftlichen Auftrag der Energiewende mit kommunaler Verantwortung.
Zunehmende Digitalisierung des Unternehmens
„Wir wollen einen gesellschaftlichen Mehrwert bieten und die Welt lebenswert erhalten. Deshalb planen wir, bis zum Jahr 2035 CO2-neutral zu sein", ergänzt Dirk Thole, Geschäftsführer Stadtwerke Flensburg.
Dabei digitalisiert sich das Unternehmen zunehmend. Prozesse, Aufgaben und Daten werden verstärkt im Zeichen der Digitalisierung verändert und optimiert. Denn neben der Dekarbonisierung sind die Felder der Digitalisierung und der Kundenorientierung die wichtigsten strategischen Handlungsfelder des Unternehmens. Das betrifft auch Human Resources.
Chance für intrinsisch motivierte Menschen
Aktuelle Prognosen, etwa des Wirtschaftsministeriums in Schleswig-Holstein, sehen bis zum Jahr 2035 eine Fachkräftelücke von bis zu 300.000 Arbeitnehmern – was für ein Flächenland wie Schleswig-Holstein mit gerade einmal 2,9 Mio. Einwohnern eine immense Herausforderung darstellt. Der damit verbundene Mangel an Arbeitskräften ist bereits jetzt zu spüren.
Die Folge ist ein Verdrängungswettbewerb um die besten Talente, qualifizierte Arbeitskräfte und Know-how. Regionale Stadtwerke haben hier einen besonderen Vorteil: Sie ermöglichen intrinsisch motivierten Menschen, direkt am Wandel der Energieerzeugung zu partizipieren.
Engagement für die Region als Motivationsschub für Mitarbeiter. Im Bild die Stadtwerke Flensburg.
Bild: © Stadtwerke Flensburg
Regionales Engagement als Motivationsbooster
Durch die Verknüpfung dieser lohnenswerten Aufgaben mit dem Aspekt der Regionalität schaffen sie zusätzliche Motivation. Denn Menschen, die aus der Region stammen, identifizieren sich nicht nur mit ihren Stadtwerken, sondern sie werden durch eine Tätigkeit dort in die Lage versetzt, direkt etwas für ihre Heimat zu tun.
Der Arbeitskräftemangel betrifft Unternehmen aller Branchen und Größen. Bei Stadtwerken, die sich im Wandel befinden, kommen aber weitere Herausforderungen hinzu.
Transformation betrifft auch das Personalwesen
Waren es früher eher gewerbliche Mitarbeiter, die zum Beispiel in einem Kohlekraftwerk aktiv gewesen sind, bedeutet die Energiewende, dass andere Mitarbeiter gesucht und neue Jobprofile geschaffen werden müssen. So geht es beispielsweise weniger um handwerkliche und kraftwerkstechnische Aufgaben als vielmehr um Überwachungstätigkeiten, Ingenieurswissen und Digitalisierungsthemen.
Die Krux an der Sache ist, dass das für viele Energiedienstleister zur gleichen Zeit gilt. Das bedeutet, dass nicht nur neue Kompetenzen gesucht werden, sondern diese auch häufig eine deutlich höhere Nachfrage am Arbeitsmarkt haben, als durch das Angebot abgedeckt werden könnte. Wer hier als Arbeitgeber bestehen möchte, muss neue Wege gehen und Mehrwerte schaffen.
Kritische Fragen erwünscht
„Als Stadtwerke Flensburg sind Themen wie mobile Arbeit und flexible Arbeitszeiten selbstverständlich", fügt Thole hinzu. "Wir haben aber auch den Anspruch, dass unsere Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommen und mit Spaß bei der Sache sind – auch vor Ort. Dafür bieten wir eine ganze Reihe wertvoller Benefits, vom Job-Fahrrad, über Rabattsysteme bis zur Gesundheitsförderung.“
Zur Transformation gehört aber auch, kritische Fragen stellen zu dürfen. Für Mitarbeiter, die den Weg nicht gehen wollen und nur in der Vergangenheit denken, wird es perspektivisch schwierig werden. Denn eine gesellschaftliche Veränderung verbunden mit neuen Arbeitsinhalten ist nur leistbar, wenn alle anpacken und ihre Stärken einbringen.
Grundlegender Wandel bei personalwirtschaftlichen Themen
Prozesse und Tools werden zunehmend vom analogen Betrieb auf digitale Lösungen umgestellt, auch im Personalwesen. Beispiele hierfür sind das Bewerbermanagement, die Personalentwicklung und das Recruiting. Für eine hohe Geschwindigkeit und Passgenauigkeit steht bei den Stadtwerken Flensburg Interims-Personalchef Stephan Bütje:
„Mitarbeiter fördern, Zukunft gestalten – mit diesem Anspruch bin ich nach Flensburg gekommen. Es geht darum, dass wir alle personalwirtschaftlichen Themen hinterfragen, optimieren und anpassen. Dadurch möchten wir unter anderem Freiräume bei standardisierten Tätigkeiten schaffen und die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, damit die Personalkollegen sich um andere, wichtigere Themen kümmern können.“
Neue Wege mit Gamifizierung und E-Sport
Das zeigt, welchen Stellenwert Human Resources und Digitalisierung bei der Bewältigung der neuen Herausforderungen haben – insbesondere für regionale Energiedienstleister. Ferner geht das Unternehmen dabei auch neue Wege, etwa durch den Einsatz von Gamifizierung und E-Sport im Recruiting der Auszubildenden. Ein Beispiel für Ansätze, die notwendig sein werden, wenn man in Zukunft im Kampf um Talente bestehen will. (hp)