Karriere

Kulturwandel als Schlüssel zur Energiewende – Stadtwerke Weimar gestalten Transformation

Die Energiewirtschaft wandelt sich grundlegend. Für eine erfolgreiche Transformation braucht es strategische Personalentwicklung, moderne Führung und eine Unternehmenskultur, die Veränderungsprozesse ermöglicht und trägt.
10.10.2025

Statt Strategien im kleinen Kreis zu entwickeln und anschließend top-down zu kommunizieren, wurde ein Format gewählt, das Mitarbeitende und Führungskräfte gleichermaßen einbindet.

Von Anette Altrock

Die Energiewirtschaft steht vor tiefgreifenden Veränderungen: Dekarbonisierung, Digitalisierung und der demografische Wandel stellen kommunale Versorger vor enorme Herausforderungen. Um diesen Wandel aktiv zu gestalten, braucht es nicht nur technologische Innovationen, sondern zukunftsfähige Personalstrategien und eine Kultur, die Transformationsprozesse bestens unterstützt.

Auf diese Herausforderungen haben sich die Stadtwerke mit einem besonderen Ansatz vorbereitet. Am Anfang stand eine gründliche Analysephase im Zentrum des Projekts "Zukunft Personal". Ziel war es, die Ausgangslage realistisch einzuschätzen, zentrale Herausforderungen sowie Gestaltungsfelder zu identifizieren und eine fundierte Grundlage für die Weiterentwicklung der Personalstrategie zu schaffen.

Die Anforderungen an das Projekt waren klar formuliert:

  • Weiterentwicklung der Personalstrategie, um insbesondere die Herausforderungen der Energiewende zu meistern
  • Nachwuchskräfte systematisch identifizieren und langfristig an das Unternehmen binden
  • gemeinsames Führungsverständnis und laterale Führung ausbauen
  • Arbeitgebermarke schärfen, um für Auszubildende, dual Studierende und Fachkräfte noch attraktiver zu werden
  • Mitarbeiterbindung kontinuierlich gezielt stärken

Betrachtet man die damit benannten Themenfelder, lassen sich diese mit einem bekannten schlagwortartigen Begriff überschreiben, der verdeutlicht, worum es gehen sollte: Workforce Transformation – das heißt also die strategische Neuausrichtung des gesamten Human-Resource-Managements, um den Anforderungen einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt gerecht zu werden.

Start mit einer Analyse

In qualitativen Interviews mit Führungskräften aller Ebenen sowie durch die strukturierte Erhebung von Daten im Personalmanagement entstand ein differenziertes Bild der aktuellen Situation. Die Analyse umfasste Themen wie Unternehmensstrategie, Personalentwicklung, Recruiting, Arbeitgebermarke, Unternehmenskultur und interne Kommunikation.

Gleichzeitig wurden Herausforderungen, wie der demografische Wandel, Fachkräftemangel in Schlüsselbereichen, wie zum Beispiel Fernwärme, Vertrieb oder Technik und strukturelle Fragen in der Organisation deutlich, die derzeit in allen Unternehmen der Branche sichtbar werden. Diese Erkenntnisse bildeten die Grundlage für die Ableitung erster Gestaltungsfelder.

Nun war es an der Zeit, einen Prozess zu starten, der die Mitarbeitenden aktiv mit einbindet – die Zukunftswerkstatt. Für die Methode der Zukunftswerkstatt ist der partizipative Ansatz zentral. Statt Strategien im kleinen Kreis zu entwickeln und anschließend top-down zu kommunizieren, wurde bewusst ein Format gewählt, das Mitarbeitende und Führungskräfte gleichermaßen einbindet.

Diese Form der Beteiligung schafft nicht nur Transparenz, sondern auch Identifikation mit dem Unternehmen und den anstehenden Veränderungsprozessen. Die Teilnehmenden konnten im Vorfeld ein Gestaltungsfeld wählen – je nach persönlichem Interesse. So entstanden interdisziplinäre Teams aus Mitarbeitenden und Führungskräften, die sich intensiv mit den Themen auseinandergesetzt haben.

Kulturwandel durch Teilhabe

In einem eintägigen Workshop wurden erste konkrete Ideen entwickelt, die anschließend priorisiert wurden und die nun in Arbeitsgruppen weiter vorangetrieben werden.

Was diese Arbeitsgruppen besonders macht:

  • Freiwilligkeit und Eigenverantwortung: Die Mitarbeit basiert auf intrinsischer Motivation. Das stärkt die Verbindlichkeit und die Qualität der Ergebnisse.
  • Vielfalt der Perspektiven: Mitarbeitende aus unterschiedlichen Bereichen bringen ihre Sichtweisen ein – das fördert kreative Lösungen und verhindert Silodenken.
  • Dynamik und Selbstorganisation: Die Gruppen arbeiten eigenständig weiter, entwickeln Maßnahmen und holen regelmäßig Feedback aus dem Unternehmen ein.

Diese Form der Zusammenarbeit verändert nicht nur die Inhalte, sondern auch die Kultur im Unternehmen. Mitarbeitende erleben, dass ihre Meinung zählt und sie aktiv an der Gestaltung der Zukunft mitwirken können. Die Arbeitsgruppen sind mehr als nur Projektteams – sie sind Katalysatoren für kulturellen Wandel. Das stärkt das Vertrauen in die Organisation und fördert ein neues Wir-Gefühl.

"Nur gemeinsam werden wir die Herausforderungen der Energiewende für unsere Region meistern können. Die Zukunftswerkstatt fördert die siloübergreifende Zusammenarbeit und bringt neue Perspektiven in unsere Organisation", so Maximilian Remde, der als Personalentwickler das Projekt für die Stadtwerke leitet.

  • Constanze Reppin, Geschäftsführerin der Stadtwerke Weimar

Neues Kapitel mit neuer Geschäftsführerin

Mit dem Einstieg der neuen Geschäftsführerin Constanze Reppin im Juni 2025 begann für die Stadtwerke ein neues Kapitel in der Unternehmensführung. Jörn Otto, der in den wohlverdienten Ruhestand gegangen war, hatte seine Nachfolgerin in das Projekt eingeführt.

Reppin erkannte schnell, wie wertvoll die bisherigen Entwicklungen für die anstehenden Herausforderungen der Energiewende sind. Jetzt kommt es auf eine gute Zusammenarbeit im Führungskräfteteam an, das die Transformation gemeinsam vorantreiben muss.

Transformation bedeutet Veränderung – und damit auch Unsicherheit. Es braucht eine Führungskultur, die auf Vertrauen, Transparenz und Dialog setzt. Nur so entsteht ein Umfeld, in dem Mitarbeitende sich sicher fühlen, Veränderungen mittragen und aktiv mitgestalten.

"In diesen Zeiten braucht es ein starkes Führungskräfteteam, das gemeinsam an einem Strang zieht und als Vorbild agiert. Nur wenn wir selbst Veränderung vorleben, wird Transformation glaubwürdig und motivierend für die Mitarbeitenden sein", so Reppin.

Anette Altrock ist Geschäftsführerin von Coltos, die das Projekt von Anfang an begleitet haben.