Die Top-Themen in der Weiterbildung
Die Unternehmen in Deutschland erkennen zunehmend die Bedeutung der betrieblichen Weiterbildung, wie die aktuelle Studie des TÜV Rheinland deutlich macht: Mit 95 Prozent bieten fast alle befragten Unternehmen ihren Beschäftigten die Möglichkeit, an Fortbildungsmaßnahmen teilzunehmen.
75 Prozent ermöglichen Weiterbildungen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 20 Prozent nur für bestimmte Personen oder Abteilungen. Für die Studie hat Forsa im Auftrag des TÜV-Verbands 500 Unternehmen ab 20 Mitarbeitenden befragt.
16 Prozent der Unternehmen stellen ihre Mitarbeitenden im Schnitt ein bis zwei Tage pro Jahr für Fortbildungen frei. Fast die Hälfte (48 Prozent) ermöglichen drei bis fünf Tage, 13 Prozent sechs bis neun Tage und 16 Prozent sogar mehr als neun Tage.
Sustainability rückt zunehmend in den Fokus
Für 67 Prozent der Unternehmen sind Weiterbildungen zu Nachhaltigkeitsthemen wichtig oder sehr wichtig. 51 Prozent bieten Fortbildungen zu Energiemanagement an oder haben hier einen hohen Bedarf, ebenfalls 51 Prozent zu Umweltmanagement und 49 Prozent zu nachhaltiger Unternehmensführung. 46 Prozent bilden zu Abfallmanagement und Recycling weiter und 43 Prozent zum Risikomanagement.
Für 41 Prozent stehen auch die Themen Menschrechte und Compliance im Fokus und für immerhin 37 Prozent das Management ihrer Lieferketten.
„Unternehmen können mit einem effektiven Energie- und Abfallmanagement die Kosten senken und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, sagt Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands. Darüber hinaus stellen sich die Unternehmen darauf ein, dass viele bisher freiwillige Maßnahmen zu ökologischen oder sozialen Standards gesetzlich festgeschrieben werden.
Defizite bestehen beim Zukunftsthema KI
Erst in jedem achten Unternehmen haben Mitarbeitende an KI-Fortbildungen teilgenommen (zwölf Prozent). In weiteren 6 Prozent ist das konkret geplant und zehn Prozent ermitteln gerade den Bedarf. Dagegen geben 71 Prozent an, derzeit keine KI-Schulungen durchzuführen.
„Künstliche Intelligenz wird für die Wirtschaft zu einem wichtigen Erfolgsfaktor. Unternehmen sollten frühzeitig in die KI-Kompetenzen ihrer Beschäftigten investieren und sie damit fit für die digitale Zukunft machen“, betont Bühler. Neben spezifischen KI-Qualifikationen für IT-Expert:innen müssten den Beschäftigten auch Anwenderkenntnisse für KI-Tools wie ChatGPT, Gemini, Midjourney oder DeepL vermittelt werden.
Immerhin erwarten 39 Prozent der befragten Personalverantwortlichen einen stark steigenden Weiterbildungsbedarf für Künstliche Intelligenz in den kommenden Jahren. Gut jeder Vierte sieht vielfältige Einsatzmöglichkeiten für KI im eigenen Unternehmen (27 Prozent). Und 13 Prozent gehen davon aus, dass KI-Anwendungen viele Tätigkeiten der Mitarbeitenden ersetzen werden.
Bedarf an Schulungen zu Führung und Soft Skills
Fast zwei von drei Unternehmen haben einen großen Weiterbildungsbedarf an branchen- oder berufsspezifischen Kompetenzen (63 Prozent). 62 Prozent wollen die Führungskompetenzen ihrer Mitarbeitenden verbessern und 56 Prozent haben großen Bedarf an Schulungen zu Soft Skills und persönlicher Entwicklung.
„In einer digitalisierten, von Automatisierung geprägten 24/7-Arbeitswelt werden soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Kommunikation, Konfliktlösung und Resilienz immer wichtiger“, sagt Bühler.
Komplexität der Regularien steigt
58 Prozent der Unternehmen sehen einen hohen Schulungssbedarf an Digitalkompetenzen und 57 Prozent an der Förderung branchenspezifischer Technik-Kompetenzen. Gut jedes zweite Unternehmen will die Kenntnisse der betrieblichen Beauftragten und befähigten Personen verbessern, zum Beispiel zu Themen wie Datenschutz, Arbeitssicherheit oder Gesundheitsförderung (55 Prozent).
„Komplexe gesetzliche Vorgaben wie die Datenschutzverordnung oder das Lieferkettengesetz erhöhen den Schulungsbedarf“, sagt Bühler. Zudem habe die Pandemie dazu geführt, dass Unternehmen einen stärkeren Fokus auf die Themen Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit legen. Einen hohen Schulungsbedarf für typische business-relevante Kompetenzen wie Finanzen, Marketing oder Personalwesen haben 40 Prozent der Unternehmen.
"Blended Learning" punktet
Trotz des hohen Fortbildungsbedarfs haben gut zwei von drei Unternehmen keine schriftlich fixierte Weiterbildungsstrategie (68 Prozent). Das Management sei nun gefordert, die strategisch wichtigen Themen aktiv zu besetzen und die Weiterbildung im Unternehmen zu verankern, so Bühler.
Nach Ansicht von 56 Prozent der befragten Personalverantwortlichen bringt eine Kombination aus Präsenz- und Online-Lernformaten („Blended Learning“) den größten Lernerfolg. Für 42 Prozent sind reine Präsenzveranstaltungen am effektivsten. „Im beruflichen Umfeld sind Online-Schulungen allgegenwertig, aber der persönliche Kontakt zu Lehrenden und Teilnehmenden bleibt für den individuellen Lernerfolg essenziell“, betont Bühler. (bs)