Warum die Hälfte der Nachhaltigkeitsmanager einen Wechsel plant
Der Beruf der Nachhaltigkeitsmanagerin und des Nachhaltigkeitsmanagers gewinnt in Deutschland an Bedeutung. Angesichts des Klimawandels und steigenden Umweltbewusstseins sind viele Kommunen sowie kommunale Betriebe und Unternehmen bestrebt, ihre Prozesse nachhaltiger zu gestalten.
Die von den Vereinten Nationen beschlossenen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) treiben die Kommunen zur Umsetzung nachhaltiger Projekte an. Teilweise sind Unternehmen auch durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) dazu verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht zu verfassen, der klar definierten Standards genügt.
Gefragtes Berufsbild
Die SDGs bieten deutschen Kommunen einen Rahmen, um lokale Strategien für nachhaltige Entwicklung zu gestalten. Durch Maßnahmen wie den Ausbau erneuerbarer Energien, die Förderung von Bildung und den Schutz der Biodiversität tragen Städte und Gemeinden dazu bei, soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und wirtschaftliches Wachstum in Einklang zu bringen. So unterstützen sie die Erreichung globaler Nachhaltigkeitsziele auf lokaler Ebene und sichern damit eine nachhaltige Zukunft.
Nachhaltigkeitsmanager:innen spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie Strategien entwickeln und umsetzen, um diese Aspekte in die Kommunalentwicklung zu integrieren. Sie sind gefragter denn je, gestalten die Zukunft von Städten, Landkreisen, Gemeinden und Unternehmen mit und profitieren von einer steigenden Professionalisierung ihres Berufsfelds.
Studie zu den Arbeitsbedingungen
Die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit führt zu einem erhöhten Bedarf an Nachhaltigkeitsmanager:innen. Doch wie sehen die Arbeitsbedingungen in diesem Berufsfeld in Unternehmen aus? Wie zufrieden sind Nachhaltigkeitsmanager:innen mit ihrem Job? Wie wirkt sich die steigende Komplexität durch die Berichterstattung auf ihre Arbeitsbelastung aus? Und spiegeln sich die wachsenden Anforderungen auch in der Vergütung im Nachhaltigkeitsmanagement wider?
Eine Studie von The Sustainability People Company in Kooperation mit EY und Haufe Sustainability hat erstmals einen Einblick in die Arbeitswelt von Nachhaltigkeitsmanager:innen gegeben, insbesondere hinsichtlich Gehalt, Zufriedenheit und Arbeitsbelastung.
Gemischte Stimmung
Der "Sustainability People Report" zeigt: Die Stimmung unter Nachhaltigkeitsmanager:innen ist gemischt. Einerseits berichten 72 Prozent der Befragten von einer steigenden Arbeitsbelastung in den letzten drei Jahren, und 38 Prozent fühlen sich in ihrem Job überfordert.
Trotzdem sind 61 Prozent der Manager:innen mit ihrer Arbeit zufrieden, was vor allem auf spannende Arbeitsinhalte (91 Prozent), hohe Gestaltungsfreiheit (89 Prozent) und ein gutes Arbeitsklima (86 Prozent) zurückzuführen ist. Andererseits ist die Unzufriedenheit in diesem Berufsfeld ebenfalls deutlich spürbar, was zu einer hohen Wechselbereitschaft führt: Fast die Hälfte der Sustainability Manager:innen (49 Prozent) plant, in den nächsten zwei Jahren den Arbeitgeber zu wechseln.
Gehalt ist nicht das wichtigste Kriterium
Hauptgründe hierfür sind emotionale Distanzierung und Desillusionierung – 65 Prozent der Wechselwilligen haben das Gefühl, dass ihr Arbeitgeber in Sachen Nachhaltigkeit stagniert. Hinzu kommen fehlende personelle Ressourcen und Budgets (57 Prozent) sowie mangelnde Unterstützung durch die Unternehmensführung, fehlende Transparenz und begrenzte Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten (jeweils 56 Prozent).
Flexible Arbeitszeiten (87 Prozent), Weiterbildung und Karriereförderung (82 Prozent) und Work-Life-Balance (79 Prozent) stehen bei Nachhaltigkeitsmanager:innen ganz oben auf der Wunschliste. Ein attraktives Gehalt ist zwar wichtig, aber hat nicht die höchste Priorität: 52 Prozent derjenigen, die in ihrem aktuellen Job bleiben möchten, und 50 Prozent der Wechselwilligen sehen es als wichtigen Faktor. Unternehmen und Kommunen, die Nachhaltigkeitsmanager:innen gewinnen und halten wollen, sollten daher auf diese Aspekte besonders eingehen und diese beherzigen.
Große Spanne bei den Verdienstmöglichkeiten
Die Studie legt offen: Das Gehalt von Nachhaltigkeitsmanager:innen in Deutschland ist stark abhängig von Erfahrung, Verantwortung und Unternehmensgröße. So beträgt das mittlere Jahresgehalt (Median) von Nachhaltigkeitsmanager:innen in Deutschland 72.000 Euro. Die Gehaltshöhe wird maßgeblich von der Berufserfahrung, der Unternehmensgröße und der Personalverantwortung beeinflusst.
Ein:e Berufseinsteiger:in als Teil eines Nachhaltigkeitsteams mit weniger als zwei Jahren Erfahrung verdient im Schnitt 63.000 Euro brutto pro Jahr. Dagegen erhält eine erfahrene Abteilungsleitung mit mehr als fünf Jahren Erfahrung im Nachhaltigkeitsbereich rund 100.000 Euro. Eine vergleichbar erfahrene Person, die jedoch allein für Nachhaltigkeit im Unternehmen verantwortlich ist, verdient durchschnittlich 78.000 Euro.
Unternehmensgröße ist ein wichtiger Faktor
Der Gehaltsunterschied zwischen Quereinsteiger:innen und erfahrenen Expert:innen ist besonders ausgeprägt: Erfahrene Fachkräfte verdienen im Schnitt 68 Prozent mehr, was einem zusätzlichen Jahresgehalt von 49.500 Euro entspricht. Auch die Unternehmensgröße beeinflusst das Gehalt.
In mittleren Unternehmen (501-5.000 Mitarbeitende) beträgt das Durchschnittsgehalt 70.000 Euro, in großen Unternehmen (> 5.000 Mitarbeitende) sogar 91.000 Euro, während es in kleineren Unternehmen (bis 500 Mitarbeitende) lediglich 60.000 Euro erreicht. Branchenzugehörigkeit und spezifische Arbeitsinhalte führen hingegen zu keinen signifikanten Gehaltsunterschieden.
Lohnende Investition in die Zukunft
Auch unabhängig von gesetzlichen Vorgaben oder vereinbarten Nachhaltigkeitszielen bringt die frühzeitige Einführung eines aktiven Nachhaltigkeitsmanagements Vorteile mit sich - denn eine nachhaltige Zukunft beginnt vor Ort. Kommunen und Unternehmen sind aufgefordert in das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit zu investieren, das ein ökologisches, ökonomisches und soziales Gleichgewicht fördert, um ihre Klimaziele zu erreichen und eine lebenswerte, sozial gerechte Welt für kommende Generationen zu sichern.
Um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen und Nachhaltigkeit erfolgreich zu managen, braucht es engagierte Sustainability Manager:innen. Kommunen wie auch Unternehmen sind daher aufgefordert, diese wertvollen Fachkräfte zu unterstützen und ihnen die nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um von ihrem Know-how zu profitieren. (hp)