Branche baut Ladesäulen – trotz geringer Belegung
Der Bau von Ladesäulen in Deutschland kommt auch in der derzeitigen Absatzkrise von Elektroautos voran – sogar mit deutlich steigendem Tempo. Darauf weist der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hin, der seinen Elektromobilitätsmonitor vorgestellt hat. Die Branche liefert, so lautet die Botschaft, obwohl die Belegung vieler Ladepunkte aus Sicht des Verbands zu wünschen übrig lässt.
Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 16.063 öffentliche Ladepunkte zugebaut. Damit stieg die Zahl zum 1. Juli auf insgesamt 134.226 Ladepunkte. Das bedeutet laut BDEW-Zahlen ein Plus von knapp 14 Prozent innerhalb von sechs Monaten.
Auch bei der Ladeleistung habe Deutschland ordentlich zugelegt: Diese stieg im gleichen Zeitraum um 0,9 auf 6,3 GW – ein Zuwachs von rund 17 Prozent. Im Vergleichszeitraum 2023 lag der Zubau bei 15.408 Ladepunkten und 0,8 GW. Dabei notiert der Zubau an Ultraschnellladern (HPC) auf einem Rekordhoch von mehr als 3000 Ladepunkten. Diese Zahlen übertreffen laut Verband die europäischen Mindestziele für die installierte Ladeleistung weiterhin um das Doppelte.
Problematisch ist aus Sicht des Verbands die niedrige Belegung der Ladesäulen: Im Durchschnitt waren von den Ladesäulen nur 14,5 Prozent zeitgleich belegt – mit sinkender Tendenz. Die Belegung sei regional sehr unterschiedlich. Sie variiert demnach zwischen 3 und 23 Prozent.
Viele Geländewagen, wenig Kompakte
Auf der Fahrzeugseite war ohne Umweltbonus mit 184.125 neu zugelassenen Elektroautos ein Zuwachs zu verzeichnen, der um 17 Tsd. über dem ersten Halbjahr 2022 lag. Auffällig sei, dass das Segment von Klein- und Kompaktwagen mit 26 Prozent Marktanteil nur halb so groß ist wie das Segment der SUV und Geländewagen (56 Prozent). Bei den Verbrenner-Pkw liegen diese beiden Segmente dagegen praktisch gleichauf.
Die Energieunternehmen investieren in den Ausbau von Ladesäulen. Sie tun dies „im Vertrauen auf das Ziel, im Jahr 2030 15 Millionen E-Pkw im Markt zu haben und die vorhandenen regulatorischen Rahmenbedingungen, die dafür sorgen, dass dieses Ziel auch erreicht wird“, so Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Die Unternehmen bräuchten Verlässlichkeit. Denn nur mit mehr Elektroautos auf den Straßen bleibe auch der Ausbau von Ladesäulen ein attraktives Geschäftsmodell. (wa)