E-Mobilität

Eigenen Tarif an fremde Ladesäule mitnehmen

In einem Pilotprojekt wollen vier Unternehmen ein virtuelles Bilanzierungsgebiet für Elektromobilität aufbauen.
13.06.2023

Autofahrer sollen an einer fremden Ladesäule zum Tarif des eigenen Stromanbieters laden können.

An einer fremden öffentlichen Ladesäule zum Tarif des eigenen Anbieters laden zu können – so lautet das Ziel eines gemeinsamen Projekts des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, des Verteilnetzbetreibers Stromnetz Berlin, des Startups decarbon1ze und des Ökostromanbieters Lichtblick.
 
Kern der Zusammenarbeit sei, dass der Strombezug an einer öffentlichen oder halb-öffentlichen Ladesäule nicht mehr ausschließlich an deren Betreiber gekoppelt ist. Nutzer sollen ihren eigenen Anbieter über ihr jeweiliges Abrechnungssystem mitnehmen können.

Strom wird über den eigenen Anbieter abgerechnet

Die Zuordnung der Strommengen erfolgt über ein virtuelles Bilanzierungsgebiet. Sie wird über den Bilanzkreis des eigenen Stromanbieters abgerechnet. Dazu testen die vier Unternehmen derzeit die dahinterstehenden IT-Prozesse.
 
Grundlage dafür sind Netzzugangsregeln für Elektromobilität der Bundesnetzagentur (BNetzA) aus dem Jahr 2021. Eine Bedingung der Behörde ist, dass der Ladepunktbetreiber jeden Ladevorgang exakt bilanzieren und abrechnen kann. Ein regelzonenweites Bilanzierungsgebiet sei dafür die wirtschaftliche Basis.

Daten müssen zu Netzbetreibern und Anbietern kommen

Aus technischer Perspektive ist es dabei erforderlich, dass beim Aufladen eines E-Fahrzeuges die Abrechnungsdaten an der Ladesäule zu den Netzbetreibern und dem Stromanbieter durchgeleitet werden. Erst dann könne der Strombezug ordnungsgemäß im Bilanzkreis verbucht werden.
 
Über Bilanzkreise werden Erzeugung und Verbrauch der jeweilig verantwortlichen Akteure zusammengefasst. Diese müssen ein Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Einkauf auf der einen und Verbrauch und Verkauf auf der anderen Seite sicherstellen. Bei kurzfristigen Abweichungen muss der Übertragungsnetzbetreiber Regelenergie einsetzen. Je genauer die Datengrundlage, desto besser können die Bilanzkreise geführt werden. So verringert sich auch der Einsatz von Regelenergie durch den Übertragungsnetzbetreiber. (wa)