E-Mobilität

In sieben Jahren fliegen wir Taxi

Eine Horváth-Studie hält Flugtaxi-Pilotstrecken ab 2025 für realistisch – und sieht Autohersteller in guter Position.
12.02.2019

"Schon 2025 werden Flugtaxis in großen Städten auf ersten, festgelegten Routen Passagiere transportieren" – das prognostiziert Daniel Guffarth, Leiter einer aktuellen Studie "Urban Air Mobility" der Managementberatung Horváth & Partners. Autonomes Fliegen und autonomes Fahren stünde Endkunden dann parallel als neue Fortbewegungsart zur Verfügung. "Sobald die ersten Pilotprojekte erfolgreich sind, wird sich auch in Deutschland die Politik für Versuchsstrecken und Betriebsrouten öffnen und die Restriktionen, die vor allem auf Hobby-Drohnen gemünzt sind, anpassen", prophezeit Guffarth.

In der Initialphase von Urban Air Mobility (UAM) ab 2025 werden sich Flugtaxis in Megacitys oder Metropolregionen ab zehn Millionen Einwohnern etablieren, glaubt Guffarth. In Deutschland könnten sich Pilotstrecken auf stark strapazierten Pendlerstrecken durchsetzen. Generell seien in Deutschland neben innerstädtischer Mobilität auch Stadt-Land- oder Stadt-Stadt-Verbindungen zur Entlastung des Berufsverkehrs von hoher Relevanz.

Etablierung ab 2035

In einer zweiten Phase ab 2035 werde sich UAM weltweit als Mobilitätsdienstleistung etablieren, mit Regelstrecken für den Transport mehrerer Personen pro Flugkapsel in nahezu jeder Metropole. 125 Millionen Stunden werden Flugtaxis den Berechnungen zufolge 2035 bereits in der Luft sein. Bis 2050, wenn der öffentliche Personennahverkehr mit Flugtaxis auch in kleineren Städten mit bis zu 600.000 Einwohnern Normalität sein wird, steigen die Flugstunden der Studie zufolge auf neun Milliarden Stunden an.

Automobilhersteller als Anbieter von Lufttaxis werden gegenüber Luftfahrtunternehmen von der Bevölkerung bevorzugt, heißt es in der Studie. „Sie punkten durch Markenbekanntheit, Kundennähe und vielfache positive Erfahrungen in punkto Qualität und Sicherheit. Gerade deutsche Premiumhersteller verfügen über einen Vertrauensvorschuss“, so Guffarth. Langfristig werden autonomes Fahren und autonomes Fliegen zu einem Gesamtmarkt „autonome Mobilität“ verschmelzen. Marktteilnehmer mit langfristig guten Erfolgsaussichten benötigen also idealerweise in beiden Bereichen ein Standbein - ein weiteres Pro für die Automobilindustrie.

Hauptgeschäft liegt in Vermittlung und Services

So sehr aktuell die Technik im Fokus steht – mit ihr wird im UAM-Markt nicht am meisten verdient werden. Die Produktion von Flugtaxis werde lediglich fünf Prozent am Gesamtmarkt ausmachen, der Betrieb maximal ein Drittel. Auf die Flugvermittlung sowie begleitende Services soll mit 55 Prozent der Löwenanteil entfallen. Solche Zusatzservices reichen von Gastronomie-, Entertainment- oder Entspannungsangeboten innerhalb der Flugkapseln über die Beförderung zu oder von den Flugtaxihaltestellen bis hin zu Shoppingoptionen auf dem Flug. (wa)