E-Mobilität

Kaufprämie: Interesse an Elektro-Autos bleibt verhalten

Das Ziel von einer Million E-Mobilen bis 2020 rückt in weite Ferne. Selbst der öffentliche Sektor setzt kaum auf alternative Antriebe wie das Beispiel Bayern zeigt.
03.04.2018

Die staatliche Prämie zum Kauf von Elektro-Autos stößt auch nach fast zwei Jahren nur auf verhaltenes Interesse. Bis Ende März wurden in Deutschland insgesamt 57 549 Anträge auf den Zuschuss gestellt, wie das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) am Dienstag in Eschborn mitteilte. Davon waren 33 318 Anträge für reine Elektro-Autos und 24 214 für Plug-In-Hybride, der Rest entfiel auf Brennstoffzellen-Fahrzeuge.

Die Elektro-Prämie kann seit Anfang Juli 2016 beim Bafa beantragt werden. Die Förderung gilt rückwirkend für Fahrzeuge, die seit dem 18. Mai 2016 gekauft wurden. Für reine Elektrowagen mit Batterie gibt es 4000 Euro, für Hybridautos sind es 3000 Euro. Finanziert werden die Prämien je zur Hälfte vom Bund und vom jeweiligen Hersteller.

Fördermittel für 300 000 Fahrzeuge

Die Fördermittel reichen für mehr als 300 000 Fahrzeuge. Die Mittel, die bis Ende Juni 2019 nicht abgerufen werden, verfallen. Bis Ende März kamen den Angaben zufolge 26 561 Anträge von Privatpersonen und von 29 906 Unternehmen. 541 Kommunale Betriebe und Zweckverbände beantragten den Zuschuss.

Als Grund für die schleppend angelaufene Nachfrage nach Elektro-Autos gilt das noch dünne Netz an Ladestationen. Da die Fahrzeuge zudem relativ geringe Reichweiten haben, sind viele Autokäufer skeptisch. Von ihrem ambitionierten Ziel, bis 2020 eine Million E-Autos auf deutsche Straßen zu bringen, hat sich die Bundesregierung bereits distanziert.

China eilt voraus

Weltweit hinkt Deutschland in diesem Feld hinterher: Nach einer aktuellen Studie des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) in Baden-Württemberg ist der Bestand an Elektroautos weltweit auf 3,2 Millionen gestiegen. In China fahren bislang 1,2 Millionen E-Autos, in den USA rund 750 000, in Japan etwas mehr als 200 000, in Norwegen 187 000 und in Deutschland lediglich 93 000.

Wichtig wäre, dass gerade der öffentliche Sektor vorangeht. Doch das Beispiel Bayern zeigt die Defizite: Der Freistaat hat vergangenes Jahr 1821 neue Dienstfahrzeuge angeschafft, davon waren nur 47 mit Elektroantrieb, weitere 42 waren mit einem Hybrid-Antrieb ausgestattet, berichtet die bayerische Staatsregierung auf Anfrage des SPD-Landtagsfraktionschefs Markus Rinderspacher. Damit komme der Freistaat auf eine Quote von lediglich 4,89 Prozent.

Bayern bricht mit eigenen Zielen

Kurios: Damit breche die bayerische Staatsregierung sogar mit ihrem eigenen Ziel, die Zahl elektromobiler Fahrzeuge bei Neuanschaffungen im staatlichen Fuhrpark auf 20 Prozent zu erhöhen. Dies hatte die Regierung in einen Landtagsbeschluss von März 2016 beschlossen.„Die CSU-Alleinregierung ist bei der Förderung der Elektromobilität kein Vorbild. Sie setzt weiter auf einen fossilen Fuhrpark statt auf moderne und umweltfreundliche Dienstwagen“, betont Rinderspacher.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft weist auf eine Bringschuld hin. Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer: "Beim Aufbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge ist die Energiewirtschaft in den letzten Jahren massiv in Vorleistung gegangen. Jetzt ist die Automobilindustrie am Zug: Sie muss endlich Modelle auf den Markt bringen, die in Preis und Leistung den Nutzererwartungen entsprechen." Eine Kaufprämie sei zwecklos, wenn das Produkt nicht attraktiv und bezahlbar sei. Die Bundesregierung sollte daher Instrumente wählen, die wirklich etwas in Gang setzten: Ambitionierte CO2-Grenzwerte für Autoflotten und Nutzfahrzeuge wären zum Beispiel ein wirksamer Beschleuniger für den Umstieg auf klimaschonende Fahrzeuge, so Kapferer.

Förderprogramme umschichten

Da sich der Betrieb der Ladesäulen aufgrund der geringen Anzahl von E-Fahrzeugen heute noch nicht lohne, sind die von der Politik aufgelegten Förderprogramme enorm wichtig - die bereitgestellten Fördermittel für die Ladeinfrastruktur werden auch erfreulich stark nachgefragt. Wenn die für die Kaufprämie bereitstehenden öffentlichen Gelder - insgesamt 600 Mio. Euro - nicht vollständig abgerufen werden, sollten diese in das Ladesäulenprogramm umgeschichtet werden. (al/dpa)