E-Mobilität

Ohne Förderung bleibt Elektromobilität Luxus

Europäischer Herstellerverband ACEA fordert verlässliche und gezielte Hilfen. Kritik an Frankreich und Deutschland.
15.10.2025

Eine verlässliche Förderung ist wichtig für den Hochlauf von Elektromobilität, heißt es bei den Autoherstellern.

Von Jürgen Walk

Die Verbreitung von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) in der Europäischen Union bleibt weiterhin stark von staatlichen Anreizen geprägt. Besonders die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass die Zukunft des Marktes entscheidend von planbaren und zielgerichteten Förderprogrammen abhängt, heißt es in einer Studie des europäischen Autohersteller-Verbands ACEA. Länder mit stabilen und umfangreichen Unterstützungsmaßnahmen erreichen deutlich höhere Marktanteile. In Staaten mit sinkenden oder auslaufenden Subventionen dagegen lasse die Dynamik spürbar nach.

Ein Blick auf die aktuelle Marktsituation verdeutliche die Unterschiede innerhalb Europas. In Staaten mit hohem Pro-Kopf-Einkommen wie Dänemark, den Niederlanden oder Finnland liegt der BEV-Anteil an Neuzulassungen weit über dem EU-Durchschnitt. Dänemark verzeichnet inzwischen fast zwei Drittel aller Neuwagen als vollelektrische Modelle. Die Niederlande und Finnland liegen bei rund einem Drittel. Demgegenüber erreichen einkommensschwächere Länder wie Bulgarien, Polen oder die Slowakei Marktanteile von unter sieben Prozent. Ohne gezielte Fördermaßnahmen bleibe der Zugang zu Elektromobilität für breite Bevölkerungsschichten erschwert.

Vorbild Polen und Slowenien

Die Analyse der Förderprogramme zeige, dass gezielte monetäre Anreize unmittelbare Wirkung entfalten. Polen hat mit dem 2025 gestarteten "NaszEauto"-Programm die BEV-Zulassungen binnen weniger Monate mehr als verdoppelt. Auch Slowenien beobachtet nach Einführung eines neuen Zuschussmodells einen Anstieg der Neuzulassungen um 89 Prozent. Spanien erzielte durch die Verlängerung des MOVES-III-Programms einen fast gleich hohen Zuwachs und erreichte erstmals einen Anteil von über acht Prozent. Portugal sticht ebenfalls hervor: Mit einem gestaffelten System aus Kaufprämien, Steuerbefreiungen und unternehmensbezogenen Vorteilen konnte das Land seinen Anteil bei Neuzulassungen auf über 21 Prozent steigern.

In Ländern, die ihre Förderungen zurückfahren, zeichnet sich hingegen ein gegenteiliger Trend ab. Frankreich reduzierte die Zuschüsse drastisch und ersetzte sie durch komplexere, einkommensabhängige Programme. Trotz gezielter sozialer Ausrichtung blieb ein spürbarer Impuls auf den Gesamtmarkt bislang aus. Ähnliche Effekte zeigen sich in Deutschland, wo der abrupte Stopp der Umweltprämie Ende 2023 die BEV-Nachfrage deutlich bremste. Belgien erlebte nach dem vorzeitigen Auslaufen der flämischen Kaufprämie zwar noch ein moderates Wachstum, jedoch mit sinkender Dynamik, so der Verband.

Für die kommenden Jahre sei entscheidend, dass die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten langfristige und verlässliche Anreizstrukturen schaffen. Die geplanten Vorschläge der Europäischen Kommission zur Elektrifizierung von Unternehmensflotten könnten ein bedeutender Schritt sein. Nur durch die Kombination aus stabilen Subventionen, steuerlichen Vorteilen und planbaren Rahmenbedingungen lasse sich der notwendige Markthochlauf erreichen, um die Klimaziele im Straßenverkehr zu erfüllen.

Die Europäische Kommission plant, den Fokus künftig stärker auf leichte Nutzfahrzeuge und Unternehmensflotten zu legen. Neue Vorschläge sehen vor, diesen Markt mit gezielten Anreizen zu stimulieren, anstatt auf verbindliche Vorgaben zu setzen. Damit soll die Elektrifizierung über den privaten Pkw-Bereich hinaus beschleunigt werden. Für eine breite und nachhaltige Transformation bleibt laut ACEA jedoch entscheidend, dass Anreize langfristig verlässlich sind und den Preisunterschied zu Verbrennerfahrzeugen mindern.