E-Mobilität

Stadtwerke Bonn: Statt E-Bussen nun wieder Diesel

Die Stadtwerke Bonn (SWB) planen, ihren Busfuhrpark bis 2030 komplett auf Elektrobetrieb umzustellen. Doch es gibt ein Problem.
17.01.2018

Die Stadtwerke Bonn (SWB) wollen ihren Busfuhrpark bis 2030 komplett auf Elektrobetrieb umstellen.

Sechs E-Busse sind bereits in der Bundesstadt am Rhein im Einsatz, sie stammen vom Hersteller Sileo aus Salzgitter. Dazu hat sich Bonn einem EU-Programm, mit dem der Nahverkehr ökologisch umgestaltet werden soll, angeschlossen. Das Problem: in der täglichen Nahverkehrsroutine lässt die Zuverlässigkeit der Sileo-Fahrzeuge deutlich zu wünschen übrig. Daran scheitert derzeit die weitere Umstellung der alten, dieselbetriebenen Busflotte, wie Michael Henseler von den SWB desillusioniert feststellt: "Eine kurzfristige komplette Umstellung der Dieseltechnologie auf Elektromobilität scheint derzeit nicht realisierbar."

Die Sileo-Busse, die in Bonn im Rahmen des EU-Programms eingesetzt werden, haben größere Batterien als Konkurrenzmodelle. Daraus resultiert eine hohe Reichweite, so dass tagsüber auf Zwischenladungen im Streckennetz verzichtet werden kann, die sechs Fahrzeuge müssen lediglich nachts im Betriebshof aufgeladen werden – eigentlich. Doch in den Wintermonaten reduziert sich die Leistung der Batterie im Vergleich zum Sommer deutlich – im harten Alltag wird derzeit empirisch erprobt, wie viel Leistung an einem Frosttag verlorengeht. Der Leistungsabfall ist sehr gravierend: so viel ist bereits sicher. Die Busse der SWB werden derzeit wegen dieses Problems und anderer Kinderkrankheiten bei Sileo in der Werkshalle in Salzgitter nachgerüstet, um ihre Einsatzzeiten zu erhöhen.

Hat sich etwa die böse Industrie schon wieder verschworen?

Rolf Beu, der Vorsitzende des Bonner Verkehrsausschusses, ist von den Sileo-Bussen sehr überzeugt. Er kritisiert, dass E-Busse von den großen nationalen Anbietern Mercedes-Benz, Evo-Bus und MAN, die ansonsten rund 90 Prozent aller in Deutschland eingesetzten Linienbusse produzieren, bisher nicht angeboten werden. "Anscheinend wollen Mercedes, Evo-Bus, und MAN ihre marktbeherrschende Stellung ausnutzen und zunächst ihre Investitionen für ihre Euro-6-Dieselbusse wieder hereinholen", so der Grüne. Doch auch er sieht das praktische Problem: "Da nutzen auch keine Investitionszuschüsse, wenn die Betriebskosten für die gegenwärtigen E-Busse sich als unwirtschaftlich hoch erweisen."

Doch der SWB-Mann Henseler möchte sich auf Verschwörungstheorien nicht einlassen. Er betont: "Die sechs Busse, die im regulären Linienverkehr eingesetzt werden, liegen bezüglich der Verfügbarkeit noch deutlich unter den Dieselbussen." Dem konnte sich Beu, der den Grünen angehört, nicht verschließen: "Wenn ein Dieselbus durch einen E-Bus ersetzt würde, müssten etliche Fahrten schlicht ausfallen. Auch aus diesem Grund wurden bei den Stadtwerken 2017 wieder ausschließlich Dieselbusse angeschafft." Und vielleicht merkt man in Bonn auf diese Weise, dass die neuesten Euro-6-Diesel nicht so schlecht sind wir ihr Ruf. (sig)