ÖPNV

Auch der Gleisbau dieselt nicht mehr lange

Eine große Gleisbaumaschine kann bis zu 1000 Liter pro umzubauendem Kilometer verbrauchen. Daher untersucht die TU Graz Antriebsalternativen.
19.01.2023

Matthias Landgraf von der TU Graz untersuchte fossilfreie Antriebsalternativen für Gleisbaumaschinen.

Gleise müssen regelmäßig instandgehalten und erneuert werden. Dazu braucht es Spezialbaumaschinen, die großteils mit Dieselmotoren angetrieben werden. Besonders große Gleisbaumaschinengruppen mit einer Länge von mehreren Hundert Metern brauchen dabei bis zu 1000 Liter Diesel pro umzubauenden Gleiskilometer.

Betrieb und Wartung der Maschinen sind ressourcenintensiv. Gleichzeitig sind die Spezialfahrzeuge auf eine lange Lebensdauer ausgelegt. Da könne man nicht ad hoc „mit einer Innovation dazwischen grätschen und Maschinen verschrotten, die erst vor zehn Jahren beschafft wurden, sagt Matthias Landgraf von der Technischen Universität (TU) Graz.

Ein Drittel könnte mit Oberleitung arbeiten

Gemeinsam mit Plasser & Theurer, einem Hersteller von Gleisbaumaschinen, untersuchte die TU Graz die optimale fossilfreie Antriebstechnologie. Daraus ergeben sich Empfehlungen zu alternativen Lösungen für unterschiedliche Gleisbaumaschinen: Gut 35 Prozent der eingesetzten Maschinen könnten demnach aus technischer und rechtlicher Sicht ihren Energiebezug über die Oberleitung abdecken. Das sei jedenfalls die energieeffizienteste Lösung, so Landgraf.

Für Gleisbaumaschinen bis 800 Kilowattstunden (kWh) Energiebedarf empfehlen die Forschenden eine Batterielösung als Hybrid mit Oberleitung zum Aufladen. Mittelfristig werde es hier auch Weiterentwicklungen am Energiesektor geben, die einen Einsatz von reinen Batterielösungen ermöglichen könnten. Für Maschinen über 800 kWh elektrischem Energiebedarf sei ein Antrieb mittels Brennstoffzellen optimal. Bestehende Maschinen könnten überbrückend auf Bio- oder synthetische Kraftstoffen sowie mittelfristig auch auf Flüssigwasserstoff in Kombination mit einem Verbrennungskraftmotor zurückgreifen.

Die Vorschriften werden ohnehin strenger

Es sei anzunehmen, dass auch diese Maschinen zukünftig strengeren Vorschriften unterliegen werden, sagt Landgraf. Auch seitens der Bahngesellschaften steige das Bewusstsein. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), Prorail in Holland, die Deutsche Bahn und weitere Bahngesellschaften wollen spätestens ab 2030 keine neuen fossil betriebenen Maschinen mehr beschaffen.

Die ÖBB Infrastruktur AG habe bereits einen wesentlichen Schritt gesetzt und 56 alternativ betriebene Instandhaltungsmaschinen von Plasser & Theurer beschafft. Davon sollen die ersten bereits 2023 im Einsatz sein.

Ein nicht unwesentlicher Nebenschauplatz: Fossilfreie Nebenfahrzeuge im Eisenbahnwesen tragen nicht nur erheblich zur Verringerung der CO2-Bilanz der Bahn bei. Elektrisch betriebene Schienenfahrzeuge vermeiden den Ausstoß von Stickoxid und Feinstaub und sind sehr viel leiser. Das sei positiv besonders für Menschen, die an Bahnstrecken wohnen oder an den Maschinen selbst arbeiten. (wa)