ÖPNV

Bad Birnbach: Fahrerloser E-Bus auf der Landstraße

Nicht Berlin, nicht Hamburg, nicht München – das niederbayerische Bad Birnbach ist Vorreiter beim autonomen Fahren im öffentlichen Nahverkehr. In der Marktgemeinde ist ein fahrerloser E-Bus künftig auch auf einer Landstraße unterwegs.
07.10.2019

Nach zweijährigem Testbetrieb wird die Route des fahrerlosen Busses in Bad Birnbach erweitert.

Bereits seit zwei Jahren pendelt das Fahrzeug innerhalb der Marktgemeinde zwischen dem Zentrum und der Therme.

"Wir schreiben Geschichte", sagte am Montag Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) zu dem Pilotprojekt der Deutschen Bahn. Es zeige die Mobilität der Zukunft und soll den öffentlichen Nahverkehr im ländlichen Raum stärken.

Immer ein Mitarbeiter dabei

Nun wurde die Strecke erweitert und der Bahnhof angeschlossen. Es ist der erste fahrerlose Elektrobus, der in Deutschland im öffentlichen Nahverkehr unterwegs ist.

Der Bus bietet Platz für sechs Personen. Zusätzlich ist aber ein Mitarbeiter an Bord, der notfalls in den autonomen Fahrbetrieb eingreifen kann.

Weg vom Ballungszentrum

Das Projekt sei gezielt nicht in Ballungszentren gestartet worden, sagte Scheuer. Der Bus ermögliche es gerade auch älteren Menschen, mobil zu bleiben. Zudem sei er klimafreundlich und sicher.

90 Prozent der Unfälle auf deutschen Straßen seien auf menschliches Versagen zurückzuführen, so der Minister.

Viele Passagiere

Dass die Menschen Vertrauen in den autonom fahrenden Bus gefasst hätten und sich für die Technik begeistern ließen, zeige sich an der Zahl der Passagiere. 40.000 Personen seien in den vergangenen zwei Jahren mitgefahren.

"Wir sind nicht schlechter als das Silicon Valley, wir sind in Bad Birnbach mindestens genauso gut", betonte Scheuer während einer Testfahrt mit dem Bus.

Pendler und Touristen im Fokus

In Bad Birnbach werden nun Pendler und Touristen mit dem E-Bus am Bahnhof abgeholt oder dort auch abgesetzt. Zwischen 8 und 18 Uhr soll jeder der stündlich fahrenden Züge am Bahnhof erreicht werden.

Dafür sind zwei Busse des französischen Herstellers EasyMile im Einsatz. Es handelt sich inzwischen schon um Busse der zweiten Generation. Diese seien mit einem stärkeren Motor, WLAN und einer Heizung ausgestattet. Ein Bus koste etwa 300.000 Euro, gab Projektleiter Chris Büttner Auskunft.

Hindernisse und Witterung ein Problem

Bei Hindernissen stoppt das Fahrzeug automatisch. Um ein auf der Strecke falsch parkendes Auto könne der Bus allerdings noch nicht selbstständig herumfahren, er würde stehen bleiben und warten.

Das Ausweichen muss dann der Mitarbeiter an Bord in die Wege leiten. Der Bus ist zurzeit maximal für ein Tempo von 15 Stundenkilometern zugelassen. Falls einer der beiden E-Busse gewartet werden muss oder zu heftiger Schneefall das autonome Fahren erschweren würde – etwa weil Schneeflocken die Sensoren blockieren –, dann steht ein regulär betriebener Kleinbus als Ersatzfahrzeug bereit. (dpa/ab)