ÖPNV

Erste autonom fahrende Straßenbahn in Potsdam vorgestellt

Die ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH hofft von dem Projekt in vielfältiger Weise zu profitieren. Mittelfristig soll die Depotautomatisierung kommerziell nutzbar gemacht werden.
17.09.2018

Siemens Mobility stellt im Rahmen der InnoTrans 2018 gemeinsam mit der ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH das Forschungsprojekt zur weltweit ersten autonom fahrenden Straßenbahn vor.

Im Rahmen der internationalen Fachmesse für Verkehrstechnik "InnoTrans" hat die Siemens Mobility GmbH am heutigen Montag in Potsdam die erste autonom fahrende Straßenbahn der Welt vorgestellt. Kooperationspartner bei dem Projekt ist die ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH, die hierzu eine Straßenbahn vom Typ Combino zur Verfügung stellen. Die Erprobung erfolgt auf einem sechs Kilometer langen Gleisabschnitt mit drei Haltestellen und ohne Fahrgäste. Die bisherigen Testfahrten liefen und laufen sicher und kontrolliert ab, heißt es in der Pressemitteilung der Stadtwerke Potsdam.

Fahrer kann in Geschehen eingreifen

In der Fahrerkabine sitzt ein Fahrer der ViP, der jederzeit in das Fahrgeschehen eingreifen und eine Notbremsung durchführen kann. Dies war die Grundvoraussetzung, um die Testfahrten im realen Straßenverkehr durchführen zu dürfen. Die autonome Straßenbahn fährt zwischen dem Betriebshof der ViP und der Wendeschleife Gaußstraße überwiegend auf eigenem Gleiskörper, kreuzt mehrere nicht so stark befahrene Straßen mit und ohne Ampelregelung.

Die ViP geht davon aus, dass die anstehende Fahrzeuggeneration auch in den nächsten Jahren noch einen Fahrer benötigen wird. "Bei der anstehenden Beschaffung neuer Straßenbahnen werden Assistenzsysteme eine wichtige Rolle spielen", erläutert Oliver Glaser, technischer Geschäftsführer der ViP. In der autonomen Tram kämen auch Komponenten solcher Systeme zur Vermeidung von Unfällen zum Einsatz, die Straßenbahn werde dadurch noch sicherer.

"Bürger und unsere Fahrer profitieren doppelt"

"Somit werden wir und die Potsdamer Bürger und unsere Fahrer doppelt vom Test profitieren", bekräftigt Glaser. In der langfristigen Planung würden die Entscheidungen der ViP davon abhängen, wie sich die Technik weiterentwickelt. Die Kosten für das Forschungs- und Entwicklungsprojekt sowie für den Umbau trägt Siemens komplett, die Erkenntnisse können aktuell noch nicht kommerziell genutzt werden. Die heutige Vorstellung und der erreichte Entwicklungsstand stellen den erfolgreichen Abschluss eines Teilprojektes dar, heißt es.

Das Gesamtprojekt wird nun mit einer Studie zu konkreten Möglichkeiten und Potentialen einer (Teil-) Automatisierung des Betriebshofes fortgesetzt. Auch diese Studie wird in Potsdam durchgeführt, Projektpartner sind die Siemens Mobility GmbH und das FZI Forschungszentrum Informatik der Universität Karlsruhe und die ViP. Mittelfristig soll auf dieser Basis eine erste Stufe des autonomen Fahrens in Form der Depotautomatisierung kommerziell nutzbar gemacht werden.

Lassen sich zeitintensive Rangierprozesse automatisieren?

"Es geht insbesondere um die Überprüfung, ob zeitintensive Rangierprozesse auf dem Betriebshof automatisiert werden können. Daraus werden neue Technologie- und Prozessentwicklungen abgeleitet", sagt Oliver Glaser.  Ziel sei die praktische Demonstration, um zu sehen, welche Schritte zeitnah umgesetzt werden könnten. Die Ergebnisse würden sowohl in die Planungen des Um- und Ausbaus des heutigen ViP-Betriebshofes einfließen als auch in die Konzeption eines Betriebsstützpunktes im Potsdamer Norden. (hoe)