ÖPNV

Fahrpreise im Nahverkehr werden steigen

VDV kündigt an, fehlende Gelder mittelfristig auf die Tickets umschlagen zu müssen – nicht sofort, aber in den kommenden Preisrunden.
30.05.2022

Der Nahverkehr wird in den kommenden Jahren wohl teurer werden.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) rechnet nach dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets mit steigenden Preisen im Nahverkehr. Hintergrund seien fehlende Ausgleichszahlungen des Bundes etwa für höhere Spritpreise.

„Wir werden mittelfristig die fehlenden Gelder auf die Fahrpreise umschlagen müssen oder das Angebot einschränken“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Die Ticketpreise werden also weiter steigen – nicht direkt zum 1. September, aber in den nächsten Preisrunden. Leider kommen wir dann in die Situation, dass Menschen, die ohnehin schon belastet sind, für ihre Fahrten mehr bezahlen müssen.“

Gutes Angebot ist wichtiger als der Preis

Er gehe nicht davon aus, dass viele Menschen dauerhaft auf Busse und Bahnen umsteigen. „Ich sehe das Ticket durchaus positiv“, sagte Wortmann. Große Erwartungen habe er aber nicht. „Alle bisherigen Erfahrungen mit besonders günstigem ÖPNV zeigen: Zuerst muss das Angebot stimmen, der Preis ist zweitrangig.“

Mit dem 9-Euro-Monatsticket können Fahrgäste jeweils im Juni, Juli und August mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch ganz Deutschland fahren. Die Tickets sind Teil des Entlastungspakets der Ampel-Koalition wegen der hohen Energiepreise und sollen auch ein Anreiz für die weitere Nutzung des ÖPNV sein.

Es wird volle Busse und Züge geben

Das Angebot könne laut Wortmann zu einer aufgeladenen Stimmung in den Verkehrsmitteln führen. „Ich möchte nicht von Chaos sprechen, aber es wird sehr viele volle Züge und Busse geben“. Dies gelte insbesondere für manche Verbindungen zu Freizeitzielen wie Sylt, die Ostseeküste, das bayerische Oberland oder den Chiemgau.

„Bei ganz vollen Zügen droht sicherlich eine angespannte Stimmung unter den Reisenden und Fahrgästen.“ Es seien „im absoluten Extremfall“ auch Angriffe auf Mitarbeiter möglich. (dpa/wa)