ÖPNV

Hochbahn will U-Bahn automatisieren

Die Linien U2 und U4 im Hamburger Osten sollen in den kommenden Jahren im 100-Sekunden-Takt fahren können.
10.11.2022

An der künftigen U4-Haltestelle Horner Geest sollen automatisierte U-Bahnen halten.

Alle 100 Sekunden eine U-Bahn. So soll das U-Bahn-Angebot der Zukunft im Hamburger Osten aussehen können. Wo heute pro Stunde und Richtung bis zu 20 000 Fahrgäste befördert werden können, sollen es künftig bis zu 30 000 Fahrgäste sein. Mit der Automatisierung der ersten Hamburger U-Bahn-Linien bereitet die Hamburger Hochbahn im Osten der Stadt eine deutliche Verbesserung des Nahverkehrsangebots vor.
 
Die Automatisierung des U-Bahn-Betriebes werde die Fahrerinnen und Fahrer nicht ersetzen. Sie werden weiterhin für den Fahrgastwechsel verantwortlich sein. Im Bedarfsfall können sie jederzeit eingreifen. Die Fahrt selbst aber wird vollautomatisch und über Rechner gesteuert erfolgen. Nur so sei der 100-Sekunden-Takt erreichbar.

Digitale Aufrüstung

Im Rahmen des Projekts U-Bahn100 werden die U-Bahn-Linien U2 von Mümmelmannsberg bis Christuskirche und U4 auf kompletter Länge vorbereitet. Dazu müssen Stellwerke und Fahrzeuge digital aus- und aufgerüstet werden.
 
Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hochbahn, erklärt: „Mit der Automatisierung wird U-Bahn-Fahren zu einem komplett neuen Erlebnis. Bei einem 5-Minuten-Takt benötige ich als Fahrgast keinen Fahrplan mehr. Ein 100-Sekunden-Takt heißt, dass ich keiner U-Bahn mehr hinterherlaufen muss. Die Beobachtungen aus anderen europäischen Städten legen nahe, dass Fahrgäste mit diesem System entspannter sind, nicht mehr die Treppen herunterrennen oder versuchen, beim Türschließen noch in die U-Bahn zu springen.“ Gleichzeitig verbessere der automatisierte Betrieb auch die Energiebilanz, denn die Fahrt wird auf Energieeinsparung optimiert.

Flexibler Abstand statt starrem Block

Für den automatisierten Betrieb müssen alle sechs Stellwerke entlang der Strecke aufgerüstet werden. Diese Aufgabe übernimmt Siemens in Abstimmung mit der Hochbahn. Alstom verantwortet die Umrüstung der bestehenden Fahrzeuge. Bei der Ausschreibung neuer Fahrzeuge, die gerade läuft, sind diese Anforderungen bereits enthalten. Für einige ältere Fahrzeuge, die ab Mitte des Jahrzehnts nach und nach ersetzt werden, ist eine Umrüstung wirtschaftlich und technisch nicht sinnvoll. Sie werden nicht mehr auf der U2/U4 eingesetzt. Das Investitionsvolumen für das Projekt U-Bahn100, das bis 2029 abgeschlossen sein soll, beträgt rund 200 Millionen Euro.

Beim Projekt wird eine komplett neue Zugsicherungstechnologie eingesetzt. Bislang müssen nachfolgende U-Bahnen immer in Blöcken mit festgelegtem Abstand zueinander fahren. Im neuen System „Moving Block“ kommunizieren U-Bahnen miteinander sowie mit den Stellwerken. Dabei fahren sie in einem bewegten Raumabstand, der geringer sein kann als der feste Block. Das verringere Störungen und ermögliche einen stabileren und verlässlicheren Betrieb. (wa)